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- •Vom Nervenspezialisten Dr. Brassen.
- •In Müllers Eingeweiden herum
- •In beiden Ohren Posaunengeschmetter.
- •Im Gehörgang ließen sich leicht begreifen.
- •In beiden Ohren Trommelfeuer.
Spezialisten
Der Geist der Medizin ist schwer zu fassen…
J.W. Goethe
Herr Müller hatte Ohrensausen,
und damit ging er zu Doktor Hausen,
Spezialist für Nasen und Ohren.
Der begann sofort in den Ohren zu bohren
Und sagte am Ende, er sei der Meinung,
das sei eine rein nervöse Erscheinung.
Er solle sich untersuchen lassen
Vom Nervenspezialisten Dr. Brassen.
Herr Müller eilt mit gelindem Grausen
Und unvermindertem Ohrensausen,
sich Doktor Brassen zu unterwerfen
zwecks Reparatur seiner Nerven.
Der perkutiert ihm sämtliche Teile,
fragt Müllern nach seiner Weltanschauung
und eröffnet ihm nach einer Weile,
er leide nur an schlechter Verdauung,
als Magen- und Darmspezialist
empfehle er ihm Professor Quist.
Professor Quist wühlt ernst und stumm
In Müllers Eingeweiden herum
Und fragt, nach Magen- und Leberstößen,
wo eigentlich die Beschwerden säßen.
Herr Müller entgegnete, über den Magen
Wie über die sonstigen Eingeweide
Habe er keinen Anlass zu klagen,
und dass er seit Tagen sozusagen
an schrecklichem Ohrensausen leide.
Professor Quist macht «hm», «hm»! Und «so-so»!
Das wäre so was wie Hysterie.
Die Krankheit säße ganz anderswo
Und gehöre in die Psychiatrie.
Als Spezialisten für solche Fälle
Empfehle er ihm Sanitätsrat Nölle.-
Herr Müller eilt wie das Donnerwetter,
In beiden Ohren Posaunengeschmetter.
Sanitätsrat Nölle, mit freundlicher Brille,
guckt ihm bedächtig in die Pupille,
fordert Herrn Müller zum Sitzen auf,
fragt nach Glaubensbekenntnis und Lebenslauf
und verkündet ihm schließlich das Resultat:
Herr Müller wäre kein Psychopath.
Und die Geräusche von Trommeln und Pfeifen
Im Gehörgang ließen sich leicht begreifen.
Hier handle es sich nach seiner Meinung
Um relativ harmlose Erscheinung,
nämlich um sogenanntes Ohrensausen.
Er empfehle ihm Herrn Doktor Hausen.
Herr Müller rast, ihm ist nicht geheuer,
In beiden Ohren Trommelfeuer.
Herr Doktor Hausen versichert ihm nur,
sein Leiden wäre nervöser Natur,
und er rate ihm nochmals zu Doktor Brassen,
der würde die Sache richtig anfassen.
Herr Müller, gepeitscht von Erinnyen und Furien,
Herr Müller greift zu Verbalinjurien.
Doktor Hausen ist davon so wenig erbaut,
dass er ihm einst hinter die Ohren haut.
„Ha“, ruft Herr Müller, „das Sausen ist aus“,
zahlt fünfzehn Mark, begibt sich nach Haus,
und sagt zu sich selbst: Mag es sein, wie es ist,
ein Spezialist bleibt ein Spezialist!