Sonderformen der Metapher
Personifizierung
Unter Personifizierung versteht man Verlebendigung der von Natur aus nichtlebendigen Wesen und Dinge. Die Personifizierung kann in erstarrten wie in neugebildeten Ausdrücken begegnen, wenn einem Wort, das ein nichtlebendes Wesen kennzeichnet, Eigenschaften oder Handlungen zugeordnet werden, die sonst nur Lebewesen zukommen (z.B. der Baum ächzt, die Tür quietscht, der Schuß bellt, der blinde Zufall, die Liebe siegt). Neue Personifikationen treten in allen Funktionsstilen auf, bevorzugt jedoch innerhalb der Dichtung. Die häufigste Form ist in der Zuordnung eines Verbs, das ein Lebewesen als Subjekt fordert, zu einem Nichtlebewesen gegeben, z. B. und Finsternis aus dem Gesträuche mit hundert schwarzen Augen sah (Goethe, „Willkommen und Abschied“); Es lächelt der See, er ladet zum Bade (Schiller, „Wilhelm Tell“).
Personifizierung lässt Gegenstände oder Vorgänge phraseologisch erscheinen. Mit Hilfe der Personifizierung kann die emotionale Aussagekraft verstärkt werden. Die Personifizierung findet sich vor allem in der schönen Literatur, besonders in der Lyrik. Aber sie kommt auch in wissenschaftlichen Texten vor: Die Pest zog durch das Land; der Tod hauste in den Städten.
Synästhesie ist Verbindung von zwei verschiedenen Sinnesempfindungen, wobei die eine übertragene Bedeutung annimmt oder ein gleichwertiges Nebeneinander verschiedener Bereiche bedingt. Solche »Zusammenempfindungen« treten in der Alltagssprache wie in der Literatur auf, z.B. bei der Charakterisierung von Farb- oder Tonempfindungen: schreiendes Rot, kalte Farben, dunkle Töne. Als Beispiel für eine poetische Synästhesie, die der Eindruckssteigerung dient, wird oft auf Brentanos Gedicht „Abendständchen“ verwiesen, in dem es u.a. heißt: ... Golden wehn die Töne nieder ... Durch die Nacht, die mich umfangen, blickt zu mir der Töne Licht.
Allegorie
Unter Allegorie wird die Verbildlichung abstrakter Vorstellungen (z.B. Tugenden, Jahreszeiten, Begriffe, Leiden) verstanden. Einige Allegorisierungen sind volkstümlich geworden (z.B. der Frühling als Jüngling, der Tod als Sensenmann, die Gerechtigkeit als Frau mit verbundenen Augen).
Nach Goethes Auffassung ist die Allegorie die Einkleidung des Allgemeinen (einer Idee z.B.) in das Gewand des Besonderen (z.B. einer Figur), das Symbol hingegen ein Besonderes (z.B. Gegenstand, Person, Geschehen), das in seinem Eigenwert zugleich unausgesprochen einen allgemeineren Sinn (Gedanken o.ä.) durchscheinen läßt.
Bei der Verwendung einer Allegorie geht es immer um für das Kunstwerk wichtige Begriffe und Zusammenhang, über die der Leser nachdenken soll. Deshalb tritt sie meist an Stellen auf, denen besondere Bedeutung zukommt. Die stilistische Funktion besteht also vor allem darin, besonders Wichtiges hervorzuheben. Die Allegorie wird auch in der Werbung verwendet: Auch in diesem Frühjahr hält Frau Mode eine Reihe hübscher Überraschungen für sie bereit.
Symbol
Das Symbol ist in der Literatur eine Form des Tropus, bei dem für einen Gegenstand oder einen Vorgang eine Bezeichnung verwendet wird, deren Bedeutungsinhalt viel größer ist als das direkt Ausgesagte.
Das Symbol grenzt an die Allegorie, es kann eine ganze Aussageeinheit erfassen. Das Symbol ist eine implizite Größe. Der Sinn liegt zwischen den Zeilen. Die Entschlüsselung des Bildes erweckt im Leser eine Fülle gedanklicher und gefühlsmäßiger Konnotationen. Die festen Symbolgegenstände sind z.B. das Kreuz, der Lorbeerkranz, die Friedenstaube.
