
- •Aufgabe 2
- •Über die novelle „die zwei söhne"
- •Bertolt Brecht „Die zwei Söhne"
- •Aufgaben zur erschliEßUng des textinhalts
- •Aufgabenstellungen zum stilistischen Aspekt
- •Über den roman „ole bienkopp"
- •Textauszug
- •Aufgaben zur erschliebung des textinhalts
- •Aufgabenstellungen zum grammatisch-stilistischen Aspekt
- •Aufgabenstellungen zum stilistischen Aspekt
Über den roman „ole bienkopp"
Das Thema des Romans ist die Umgestaltung des Dorfes der DDR in den Jahren 1951—1959. Der Roman handelt vom Kampf Bienkopps und seiner Freunde um eine „neue Bauerngemeinschaft" im Dorf Blumenau. Der Roman enthält auch eine scharfe Kritik an Bürokratismus, Gleichgültigkeit und Routine bei der Arbeit mit Menschen. Bei seiner rastlosen Tätigkeit für das Neue und bei seinem entschlossenen, aber auch mit eigensinniger Verbissenheit geführten Kampf gegen Fehler und Unzulänglichkeiten findet der Held den Tod. Die Stärke des Romans liegt nicht allein in seinen kritischen Elementen, sondern vor allem in dem großen positiven Programm des Helden, dessen Verwirklichung den Bauern ein sinnvolles, schöpferisches und freudiges Leben ermöglichen soll.
Der Held des Romans Ole Hansen, im Roman Ole Bienkopp genannt, ist ein fest mit den Menschen aus seiner Umgebung und mit seiner Umwelt verwurzelter Bauer, ein außergewöhnlicher Charakter, ein großes Menschenkind, ein Träumer, ein Schöpfer, ungestüm in der Arbeit und in der Liebe, leidenschaftlich, freilich häufig auch unberechenbar.. Seine uneigennützige Liebe zu den einfachen Menschen macht den Inhalt seines Lebens aus. Sein Erfindungsreichtum und Neuerertum, seine produktiven Beziehungen zur Natur offenbaren schöpferisches Wollen und Können. Als einer überragenden Persönlichkeit von großer Ausstrahlungskraft gelingt es ihm, Menschen zu überzeugen und für den gesellschaftlichen Fortschritt zu gewinnen.
Die nachstehende Episode könnte man als Entengeschichte betiteln. Schon als Hirtenjunge hatte Ole einen Traum: Herr über die mächtigen, schönen Entenvögel zu werden. Dieser Traum bleibt lange Jahre eine Illusion, bis Ole als reifer Mann seine kühnen Pläne verwirklichen kann.
Diese Episode ist eine der zentralen Partien des Romans, weil sie eine der Leitideen des Aufbaus der Titelfigur und darüber hinaus des gesamten Werkes bildet.
„Er hat bis unter die Sterne gegriffen und sich ins Leben ziehender Vögel gemischt. Was der Mensch alles kann! Sein Jugendtraum hatte ihn nicht belegen". In diesen Worten Erwin Strittmatters liegt die Wertung der Leistung Ole Bienkopps.
Textauszug
Seit seinen Hirtentagen trägt Bienkopp einen Traum umher. Manche Menschenträume sind aus
Spinnfäden gewoben. Bienkopps Traum scheint aus Netzgarn geknüpft zu sein. Der junge Ole steht in diesem Traum unter dem Frühlingshimmel. Über die Wolkengebirge schwebt eine Schar Zugvögel aus südlichen Gastländern ins Nistland zurück. Der Leitvogel trompetet. Ole erschauert, und der süße Schauder macht, daß dem Jungen ein Lied beifällt .Der reine Zauber!
Ole hat das Lied nirgendwo gehört; er brachte es wohl mit auf die Welt. Er pfeift das Lied, und der Leitvogel antwortet aus der Luft. „Teräääh!" Er segelt auf die Kuhweide herab, und die Vogelherde folgt ihm. Sie setzt sich zu Ole Hansens Füßen. Der Junge füttert die reisedürren Vögel; sie recken die Hälse, schauen er-wartungsvoll auf Öles Hände und schnattern. Dann sind die Vögel satt. Sie erheben sich und fliegen davon. Am Himmel ordnen sie sich zu zwei Reihen, zu einem Keil. Eine unbekannte Keilschrift ist an den Himmel geschrieben. Nur
Ole kann sie lesen.
Träume ohne Taten sind taube Blüten. Wieder ist's Sonntag. Bienkopp sattelt sein
asthmatisches Motorrad und reist bis an die Meeresküste. Seine alte Maschine verspeist die Kilometer mit Mühe wie eine Großmutter die Brotkanten.
Bei einem Fischer kauft Bienkopp Flugenten: neunzig Mutterenten und zehn Erpel.
Er fährt heimzu. Es wird Nacht. Das Motorrad klappert und plauzt, doch Bienkopps Phantasie übertrifft das Getön. Ihm ist's, als flöge ein Schof Enten mit Gekrächz und Geschnarr oben am Sternhimmel den Blumenauer Gefilden zu.
Drei Tage später kommen die Flugenten auf dem Bahnhof in Oberhof an. Bienkopp beschneidet den flugfreudigen Vögeln die Schwingen und sperrt sie in einen Stall der Hühnerweide. Die Entenvögel tummeln sich tagsüber im Vorgatter, zierliche Tiere, schnittig wie Wildenten und zutraulich wie die Entenvögel der Inder.
Bienkopp muss die Enten zähmen. Die Entendressur wird ihm für Tage das Wichtigste der Welt Er streut Körnerfutter unter einen Fliederbaum und pfeift dazu. Er pfeift das Hirtenjungenlied von damals. „Jetzt geht's im Fluge vorwärts; der Vorsitzende spielt mit Enten", stichelt Mampe Bitter. Er hat schon ein Taschenfläschchen Wodka hinter sich.
In der Tat: Das merkwürdige Tun des Vorsitzenden mutet an wie ein Spiel! In Bienkopps verschimmeltem Kastanienkopf ist die kindliche Schöpferkraft noch immer wie ein heiteres Tänzchen zugange. Beim Pfeifen des Hirtenliedchens sagt er die Worte in Gedanken mit. Später summt er, und dann singt er sie:
Fort, grauer Ganter, fliege!
Der Nebel steigt.
Der Ammer schweigt.
Der Frost ist steif.
Der Schnee ist reif.
Zerschneid mit deinen Schwingen
den schwarzen Hagelwolkenhauf!
Die grünen Winde singen.
Eine Woche vergeht. Bienkopp öffnet das Gatter. Die Enten watscheln zögernd in den großen Genossenschaftshof. Sie beschnattern Ackerwagen und Maschinen; sie bequarren Pferde und Hunde. Wenn wo Wasser rinnt, laufen sie herzu, halten die Köpfe schief und lauschen dem Geplätscher.
Da rinnt Schlempe für die Rinder aus einem Wagenfaß in die Futtereimer. Die Enten vernehmen es wassergierig und versuchen, im Sand zu tauchen. Die Leute lachen, am meisten Mampe Bitter. Hühnermutter Nietnagel verteidigt die Enten. „Wie menschlich! Ich kenn einen Mann, dem hüpft der Adamsapfel, wenn Flaschen aneinanderklirren". Mampe-Bitter wendet sich beleidigt ab. „Sei froh, dass du die Saufsucht nicht hast!"
Nach der Herbstmauser sind Bienkopps Enten wieder flügge. An einem Frühfrostmorgen erheben sie sich und umkreisen die Genossenschaftsgebäude. Zweihundert Flügel flirren und pfeifen. Ein schwarzer Erpel übernimmt das Leit der Herde. Der Aufwind fährt den Vögeln unter die Flügel. „Wart, wart!" schreit der Leitvogel über der Hofkastanie. Bienkopp, der Entenlehrer, bezieht den Ruf auf sich. Er lächelt zufrieden.
Die Vögel entdecken das große Wasser, den Kuhsee. Sie streichen dorthin ab.
Es wird Mittag. Die Vögel kommen nicht zurück. Bienkopp lächelt nicht mehr ganz zufrieden.
Es wird Nachmittag. Bienkopp kaut an seiner Stummelpfeife. Er schaut den Himmel hinauf und hinunter. Am Kuhstall steht Theo Timpe, der Melker, und grinst. „Wie wird das Wetter?"
Es dunkelt. Die Feldbaubrigade kommt heim. Bienkopp schaut den Himmel ab. Die Leute der Feldbaubrigade bleiben stehen. „Was gibt's zu sehn?" Sie helfen dem Vorsitzenden schaun.
Sogar der neue Parteisekretär Karl Krüger ist sich nicht zu schade, hoffend in den Himmel zu sehn. Bienkopp ist der Mann, der in einer Jahrmarktsbude das Nagelrad anstieß. Wird er den Räucheraal gewinnen?
Die Hühner sind längst auf der Sitzstange, da kommen die Enten. „Wart, wart!" Sie kreisen über den Hühnerställen. Bienkopp lächelt unsicher. Sein Kopf dreht die Entenkreise mit. Sein Mund pfeift das Entenlied: „Fort, grauer Ganter, fliege!" Theo Timpe, Mampe-Bitter, Karl Krüger und die Leute der Feldbaubrigade starren.. Es rauscht. Die Enten fahren hernieder.
Bienkopp futtert sie. Der Leiterpel schnappt ihm Brotbrocken aus der Hand. Karl Krüger nimmt den verschwitzten Hut ab und nickt anerkennend. „Qualitätsarbeit !" Bienkopp wird vor Stolz ein Stück länger. Er ist der Herr der Traumvögel aus seiner Hütejungenzeit.