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2. Reduktion, ihre Arten und Stufen

Der Vokalismus in den unbetonten Silben der deutschen Standardsprache kann auf folgende Weise beschrieben werden. Man kann feststellen, dass die quanti­tative Reduktion für die Vokale in den isoliert ausgesprochenen Wörtern typisch ist. Im Redefluss aber kann auch die qualitative Reduktion erscheinen, z. B.: Ich habe ein Auto in der letzten Woche gekauft [əç hab(ə) aen 'aotə ən dɐ lεtsn "vɔxə gəkaoft].

Unter der Reduktion versteht man die Abweichung der Vokale in der unbetonten Position, die zur Kürzung der Lautdauer und zur Undeutlichkeit der Klangfarbe führen kann. Man unterscheidet zwei Arten der Reduktion: eine quantitative und eine qualitative. Besonders stark ist die qualitative Reduktion der deutschen Vokale in den Formwörtern ausgeprägt.

Es wurden im Deutschen zwei Reduktionsstufen festgestellt. Auf der ersten Reduktionsstufe verschwindet die Quantitätsopposition. Vokale der offenen und geschlossenen Silben unterscheiden sich nur qualitativ.

Auf der zweiten Reduktionsstufe werden kurze gespannte Vokale zen­tralisiert, das bedeutet, dass sie offen/ungespannt werden.

Es ließ sich auch feststellen, dass die quantitative Reduktion im Deu­tschen zweistufig ist: die 1. Stufe ist den Vokalen der finalen Silben eigen, die zweite ist für alle vor- und nachbetonten Vokale typisch.

3. Assimilation, ihre Arten und Richtungen

Unter der Assimilation versteht man die Anpassungsbeziehungen zwischen den Lauten einer Klasse in mindestens einem phonetischen Parameter.

Assimilationen werden bestimmt durch:

  • die Richtung, in der sie wirken, durch den betroffenen phonetischen Para­meter (progressive, regressive, doppelseitige und gegenseitige Assimilation),

  • den Grad der Angleichung (totale und teilweise oder partielle Assimilation),

  • die Artikulationskomponenten hinsichtlich der Anpassung (Artikulations­art, Artikulationsstelle, Nasalität),

  • die Beteiligung der Stimme (Assimilation nach der Stimmlosigkeit und nach der Stimmhaftigkeit),

  • die Kontaktstelle (Kontakt- und Fernassimilation).

Richtungen der Assimilation

Bei progressiver Wirkung wird der nachfolgende Laut vom vorgehenden beeinflusst, z. B.: das Bein [das→ baen].

Bei regressiver (rückwertiger) Wirkung beeinflusst der nachfolgende Laut den vorangehenden, z. B.: das Schiff [daʃʃif], an beide [am baedə]. Regressive vokalische Fernassimilation ist ursprünglich das grammatische Phänomen im Deutschen, das Umlaut heißt: Singular Kraft, Plural Kräfte, Gast- Gäste usw.

Man spricht von einer gegenseitigen (reziproken) Einwirkung der be­nachbarten Laute in den Fällen, wo sich das Ende eines Lautes dem Anfang des anderen anpasst. Dabei ist ein Laut aktiv und der andere passiv, z. B.: hab(e)n [ha:bn → habm → ham], frag(e)n [fra:gn → fra:gŋ→ fra:ŋ].

Bei der doppelseitigen (zweitseitigen) Assimilation wirkt ein Laut vor­wärts und der andere rückwärts, z. B. im Wort zeigen ['tsaegən] wird das [g] in der intervokalischen Position unter dem Einfluss der Vokale aufein­ander stimmhaft, sonst sollten wir diesen Laut stimmlos als einen Auslautverstärkungskonsonanten aussprechen. Man kann diese Art der Assimilation noch als vokalische Fernassimilation definieren.

Jede Sprache hat eine Vorzugsrichtung in der Assimilation. Für das Rus­sische ist die regressive Assimilation typisch. Die deutsche Sprache weist sowohl die regressive, als auch progressive Assimilation auf.

Grad der Assimilation

Nach dem Grad der Anpassungsbeziehungen unterscheidet man totale und teilweise (oder partielle) Assimilation.

Bei der totalen Assimilation werden die benachbarten Laute gleich ausgesprochen: Zimber→Zimmer; anmelden→ammelden.

Bei der teilweisen Assimilation beobachten wir nur teilweise Anpassung der benachbarten Laute, z. B.: das sind [das zint].

Assimilation nach den Artikulationskomponenten

In Bezug auf die Artikulationskomponenten unterscheidet man die Assi­milation nach der Artikulationsstelle, nach der Artikulationsart oder der Stimmbeteiligung und die Assimilation der Nasalität.

Die Assimilation nach der Artikulationsstelle kann sowohl regressiv als auch progressiv sein. Bei der regressiven Assimilation werden apikale Verschlusslaute und Nasale vor Wort- und Silbengrenzen an folgende Labiale und Velare angeglichen: auf ebenem Boden [bnm]→[bmm].

Bei der progressiven Assimilation kann der apikale Nasal an vorange­hende Labiale und Velare angeglichen werden, z. B. Hemden→ [mdn]→[mbm].

Als Resultat der Vereinfachung der komplizierten Zungenartikulation zwischen dem silben- oder wortfinalen [s] und dem initialen [ʃ] kann die As­similation nach der Artikulationsart entstehen, die immer nur regressiv ist.

Assimilation nach der Artikulationsart

regressiv

das Schiff [daʃʃif]

feststellen [fεʃʃtεlən]

Assimilation nach der Beteiligung der Stimme

Die stimmhaften Verschlusslaute, die den stimmlosen Plosiven oder Enge­lauten folgen, werden total stimmlos realisiert.

Für die deutsche Sprache ist nur die progressive Assimilation nach der Stimmlosigkeit typisch.

progressiv

das Bad [das ba:t],

das Buch [das bu:xl,

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