
- •Einleitung
- •1.4 Einstellungen, Stellungsnahmen bezüglich der Zukunft
- •1.7 Zufall als Unterschied zum Futurismus?
- •1.11 Zur Lebensenergie, „Élan vital„ (Bergson):
- •2. Literaten, Künstler, Philosophen und Wissenschaftler, die beide Kunstrichtungen
- •2.1 Wissenschaftler, die beide Kunstrichtungen beflügelten:
- •2.2 Philosophen, derer Ideen die Futuristen und der Dadaisten inspirierten:
- •2.3 Die Literaten als Inspirationsquelle des Futurismus und Dadaismus:
- •Gemeinsame Künstlerfiguren beider Bewegungen:
- •Gemeinsame literarische Projekte und Ausstellungen, Briefwechsel mit den einzelnen Dadaisten
- •3. Weitere Ähnlichkeiten
- •3.1 Epatage/ Provokation
- •3.2 Ähnlichkeit der Datierung der Manifeste und sonstiger Ereignisse bei den beiden:
- •3.3 Soziodemografische Beschaffenheit beider Bewegungen:
- •3.4 Gemeinsamkeiten (und seltener Unterschiede) in den Ansichten der beiden:
- •3.4.1 Die Vision des „Neuen Menschen“
- •3.4.5 Erotik, Nacktheit
- •4.Gemeinsamkeiten in der Stellungsnahme seitens der totalitären Regimes
Gemeinsame Künstlerfiguren beider Bewegungen:
„Tomoyoshi Murayama: ein japanischer Dadaust in Berlin.
Studierte 1921- 1923 in Berlin und schloss sich dem Kreis der Galerie „Sturm“ an. Dort hörte er von den Berliner Dadaisten und von Kurt Schwitters und begeisterte sich für deren Arbeiten. Im Mai 1922 nahm er teil am Kongress der „Union der fortschrittlichen internationalen Künstler“ inDüsseldorf und an der Ausstellung „Das junge Rheinland“ im Warenhaus Tietz. Er erweiterte den Kunstbegriff im dadaistischen Sinne. Drei Titel seiner Materialbilder beziehen sich auf Berlin: „Hallenseebrücke“, „Aufsburger Straße“ und „DieTänzerin Niddi Impekoven“. Leider ist von diesem Künstler nur eine Reliefassemblage im Nationalmuseum in Tokio erhalten. Murayama war der Inspirator einer dadaistischen Gruppe in Tokio, die sich MAVO- Bewegung nannte. Von
1923 bis 1925 veranstaltete sie in Tokio provozierende Kunst – Aktivitäten, die sich mehr und mehr politisierten und schließlich in eine gesellschaftskritische Bewegung übergingen, die gegen die Militärregierung protestierte“ (Bergius, S. 300).
Derselbe Murayama nahm auch an der vom Futuristen Ruggero Vasari, dem Herausgeber (Seit 1921) der Zeitschrift „ Futurismus“ in Berlin, „Großen Futuristischen Ausstellung“ im März 1922 teil nebst anderer, nur „bedeutendster futiristischer Künstler“ (sic!): dessen Namen auf Seite genannt sind (Eltz 29-31).
2.4.2 Julius Evola (eigentlich Baron Giulio Cesare Andrea Evola; (1898 1974), italienischer Kulturphilosoph und Kulturpessimist, Esoteriker, „metaphysischer“ Rassentheoretiker und politischer Traditionalist.
Evola war nach dem Ersten Weltkrieg Künstler im Umfeld des Futurismus, danach Dadaist. Anfang der 1920er Jahre brach er mit der Malerei und Poesie und widmete sich umfangreichen Studien über Okkultismus, Mystik, Hermetik, Hinduismus und Buddhismus, über die er zeit seines Lebens publizierte.
Ähnlich dem Evola, geht auch Tzara der Psychoanalyse auf kritische Distanz: „Jeder Bourgeois ist ein kleiner Dramaturg... sucht nach Gründen und Zielen (nach der psychoanalytischen Methode, die er praktiziert), um seine Intrige zu zementieren…“ (Tzara, Dada Manifest 1918, S.17).
„Die Psychoanalyse ist eine gefährliche Krankheit, sie schläfert die antirealen Neigungen ein und systematisiert die Bourgeoisie“(Dada Manifest 1918, S.23).
Mindestens drei Persönlichkeiten überbrückten und verbanden beide Bewegungen miteinander: 2.4.2 Enrico Prampolini (* 1894 in Modena; † 1956 in Rom), italienischer Maler, Bühnenbildner, Designer von Bühnenkostümen. 1913 verfasste das Manifest "Wir wollen die Akademien bombardieren"44. Futurist durch Kontakt mit Giacomo Balla (1871- 1958), dessen und Boccionis Einsichten er dann konsequent fortsetzt „Doch sogar für die Futuristen war allzu radikal- sie wagten jedenfalls erst 1918 diesen zu veröffentlichen“ (Pierre, S. 188). 1914- Teilnahme an 2 futuristischen Ausstellungen in Rom, verfasste Manifest Scenografia e coreografia futurista. Durch Begegnung mit Tristan Tzara ab 1916- Beteiligung an den Züricher Dada- Ausstellungen und Verfassen von Artikeln für die Nummer 2 und 3 der Züricher Zeitschrift „Dada“. „Seine 1917 gegründete Zeitschrift Noi stellte eine Brücke zwischen Futurismus und Dada. Ab 1922- Intensivierung der Kontakte mit den Dadaisten Arp und Tzara“ (Pierre, S.188) Zugleich redaktionelle Arbeit mit Luciano Folgore an der futuristischen Zeitschrift Avantscoperta. Entwerfen der Kostüme und Bühnenbilder für die Filme Perfido incanto und Thais futuristischen Filmkünstlers Anton Giulio Bragaglia, , und für Marinettis Schauspiel Antineutralità. 1918, mit Mario Recchi – Gründung des Casa d'Arte Italiana in Rom, in Folge zahlreiche internationale Kontakte (Theo van Doesburg, Gropius, Mondrian, Klee, Kandinsky, Arp, Archipenko, Künstler der Galerien Neumann und Der Sturm (nach dem Krieg). Mitgliedschaft in der Berliner Novembergruppe, Mitarbeit bei der Zeitung De Stijl. , 1923- Manifesto dell'arte meccanica futurista, 1924- Manifest L'atmosfera scenica futurista (beide- über futuristisches Schauspiel). Ab 1925 - mehrere Jahre in Paris; Bekanntschaft mit Braque und Picasso. Gründung mit Mario Ricotti des Théâtre de la Pantomime Futuriste.
"1928 entwickelt er seinen Begriff des "kosmischen Idealismus", der in gewisser Hinsicht die Aero- Malerei von 1929 vorwegnimmt. so ergibt sich ein erfreuliche Erneuerung seiner Kunst ("Kosmische Landschaft", 1930, "Außerirdische Geistigkeit", 1932).Pierre, S. 188-189.
Tzara publizierte in Prampolinis (und Sanminitiatellis und außerdem Cantarellis, Maria D' Arezzos und Nicola Moscardellis) Zeitschrift .Noi, wo auch die Werke anderer Dadaisten zu bestaunen waren, wie etwa die Holzschnitte Arps. Als Gegenleistung waren seine Werke in der Zeitschrift Dada (von Tzara herausgegeben) zu sehen.
„Tzaras Verhältnis zu Noi war, anders als das zu anderen futuristischen Zeitschriften sogar von langer Dauer, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er und Prampolini offenbar das Gemeinsame im Kunstwillen der Züricher Dadaisten und dem Prampolinis empfunden haben.“ Sheppard, S. 44-46)