
5.3. Antonyme
5.3.1. Theoretische Probleme der Antonymie
Die Antonymie ist eine sprachliche Erscheinung, die einen Gegensatz zur Synonymie bildet. Der Terminus „Antonym" ist griechischer Herkunft, seine Bestandteile bedeuten: anti - „Gegen", onoma - „Name", also „Gegenname". Die Antonyme können folglich definiert werden als Wörter dergleichen Wortart, die in ihrer semantischen Struktur eine oder einige Hauptbedeutungen mit dem entgegengesetzten dinglich-begrifflichen Gehalt haben.
Die Hauptschwierigkeit bietet hier das Verständnis des Begriffs „entgegengesetzte Bedeutung". Die Wörter können nach verschiedenen Gesichtspunkten einander gegenübergestellt bzw. entgegengesetzt werden. Einerseits können die Verben nach dem Merkmal „Tätigkeit - Zustand" entgegengesetzt werden, z.B.- arbeiten- schlafen, laufen -stehen usw. Zum anderen können sie sich auch durch andere entgegengesetzte Handlungen
220
bzw. Prozesse unterscheiden, z.B. aufsteigen - absteigen, schlafen - wachen usw. Die Substantive können ebenfalls nach unterschiedlichen Oppositionen gegenübergestellt werden: nach dem biologischen Geschlecht, z.B. Mann - Frau, Junge - Mädchen usw., nach den „reziproken sozialen Rollen", z.B. Herr - Diener, Arzt - Patient usw. Viele Antonyme im adjektivischen Bereich lassen sich im übertragenen Sinn auf einer angenommenen Achse nach ihrer Entfernung von einem „Nullpunkt" anordnen, z.B. groß - klein, kalt - heiß usw.
Nicht geklärt bleibt also die Frage, Merkmale welcher Art als antonymische anerkannt werden sollen.
Die Antonymie erfasst somit nur bestimmte Bereiche des Wortschatzes und spiegelt ein polares Denken wider. Die Gegensätzlichkeit ist eine der Grundkategorien der Philisophie. Dabei werden nach dem Typ des Gegensatzes drei Arten von logischen Andersseinrelationen unterschieden:
kontradiktorische (eine Kontradiktion bilden zwei Kontrastwörter, die in einem polaren Gegensatz stehen und sich gegenseitig ausschließen): Leben - Tod; Armut -Reichtum; Sonne - Regen; Freund - Feind; legal - illegal; wachen - schlafen; lachen - weinen; weiblich - männlich; ledig - verheiratet. Sie drücken also eine logische Negation des gegensätzlichen Begriffes aus (d.h.anwesend -abwesend, sein -nichtsein).
konträre (sie bezeichnen abstufbar zwei Begriffe, d.h. mit einer Skala zwischen den Polen): heiß-^> warm —*■ lauwarm —*■ kühl —* kalt-* eisig; feucht - trocken; nass -trocken. Die abstufbaren Antonyme stehen in einem relativen Gegensatz zueinander. Hier liegt das Verhältnis der Konversivität vor. Die Konversivität ist eine Beziehung zwischen zwei Wörtern, von denen das eine die semantische Umkehrung (зворотній бік) des anderen darstellt. Eine und dieselbe Handlung wird unter Beibehaltung derselben Aktanten von verschiedenen Standpunkten aus gesehen und bezeichnet: Steigung - Gefälle; Einfahrt -Ausfahrt; kaufen - verkaufen; geben - nehmen; geben - bekommen; steigen - sinken; gewinnen - verlieren; mieten - vermieten; beladen —entladen; enthüllen -verhüllen; fragen -antworten.
komplementäre (доповнювальні): die Beziehung zwischen den komplementären Wörtern kann man als Entweder-Oder-Beziehung charakterisieren. Für sie gilt eine zweiseitige Implikation: wenn nicht a, dann nicht b und wenn nicht b, dann nicht a. Komplementäre Wörter sind in ihrer Beziehung zueinander absolute Gegenpole, es gibt keine Zwischenstufen, die Negation einer lexikalischen Einheit setzt die Behauptung der anderen: Kater - Katze, Mangel -Überfluss, farbig -farblos, verheiratet - unverheiratet, bekannt -unbekannt
Nicht gelöst bleibt ferner auch das Problem, ob man zur Antonymie eine solche Erscheinung zählen darf, wo das eine und dasselbe Wort bzw. der eine und derselbe Lautkörper zwei entgegengesetzte Bedeutungen besitzen, z.B.: Abfetten (1) etw. mit Fett durchsättigen
(2) Fett von etw. entfernen Borgen (1) geben
(2) erhalten Aufheben (1) aufbewahren
(2) abschaffen Aufrollen (den Teppich) (1) (згорнути)
(2) (розгорнути) Leihen (1) borgen - позичати кому-небудь
(2) ausborgen - позичати в кого-небудь Ausgabe (l) Geldaufwand витрата
(2) das Ausgeben z.B. von Banknoten видача
221
(Див. укр.: прорахунок, прослухати, сходити, сходження, позичати, колись, халат, герой, слава: От прийде Олександра, вижене її з хати, наробить слави на ціле життя - і минеться щастя, мов сон хороший. М.Коцюбинський. На віру.)
Diese Erscheinung hat sogar keine einheitliche terminologische Bezeichnung: „Enantiosemie", „antonymische Homonymie", „Homoantonymie" oder auch „irmerwörtliche Antonymie". Noch Beispiele:
der Ausgang - 1)Beginn: der Redner nahm ein aktuelles Ereignis zum Ausgang
seiner -Betrachtungen. 2)Ende: Wir erwarteten den Ausgang der Konferenz mit Spannung der Beichtiger - 1) духовник, сповідач;
2) сповідник(ця), той, що розкаюється die Botmässigkeit - 1) панування, влада;
2) залежність ausstehen - 1) бути відсутнім;
2) бути виставленим напоказ (про товар) die Dämmerung- 1) світанок
2) сутінки die Mauer(Berliner)- 1) несвобода
2) свобода (nach dem Fall)