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Фоностилистика.doc
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2. Stilistisch bedingte Besonderheiten der Aussprache

2.1. Die Sprechweise hängt vor allem von der Sprechsituation ab; bei einer privaten Unterhaltung im Alltagsleben oder beim öffentlichen Vortrag ändert sich die phonetische Ausgestaltung der Rede.

Die Aussprache im Stil der Alltagsrede zeichnet sich durch gewisse Lässigkeit aus: die unbetonten Vokale werden leicht reduziert, einzelne Konsonanten fallen aus, manche Silben werden verschluckt, die Endungen undeutlich ausgesprochen. Daraus entstehen Verschmelzungen, Verkürzungen, die die Alltagsrede charakterisieren: runter, rüber, warn; ich hab‘ sag‘ mir.

Dienstwörter verschmelzen miteinander oder mit den Vollwörtern: siehste = siehst du; hammer = haben wir; inn Krieg ziehen = in den Krieg ziehen.

In der Poesie findet sich die Apokope (Wegfall) von „e“ oft (wegen Rhythmus / Reim), aber auch als Stilisierung der Volkssprache.

Morgens steh‘ ich auf und frage:

Kommt feins Liebchen heut‘?

Abends sink‘ ich hin und klage:

Ausblieb sie auch heut‘ (Heine).

Den Gegensatz dazu bietet die Ausasprache bei öffentlichen Reden, auf der Bühne: alle Laute sollen klar ausgesprochen, alle Worte deutlich voneinander abgegrenzt werden.

2.2. Die Besonderheiten der Aussprache können zur Gestaltung des Sprachporträts dienen. Die Aussprache verrät die lokale Herkunft des Menschen, das soziale Milieu, das kulturelle Niveau, das Alter und Geschlecht. Das alles kann sich teilweise in der lautlichen Gestaltung der Rede äußern. Man kann geschraubt, übertrieben betont oder schlicht reden, Dialekt oder deutsche Hochlautung sprechen.

Man muß auch die Eigenart der Aussprache der Jugendlichen beachten. Es handelt sich dabei um konventionelle / usuelle typische Merkmale, aber nicht um individuelle Besonderheiten.

Die gefühls- und affektmäßige Rede beeinflußt die Aussprache mancher Leute: die kurzen Vokale werden gedehnt, die langen Vokale überdehnt; gedehnt werden auch vortonige Konsonanten; die Dehnung ermöglicht den Ausdruck verschiedener Emotionen:

Lliieber Freund! – kann Entzücken, Ironie, Trauer, Entrüstung, überzeugendes Zureden, Bedauern bezeichnen. Jedes Mal ist ein anderer Tonfall hörbar.

Rrrraus! Neiin!

Die vokalische Dehnung kann zur Charakteristik einer schroffen, lauten Rede im Kommandoton dienen: Rechts um! Im Gleichschritt – maarsch!

Graphisch wird die gefühlsmäßige Aussprache verschieden dargestellt – durch Verdoppelung der Buchstaben, Striche oder Pünktchen.

Eine starke Erregung verursacht Stottern; auch aus Verlegenheit oder Schüchternheit erfolgen die Störungen der deutschen Aussprache. Das wird vom Autor zur Charakteristik des Gemütszustandes der handelnden Personen verwendet.

Wilhelm (steif in die Höhe schnellend, mit starrem Ausdruck und lallender stimme) V-Vater? – Wie? – Wie? – m…mit m… einem V…ater? (er wankt, taumelt wie ein Blödsinniger und sucht seine Sachen zu ergreifen). (G. Hauptmann, Das Friedensfest)

Die phonetischen Fehler können charakterologische Bedeutung haben, z.B. in der Sprache eines Kindes, eines Ausländers.

Eine falsche Aussprache von Fremdwörtern kann als Mittel der Ironie in der Figurensprache dienen. Sie zeugt vom prahlerischen Bestreben eines nicht genügend gebildeten Menschen.