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IlFrnk / Немецкий / Ilya_Frank_Nemetskiy_yazyik_s_E_M_Remarkom_T

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/недостатки/ натолкну = в них ткну)? »Na schön (ну ладно), dann nicht«, sagte ich und ließ alle Hoffnung fahren. Der Mann wollte nicht, das war klar.

37Aber da wandte er sich plötzlich um (вдруг обернулся: sich umwenden), sah mir voll in die Augen und sagte leise und scharf und sehr rasch (быстро): »Was kostet der

Wagen?«

38»Siebentausend Mark«, erwiderte ich, ohne mit der Wimper zu zucken (не дрогнув и ресницей), wie aus der Pistole geschossen (словно выстрелив из пистолета: schießen). Dieser Mann durfte nicht merken, dass ich auch nur einen Moment überlegte (размышлял, раздумывал), das wusste ich. Jede Sekunde Zögern (колебания; zögern – колебаться, медлить) hätte tausend Mark gekostet, die er abgehandelt hätte (выторговал бы: handeln – действовать; торговать). »Siebentausend Mark netto (чистыми)«, wiederholte ich fest und dachte: Wenn du jetzt fünf bietest, hast du ihn weg (получишь).

39Aber Blumenthal bot gar nichts. Er stieß nur ein kurzes Schnaufen aus. »Viel zu teuer!«

40»Natürlich!« sagte ich und gab den Fall endgültig auf (окончательно сдался,

решил, что это дело: «случай» безнадежно: etwas aufgeben – быть вынужденным отказаться от чего-либо, сдаться).

41»Wieso natürlich?« fragte Blumenthal auf einmal ziemlich menschlich.

42»Herr Blumenthal«, erwiderte ich, »haben Sie heutzutage (в нынешние времена) schon mal jemanden getroffen, der auf einen Preis was anderes antwortet?«

43Er sah mich aufmerksam an. Dann zog so etwas wie der Schimmer eines Lächelns (проблеск улыбки) über sein Gesicht. »Stimmt. Aber der Wagen ist wirklich zu teuer.«

44Ich traute meinen Ohren nicht (не верил ушам). Da war er ja endlich, der richtige Ton! Der Ton des Interessenten (заинтересованного покупателя)! Oder war das wieder ein neuer verfluchter Dreh (дьявольский трюк)?

45In diesem Augenblick kam ein eleganter Stutzer (франт, щеголь) durch das Hoftor. Er zog eine Zeitung aus der Tasche, verglich (сравнил: vergleichen) die Hausnummer noch einmal und schritt auf mich zu. »Ist hier der Cadillac zu verkaufen?«

46Ich nickte und sah sprachlos auf den gelben Bambusspazierstock (тросточку; der Stock – палка) und die Wildlederhandschuhe (перчатки из натуральной кожи; wild –

дикий) des Stutzers.

47»Könnte ich ihn mal sehen«, fragte der weiter, ohne eine Miene zu verziehen (не меняя выражения лица).

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48 »Das ist er hier«, sagte ich, »aber vielleicht gedulden Sie sich einen Moment (будьте любезны подождать; die Geduld – терпение), ich habe noch zu tun. Wollen

Sie solange drinnen Platz nehmen (пока садитесь, пожалуйста, в помещении: «внутри»)

49Der Stutzer horchte einen Augenblick auf das Summen des Motors (к гудению; summen – жужжать, гудеть), machte erst ein kritisches, dann ein anerkennendes Gesicht (его лицо выразило уважение; anerkennen – признавать; erkennen –

узнавать) und ließ sich von mir in die Werkstatt führen.

50»Idiot«, knurrte ich ihn an (прорычал) und ging dann rasch zu Blumenthal zurück.

51»Wenn Sie den Wagen einmal gefahren haben, werden Sie anders über den Preis denken«, sagte ich. »Sie können ihn gern so lange probieren, wie Sie wollen. Vielleicht kann ich Sie auch abends zu einer Probefahrt abholen, wenn Ihnen das besser passt

(подходит)

52Aber die flüchtige Regung (но мимолетный порыв, побуждение) war bereits verflogen (уже прошел, улетучился; sich regen – шевелиться). Blumenthal stand schon wieder da wie ein Gesangvereinspräsident (как председатлеь певческого общества; der Gesang – пение; der Verein – объединение, клуб /по интересам/) aus Granit. »Lassen Sie nur (оставьте это)«, sagte er, »ich muss jetzt gehen. Wenn ich eine Probefahrt machen will, kann ich Ihnen ja noch telefonieren.«

53Ich sah, dass vorläufig (пока, временно) nichts weiter zu machen war. Dieser

Mann war nicht zu bereden (его нельзя было уговорить). »Gut«, erklärte ich, »aber wollen Sie mir nicht Ihre Telefonnummer geben, damit ich Ihnen Bescheid sagen kann (чтобы я Вам смог сообщить; der Bescheid – ответ, разъяснение; справка,

информация), wenn noch ein Interessent da ist?«

54Blumenthal sah mich merkwürdig an (странно). »Interessenten sind noch keine

Käufer.«

55Er zog eine Zigarrentasche heraus und hielt sie mir hin. Auf einmal rauchte er. Sogar Corona-Coronas – er musste Geld wie Heu haben (денег у него, должно быть,

куры не клюют: das Heu – сено). Aber es war mir schon egal. Ich nahm die Zigarre.

56Er gab mir freundlich die Hand und ging. Ich sah ihm nach und verfluchte ihn leise

(проклял), aber gründlich (основательно). Dann ging ich zurück in die Werkstatt.

57 »Na«, begrüßte mich der Stutzer Gottfried Lenz, »wie hab' ich das gemacht? Sah, wie du da herumwürgtest (мучаешься; würgen – давить; душить), und wollte mal etwas nachhelfen. Ein Glück, dass Otto sich hier fürs Finanzamt umgezogen hat

(переоделся: sich umziehen)! Sah seinen guten Anzug (костюм) da hängen – sauste

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im Galopp 'rein (помчался туда /в помещение/: sausen – шуметь, свистеть /о

ветре/; мчаться, нестись /о человеке/), durchs Fenster 'raus und wieder hierher als seriöser Käufer! Gut gemacht, was?«

58»Idiotisch gemacht«, erwiderte ich, »der Mann ist schlauer (хитрее, хитроумней) als wir beide zusammen! Sieh dir die Zigarre an! Eine Mark fünfzig das Stück. Du hast mir einen Milliardär verjagt (прогнал)

59Gottfried nahm mir die Zigarre aus der Hand, beroch sie (обнюхал: beriechen) und zündete sie sich an. »Ich habe dir einen Schwindler verjagt (мошенника). Milliardäre rauchen nicht solche Zigarren. Die rauchen welche zu einem Groschen das Stück.«

60»Unsinn«, antwortete ich, »Schwindler nennen sich nicht Blumenthal. Die nennen sich Graf Blumenau oder so.«

61»Der Mann kommt wieder«, meinte Lenz, hoffnungsvoll wie immer, und blies mir den Raum meiner Zigarre ins Gesicht.

62»Der nicht«, sagte ich überzeugt. »Aber wie kommst du nur zu dem

Bambusknüppel (der Knüppel – дубинка) und den Handschuhen?«

63»Geliehen (одолжил: leihen). Drüben im Geschäft von Benn und Co. Ich kenne da die Verkäuferin. Vielleicht behalte ich den Stock sogar (оставлю себе). Er gefällt mir.« Selbstgefällig (самодовольно) wirbelte (стал размахивать; der Wirbel – водоворот; wirbeln – кружить/ся/) er den dicken Prügel (дубинку; prügeln – бить, избивать) duch die Luft.

64»Gottfried«, sagte ich, »du bist hier zu schade (погибаешь в пустую, жаль твоих

талантов). Weißt du was? Geh zum Variete. Da gehörst du hin (там тебе место; gehören – принадлежать; относиться)

1Die Braut ließ auf sich warten. Wir schoben deshalb das Dampfross des Bäckermeisters über die Grube und begannen, ihm die Vorderachse auszubauen. Ein paar Stunden arbeiteten wir ruhig, ohne viel zu reden. Dann hörte ich Jupp von der Benzinpumpe her das Lied: »Horch, was kommt von draußen ‘rein « pfeifen.

2Ich kletterte aus der Grube und schaute durchs Fenster. Ein kleiner, untersetzter Mann strich um den Cadillac herum. Er sah bürgerlich und solide aus. »Schau mal, Gottfried«, flüsterte ich, »sollte das da eine Braut sein?«

3»Klar«, sagte Lenz nach dem ersten Blick. »Sieh dir das Gesicht an. Der ist schon misstrauisch, bevor jemand da ist. Los, ‘ran! Idl bleibe hier als Reserve. Komme nach, wenn du es nicht schaffst. Denk an meine Tricks!«

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4»Gut.« Ich ging ‘raus.

5Der Mann sah mir aus klugen schwarzen Augen entgegen. Ich stellte mich vor. »Lohkamp.«

»Blumenthal.«

6Das war Gottfrieds erster Trick: sich vorzustellen. Er behauptete, es gäbe gleich eine intimere Atmosphäre. Sein zweiter Trick war, sehr reserviert zu beginnen und den Kunden auszuhorchen, um dann da einzuhaken, wo es richtig war.

7»Sie kommen wegen des Cadillacs, Herr Blumenthai?« fragte ich. Blumenthal nickte.

8»Da drüben ist er«, sagte ich und zeigte hinüber.

9»Das sehe ich«, erwiderte BlumenthaI.

10Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Achtung! dachte ich, ein Heimtücker!

11Wir gingen über den Hof. Ich öffnete eine Tür des Wagens und ließ den Motor an. Dann schwieg ich, um Blumenthal Zeit zur Besichtigung zu lassen. Er würde sicher etwas zu kritisieren haben; da wollte ich dann ansetzen.

12Aber Blumenthal besichtigte nicht. Er kritisierte auch nicht. Er schwieg ebenfalls und stand wie ein Ölgötze da. Es blieb mir nichts übrig, ich musste aufs Geratewohl vom Leder ziehen.

13Ich begann langsam und systematisch den Cadillac zu beschreiben, wie eine Mutter ihr Kind, und versuchte dabei herauszukriegen, ob der Mann irgend etwas verstand. War er Fachmann, dann musste ich mehr auf Motor und Chassis gehen

verstand er nichts, auf Komfort und Kinkerlitzchen.

14Doch er verriet auch jetzt nichts. Er ließ mich reden, bis ich mir vorkam wie ein Luftballon.

15»Wozu wollen Sie den Wagen haben? Für die Stadt oder für die Reise?« fragte ich schließlich, um vielleicht da einen Punkt zu finden.

16»Für alles mögliche«, erklärte Blumenthal.

17»Aha! Und wollen Sie ihn selbst fahren oder mit Chauffeur?«

»Je nachdem.«

18Je nachdem. Antworten gab der Mann wie ein Papagei. Er schien einem Orden schweigender Brüder anzugehören.

19Um ihn aufzumuntern, versuchte ich, ihn irgend etwas probieren zu lassen. Gewöhnlich wurden Kunden zugänglicher dadurch. Ich fürchtete, dass er mir sonst einschlief.

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20»Das Verdeck geht für ein so großes Kabriolett besonders leicht«, sagte ich. »Versuchen Sie selbst einmal, es zu schließen. Sie können es mit einer Hand.«

21Aber Blumenthai meinte, es wäre nicht nötig. Er sähe es schon. Ich warf die Türen krachend ins Schloss und rüttelte an den Griffen.

22»Nichts ausgeleiert. Fest wie das Steuer. Probieren Sie.«

23Blumenthal probierte nicht. Er fand es selbstverständlich. Eine verflucht harte Nuss.

24Ich führte ihm die Fenster vor. »Spielend leicht zu kurbeln. Stehen auf jeder Höhe fest.«

25Er rührte sich nicht.

26»Dazu unzerbrechliches Glas«, fuhr ich, schon leicht verzweifelt, fort. »Ein unschätzbarer Vorteil! In der Werkstatt drüben steht ein Ford – « Ich erzählte die Sache von der Frau des Bäckermeisters und schmückte sie noch etwas aus, indem ich ein Kind mit verunglücken ließ.

27Aber Blumenthal hatte ein Innenleben wie ein Kassenschrank.

28»Unzerbrechliches Glas haben alle Wagen«, unterbrach er mich, »das ist doch nichts Besonderes.«

29»Unzerbrechliches Glas gehört bei keinem Wagen zur Serienausrüstung«, erwiderte ich mit sanfter Schärfe. »Höchstens bei einigen Typen die Vorderscheibe. Auf keinen Fall aber die großen Seitenfenster.«

30Ich ließ die Hupen ertönen und ging zur Beschreibung des inneren Komforts über – der Koffer, der Sitze, der Taschen, des Schaltbretts –, ich ging bis in jede Kleinigkeit, ich reichte Blumenthal sogar den Zigarettenanzünder hin und benutzte die Gelegenheit, ihm eine Zigarette anzubieten, um ihn vielleicht damit etwas umzustimmen – aber er lehnte ab.

31»Ich rauche nicht, danke«, sagte er und sah mich so gelangweilt an, dass mir plötzlich ein fürchterlicher Verdacht kam: vielleicht wollte er gar nicht zu uns, vielleicht hatte er sich nur geirrt und wollte etwas ganz anderes kaufen, eine Maschine, um Knopflöcher zu nähen, oder einen Radioapparat, und er stand hier nur ein bisschen unschlüssig herum, ehe er weiterging.

32»Machen wir eine Probefahrt, Herr Blumenthal«, schlug ich schließlich, schon stark abgekämpft, vor.

33»Probefahrt?« erwiderte er, als hätte ich Bahnhof gesagt.

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34»Ja, Probefahrt. Sie müssen doch sehen, was der Wagen leistet. Er liegt wie ein Brett auf der Straße. Wie auf Schienen. Und die Maschine zieht an, als wäre das schwere Kabriolett eine Flaumfeder – «

35»Ach, Probefahrten – «, er machte eine wegwerfende Handbewegung, »Probefahrten zeigen nichts. Was am Wagen fehlt, merkt man immer erst hinterher.«

36Natürlich, du gußeiserner Satan, dachte ich ärgerlich, oder meinst du, ich stoße dich mit der Nase drauf? »Na schön, dann nicht«, sagte ich und ließ alle Hoffnung fahren. Der Mann wollte nicht, das war klar.

37Aber da wandte er sich plötzlich um, sah mir voll in die Augen und sagte leise und scharf und sehr rasch: »Was kostet der Wagen?«

38»Siebentausend Mark«, erwiderte ich, ohne mit der Wimper zu zucken, wie aus der Pistole geschossen. Dieser Mann durfte nicht merken, dass ich auch nur einen Moment überlegte, das wusste ich. Jede Sekunde Zögern hätte tausend Mark gekostet, die er abgehandelt hätte. »Siebentausend Mark netto«, wiederholte ich fest und dachte: Wenn du jetzt fünf bietest, hast du ihn weg.

39Aber Blumenthal bot gar nichts. Er stieß nur ein kurzes Schnaufen aus. »Viel zu teuer!«

40»Natürlich!« sagte ich und gab den Fall endgültig auf.

41»Wieso natürlich?« fragte Blumenthal auf einmal ziemlich menschlich.

42»Herr Blumenthal«, erwiderte ich, »haben Sie heutzutage schon mal jemanden getroffen, der auf einen Preis was anderes antwortet?«

43Er sah mich aufmerksam an. Dann zog so etwas wie der Schimmer eines Lächelns über sein Gesicht. »Stimmt. Aber der Wagen ist wirklich zu teuer.«

44Ich traute meinen Ohren nicht. Da war er ja endlich, der richtige Ton! Der Ton des Interessenten! Oder war das wieder ein neuer verfluchter Dreh?

45In diesem Augenblick kam ein eleganter Stutzer durch das Hoftor. Er zog eine Zeitung aus der Tasche, verglich die Hausnummer noch einmal und schritt auf mich zu. »Ist hier der Cadillac zu verkaufen?«

46Ich nickte und sah sprachlos auf den gelben Bambusspazierstock und die Wildlederhandschuhe des Stutzers.

47»Könnte ich ihn mal sehen«, fragte der weiter, ohne eine Miene zu verziehen.

48»Das ist er hier«, sagte ich, »aber vielleicht gedulden Sie sich einen Moment, ich habe noch zu tun. Wollen Sie solange drinnen Platz nehmen?«

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49Der Stutzer horchte einen Augenblick auf das Summen des Motors, machte erst ein kritisches, dann ein anerkennendes Gesicht und ließ sich von mir in die Werkstatt führen.

50»Idiot«, knurrte ich ihn an und ging dann rasch zu Blumenthal zurück.

51»Wenn Sie den Wagen einmal gefahren haben, werden Sie anders über den Preis denken«, sagte ich. »Sie können ihn gern so lange probieren, wie Sie wollen. Vielleicht kann ich Sie auch abends zu einer Probefahrt abholen, wenn Ihnen das besser passt.«

52Aber die flüchtige Regung war bereits verflogen. Blumenthal stand schon wieder da wie ein Gesangvereinspräsident aus Granit. »Lassen Sie nur«, sagte er, »ich muss jetzt gehen. Wenn ich eine Probefahrt machen will, kann ich Ihnen ja noch telefonieren.«

53Ich sah, dass vorläufig nichts weiter zu machen war. Dieser Mann war nicht zu bereden. »Gut«, erklärte ich, »aber wollen Sie mir nicht Ihre Telefonnummer geben, damit ich Ihnen Bescheid sagen kann, wenn noch ein Interessent da ist?«

54Blumenthal sah mich merkwürdig an. »Interessenten sind noch keine Käufer.«

55Er zog eine Zigarrentasche heraus und hielt sie mir hin. Auf einmal rauchte er. Sogar Corona-Coronas – er musste Geld wie Heu haben. Aber es war mir schon egal. Ich nahm die Zigarre.

56Er gab mir freundlich die Hand und ging. Ich sah ihm nach und verfluchte ihn leise, aber gründlich. Dann ging ich zurück in die Werkstatt.

57»Na«, begrüßte mich der Stutzer Gottfried Lenz, »wie hab' ich das gemacht? Sah, wie du da herumwürgtest, und wollte mal etwas nachhelfen. Ein Glück, dass Otto sich hier fürs Finanzamt umgezogen hat! Sah seinen guten Anzug da hängen

– sauste im Galopp 'rein, durchs Fenster 'raus und wieder hierher als seriöser Käufer! Gut gemacht, was?«

58»Idiotisch gemacht«, erwiderte ich, »der Mann ist schlauer als wir beide zusammen! Sieh dir die Zigarre an! Eine Mark fünfzig das Stück. Du hast mir einen Milliardär verjagt.«

59Gottfried nahm mir die Zigarre aus der Hand, beroch sie und zündete sie sich an. »Ich habe dir einen Schwindler verjagt. Milliardäre rauchen nicht solche Zigarren. Die rauchen welche zu einem Groschen das Stück.«

60»Unsinn«, antwortete ich, »Schwindler nennen sich nicht Blumenthal. Die nennen sich Graf Blumenau oder so.«

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61»Der Mann kommt wieder«, meinte Lenz, hoffnungsvoll wie immer, und blies mir den Raum meiner Zigarre ins Gesicht.

62»Der nicht«, sagte ich überzeugt. »Aber wie kommst du nur zu dem Bambusknüppel und den Handschuhen?«

63»Geliehen. Drüben im Geschäft von Benn und Co. Ich kenne da die Verkäuferin. Vielleicht behalte ich den Stock sogar. Er gefällt mir.« Selbstgefällig wirbelte er den dicken Prügel duch die Luft.

64»Gottfried«, sagte ich, »du bist hier zu schade. Weißt du was? Geh zum Variete. Da gehörst du hin.«

1»Sie sind angerufen worden«, sagte Frida, das schielende Dienstmädchen Frau Zalewskis (косоглазая служанка: schielen – косить глазами), als ich mittags auf einen Sprung naсh Hause kam.

2Ich drehte mich um. »Wann?«

3»Vor 'ner halben Stunde. War 'ne Dame.«

4»Was hat sie denn gesagt?«

5»Sie will abends noch mal anrufen. Aber ich habe ihr gleich gesagt, es hätte nicht viel Zweck (толку мало: der Zweck – цель). Sie wären abends nie zu Hause.«

6Ich starrte sie an (уставился). »Was? Das haben Sie gesagt? Herrgott, wenn Ihnen doch mal jemand telefonieren beibringen würde (хоть бы кто-нибудь научил вас

разговаривать по телефону)

7»Ich kann telefonieren«, erklärte Frida pomadig (высокомерно, чванливо; die Pomade – помада; pomadig – напомаженный). »Und zu Hause sind Sie abends auch so gut wie nie (практически никогда)

8»Das geht Sie doch gar nichts an (вас ведь то вовсе не касается)«, fluchte ich

(ругался). »Nächstens (в следующий раз, скоро) erzählen Sie noch, ob ich Löcher in den Strümpfen habe (есть ли у меня дырки в носках: das Loch; der Strumpf)

9»Kann ich ja machen«, gab Frida zurück und sah mich hämisch (злобно, лукаво,

язвительно) mit ihren roten entzündeten Augen an (своими воспаленными глазами; zünden – поджигать; sich entzünden – зажечься; воспалиться). Wir waren alte Feinde (враги: der Feind).

10Ich hätte sie am liebsten in ihren Suppentopf gesteckt (охотнее всего сунул бы ее в кастрюлю с супом: der Topf – горшок; кастрюля), beherrschte mich aber (сдержался: «овладел собой»), griff in die Tasche (сунул руку в карман: greifen –

схватить), drückte ihr eine Mark in die Hand (сунул ей в руку одну марку; drücken –

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жать) und fragte versöhnlich (примирительно: sich mit jemandem versöhnen –

мириться с кем-либо): »Hat die Dame nicht ihren Namen genannt?«

11»Nee«, sagte Frida.

12»Was hatte sie denn für eine Stimme? Ein bischen dunkel und tief und so, als wäre sie etwas heiser (как будто слегка охрипла)

13»Weiß ich nicht«, erklärte Frida phlegmatisch, als hätte ich ihr nie eine Mark in die Hand gedrückt.

14»Einen hübschen Ring haben Sie da an der Hand (красивое колечко), wirklich reizend (право прелестное; reizen – разражать /например, кожу/; дразнить;

привлекать)«, sagte ich, »und nun besinnen Sie sich mal genau (вспомните-ка поточней: sich besinnen – раздумывать, размышлять; вспоминать), ob Sie sich nicht doch erinnern.«

15»Nee«, erwiderte Frida, und die Schadenfreude (злорадство: der Schaden – вред

+ die Freude – радость) leuchtete ihr nur so aus dem Gesicht (прямо-таки сияло у

нее на лице).

16»Dann häng dich auf (повесься), du Satansbesen (чертова метелка: der Besen –

веник; метла)«, fauchte ich (прошипел: fauchen – фыркать, шипеть /например, о

кошке) und ließ sie stehen.

1»Sie sind angerufen worden«, sagte Frida, das schielende Dienstmädchen Frau Zalewskis, als ich mittags auf einen Sprung naсh Hause kam.

2Ich drehte mich um. »Wann?«

3»Vor 'ner halben Stunde. War 'ne Dame.«

4»Was hat sie denn gesagt?«

5»Sie will abends noch mal anrufen. Aber ich habe ihr gleich gesagt, es hätte nicht viel Zweck. Sie wären abends nie zu Hause.«

6Ich starrte sie an. »Was? Das haben Sie gesagt? Herrgott, wenn Ihnen doch mal jemand telefonieren beibringen würde.«

7»Ich kann telefonieren«, erklärte Frida pomadig. »Und zu Hause sind Sie abends auch so gut wie nie.«

8»Das geht Sie doch gar nichts an«, fluchte ich. »Nächstens erzählen Sie noch, ob ich Löcher in den Strümpfen habe.«

9»Kann ich ja machen«, gab Frida zurück und sah mich hämisch mit ihren roten entzündeten Augen an. Wir waren alte Feinde.

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10Ich hätte sie am liebsten in ihren Suppentopf gesteckt, beherrschte mich aber, griff in die Tasche, drückte ihr eine Mark in die Hand und fragte versöhnlich: »Hat die Dame nicht ihren Namen genannt?«

11»Nee«, sagte Frida.

12»Was hatte sie denn für eine Stimme? Ein bischen dunkel und tief und so, als wäre sie etwas heiser?«

13»Weiß ich nicht«, erklärte Frida phlegmatisch, als hätte ich ihr nie eine Mark in die Hand gedrückt.

14»Einen hübschen Ring haben Sie da an der Hand, wirklich reizend«, sagte ich, »und nun besinnen Sie sich mal genau, ob Sie sich nicht doch erinnern.«

15»Nee«, erwiderte Frida, und die Schadenfreude leuchtete ihr nur so aus dem Gesicht.

16»Dann häng dich auf, du Satansbesen«, fauchte ich und ließ sie stehen.

1Abends um sechs Uhr war ich pünktlich zu Hause. Als ich die Tür aufmachte, bot sich mir ein ungewohntes Bild. Auf dem Korridor stand Frau Bender, die Säuglingsschwester (сестра из приюта для младенцев: der Säugling – грудной ребенок, сосунок; saugen – сосать), umgeben von sämtlichen Damen der Pension (окруженная всеми дамами: sämtlich – все /без исключения/). »Kommen Sie mal her«, sagte Frau Zalewski.

2Die Ursache der Versammlung (причиной собрания) war ein schleifengeschmückter Säugling (разукрашенный бантиками: die Schleife), der vielleicht ein halbes Jahr alt war. Frau Bender hatte ihn aus ihrem Heim in einem Kinderwagen mitgebracht. Es war ein völlig normales Kind; aber die Damen beugten sich (склонялись, наклонились) mit einem Ausdruck so irrsinnigen Entzückens darüber (над ним с выражением такого неистового, безумного восторга; entzücken

– восхищать), als wäre es der erste Säugling, den die Welt hervorgebracht hätte (произвел на свет). Dazu stießen sie glucksende Rufe aus (к тому же, при этом они

испускали воркующие: «булькающие» выкрики: glucksen – издавать булькающие звуки, всхлипывать; der Ruf – выкрик, зов), zwirbelten mit den Fingern (вертели, крутили) vor den Augen der kleinen Kreatur (маленького создания: die Kreatúr) und spitzten die Lippen (складывали губы бантиком; spitz – острый). Sogar Erna Bönig in ihrem Drachenkimono (в своем драконовом кимоно: der Drache) beteiligte sich an dieser Orgie platonischer Mütterlichkeit (участвовала в этой оргии платонического

материнства).

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