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Лексикология современного немецкого языка 16 :: 17 :: 18 :: 19 :: Содержание 1.1.3.3. Struktur der Wortbedeutung

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der modernen Semantikforschung gehört die Einsicht 1. in die Komplexität und 2. in die strukturelle Beschaffenheit der lexikalischen Bedeutung. Das heißt:

1. Die lexikalische Bedeutung ist komplexer Natur. Sie enthält drei Komponenten: die denotative, signifikative und konnotative Komponente. Diese Komponenten resultieren aus den Funktionen des Wortzeichens, die oben (siehe 1.1.3.1.) besprochen wurden. Die denotative Komponente ist die in einer sprachlichen Äußerung realisierte Funktion des Zeichens, eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität (Gegenstand, Denotat) zu repräsentieren. Dieser Aspekt der Bedeutung wird als denotative Bedeutung bezeichnet.

Die signifikative Komponente resultiert aus der Funktion des Wortzeichens, das interindividuell invariante Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität zu sein. Auf Grund dieser Eigenschaft der Wortzeichen - eine kategoriale Abgrenzung zu schaffen, zu verallgemeinern und zu abstrahieren - können sie als Benennungen für ganze Klassen von Gegenständen dienen. Diese unikale Funktion des Wortzeichens der menschlichen Sprache wurde von W. I. Lenin in seiner bekannten Bemerkung charakterisiert: "Jedes Wort (Rede) verallgemeinert schon"35. Dieser Aspekt der Bedeutung wird als signifikative Bedeutung bezeichnet.

Da die denotative und die signifikative Komponente der Wortbedeutung eine Einheit bilden, werden sie in der Fachliteratur oft als denotativ-signifi-kative Komponente und entsprechend als denotativ-signifikative Bedeutung bezeichnet.

In der Semantiktorschung36 wurde der Versuch unternommen, die Bedeutungsformen weiter zu präzisieren: Unter denotativer Bedeutung wird umgekehrt die Bedeutung verstanden, die das bereits erwähnte interindividuell invariante Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität darstellt. Die Bedeutung, deren Funktion es ist, eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität zu vertreten und zu repräsentieren, wird referentielle Bedeutung genannt in Anlehnung an "Referent" (Gegenstand, Sachverhalt). "Denotat" wird in diesem Fall nicht wie bei Morris gebraucht, der diesen Terminus seinerzeit in der Bedeutung "Gegenstand, Sachverhalt" eingeführt hat, sondern als Bewusstseinsgehalt.

Die konnotative Komponente resultiert aus wertenden semantischen Merkmalen der signifikativen Bedeutung der betreffenden Wörter. In den Wertungen drücken sich die Beziehungen des Menschen zu den von ihm widergespiegelten Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Realität aus. Solche Wertungen werden in der signifikativen Bedeutung sprachlicher Zeichen als begrifflich wertende semantische Merkmale fixiert und kodifiziert. Vgl. Wörter wie Gelaufe, Visage, Früchtchen ("Taugenichts", "Nichtsnutz"), Flasche ("unfähiger Mensch, Versager, bes. auf sportlichem Gebiet"), Raumpflegerin ("Putzfrau"). Dieser Aspekt ergibt die konnotative Bedeutung.

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Das Vorhandensein der Konnotation bzw. der begrifflich wertenden Merkmale bestätigt die Eigenschaft der lexikalischen Bedeutung als sprachliche, gnoseologische Kategorie und ihren Unterschied zum Begriff als logische rationelle Kategorie.

Zum Unterschied von begrifflich wertenden semantischen Merkmalen werden Emotionen in einigen neueren semantischen Arbeiten37 anders betrachtet. Entgegen der in der Literatur weit verbreiteten Auffassung, dass in den Wortbedeutungen wertender Wörter auch Gefühlskomponenten enthalten wären, d.h. dass in die Bedeutungen solcher Wörter auch emotionale Reaktionen der Menschen eingingen, wird die folgende Ansicht vertreten:

Die Wortbedeutung kann nur begrifflich geprägt sein, folglich sind emotionale Elemente nicht in Form von zusätzlichen semantischen Merkmalen in der Bedeutung kodifiziert, sondern werden durch die Bedeutung ausgelöst. Emotionen sind infolgedessen nicht Komponenten der Wortbedeutung.

2. Die Bedeutung ist strukturiert, d.h. sie besteht aus einer Konfiguration von Bedeutungselementen, die in der linguistischen Forschung mit folgenden terminologischen Bezeichnungen belegt sind:

Seme, semantische Merkmale, Bedeutungselemente, semantische Komponenten, Noeme und andere weniger gebräuchliche Bezeichnungen wie semantische Marker und Distinktoren.

Die Vielfalt der Termini für die kleinsten Bestandteile der Wortbedeutung ist darauf zurückzufuhren, dass sie verschiedenen semantischen Beschreibungsmodellen der strukturellen und z.T. der generativen Semantik entstammen, z.B. Sem (Pottier, Greimas), semantisches Merkmal (Weinreich), semantischer Marker und semantischer Distinktor (Katz/Fodor), Noem (Meier). Seme sind also die kleinsten Bedeutungselemente als Bestandteile der lexikalischen Bedeutung. Diese wird dementsprechend als "Semem" bezeichnet.

Obgleich die Explikation der lexikalischen Bedeutung als Merkmalbündel erst in der Linguistik unserer Zeit wissenschaftlich fundiert und in der Wortforschung angewandt wurde, ist die Idee der Bedeutungszerlegung bereits Ende des 19. Jhs. ausgesprochen worden. So wies A. Rosenstein (1884) darauf hin, dass sich die Bedeutungen aus kleineren Elementen konstituieren, von denen je nach dem kontextualen Zusammenhang bald die einen, bald die anderen in den Vordergrund des Bewusstseins treten38.

Diese frühe Erkenntnis der semantischen Mehrgliedrigkeit der lexikalischen Bedeutung wurde von den Sprachforschern der älteren Semasiologie empirisch festgestellt. Sie, d.h. die semantische Mehrgliedrigkeit, ist eine Folge der Widerspiegelungstätigkeit des Bewusstseins, die eben die Merkmalstruktur der Objekte in der realen Wirklichkeit verallgemeinert und abstrahiert wiedergibt. Die detaillierte Beschreibungstechnik der Konfiguration der semantischen Elemente innerhalb der lexikalischen Bedeutung verdanken wir gerade den strukturorientierten Richtungen in der Sprachwissenschaft.

Die Konfiguration der semantischen Merkmale meint eine geordnete Menge, eine Hierarchie derselben innerhalb eines Semems. Einige der semantischen Merkmale setzen andere voraus.

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Die Merkmale, die das Semem am allgemeinsten charakterisieren, sind zunächst kategorial-semantische Seme. Sie spezifizieren das Lexem als Wortart. So ist das kategorial-semantische Sem der Verben "Prozessualität, Prozess", das der Substantive "Gegenständlichkeit", das der Adjektive "Merk-malhaftigkeit".

Die zweite Gruppe bilden lexikalische bzw. individuelle Basisseme. Sie stellen den begrifflichen Kern des Semems dar.

Die dritte Gruppe bilden differenzierende bzw. konkretisierende und auch begrifflich wertende Seme, die besonders relevant sind bei der Komponentenanalyse der Synonyme, Antonyme und der feldmäßigen Anordnung der Lexik (davon ausführlich in 1.1 A).

Die Hierarchie der Seme lässt sich besonders übersichtlich in der Reihenfolge und mit Hilfe von Oppositionen nachweisen (Siehe oben).

Dieses Beispiel39 zeigt, dass die semantischen Merkmale durch empirische Analyse und nicht durch die wissenschaftliche Klassifizierung gewonnen werden können, denn die Merkmale "mächtig", "gefährlich", "anschmiegsam" gehen zwar nicht in die wissenschaftliche zoologische Beschreibung ein, sind aber wesentliche Merkmale für den Sprachbenutzer, sie sind sprachlich relevant.

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Ein weiteres Beispiel40 zur Illustration der hierarchisch organisierten Seme wird am Material des semantischen Feldes "Gewässer" in Form von Matrix angeführt, in der alle Arten von Semen vorkommen: (1) kategorial-semanti-sche ("Gegenständlichkeit"), (2) lexikalische ("unbelebt", "Aggregatzustand" und "Begrenzung"), (3) differenzierende oder konkretisierende Seme der "Bewegung" ("stehende" oder "fließende" Gewässer) und der "Größe" ("große/kleine" stehende oder fließende Gewässer), wobei hier auch wertende Seme ("positiv", "negativ") vorhanden sind.

Gewässer

Die Sememe im semantischen Feld "Gewässer" tragen ebenfalls wie im ersten Beispiel lexikalische Bedeutung, denn die Merkmale sind nicht durch die wissenschaftliche Klassifizierung gewonnen, umso mehr als sie auch wertende Seme enthalten.

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