
- •Vorlesung 1
- •Vorgeschichte der deutschen sprache
- •1.1. Sprachen – Ursprungsmythen
- •1.1.1. Die Ursprache
- •1.1.2. Sprachenvielfalt
- •1.2. Das Deutsche als Teil des Indoeuropäischen (Indogermanischen) und des Germanischen
- •1.2.1. Genetische (genealogische) Verwandtschaftsverhältnisse
- •Die indoeuropäische Sprachfamilie
- •Gemeinsamkeiten indoeuropäischer Sprachen im Wortbestand
- •Indogermanische Sprachen im Vergleich
- •1.2.2. Wie viele Sprachen gibt es?
- •Die 20 bedeutendsten Sprachen der Welt
- •1.2.3. Vom Indoeuropäischen zum Germanischen
- •Die erste (germanische) Lautverschiebung
- •Vorlesung 2 zur allgemeinen einführung
- •In die deutsche sprachgeschichte
- •2.1. Gegenstand und Gegenwartsrelevanz der Sprachgeschichte
- •2.2. Sprachwandel
- •2.2.1. Ursachen, Bedingungen und Faktoren des Sprachwandels
- •Triebkräfte und Ausbreitungsbedingungen des Sprachwandels nach Hugo Moser
- •2.2.2. Diachrone und synchrone Sprachbetrachtung
- •Diasystematik / Varietätenmodell
- •Variation auf der Zeitachse
- •Diachronie vs. Synchronie
- •2.2.3. Diachrone Entwicklung der Sprachsystemebenen
- •Sprachwandel
- •2.4. Zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte
- •Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte
Die 20 bedeutendsten Sprachen der Welt
Muttersprache (Mio. Menschen) |
Amtssprache (Mio. Menschen) |
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1.2.3. Vom Indoeuropäischen zum Germanischen
Die germanischen Sprachen unterscheiden sich von den übrigen indoeuropäischen vor allem dadurch, dass sie gewisse sprachliche Veränderungen mitgemacht haben.
Die indogermanische Sprachstruktur (ca. 3000-1000 v. Chr.) erscheint als erstaunlich komplex. Das Sprachsystem der Indogermanen umfasste nach heutigem Wissensstand [Ernst 2012, S. 48]:
drei Genera: feminin, maskulin, neutrum
Aktiv/Medium, kein Passiv (das ist eine späte Neuerung der indogermanischen Einzelsprachen)
acht Kasus: Nominativ, Vokativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ, Ablativ, Lokativ, Instrumental
drei Numeri: Einzahl, Dual, Mehrzahl
keine einheitlichen Tempora, sondern eher Aspekte einer Aktion (durativ, punktuell, igressiv, inchoativ, iterativ, perfektiv), die später zum Tempussystem ausgebaut wurden
mindestens vier Modi: Indikativ, Imperativ, Optativ (Wunschform), Konjunktiv (Willensform)
keine Artikel und Präpositionen.
Die wichtigsten Veränderungen, die zur Herausbildung des Germanischen (ca. 1000 v. — 500 n. Chr.) beigetragen haben, sind die folgenden (vgl. [Brundin 2004, S. 25-27]):
der Akzentwandel und die damit zusammenhängende Vereinfachung des Endungssystems (der im Indogermanischen noch freie Wortakzent (d. h. jede Silbe konnte die Hauptbetonung tragen (vgl. ukr. весело, веселий, веселитися)) wurde zugunsten der Initialbetonung, d. h. der Betonung der jeweils ersten Silbe des Wortes, aufgegeben);
die Systematisierung des Ablauts (═ regelmäßiger Vokalwechsel) bei den starken Verben und die Herausbildung der schwachen Verbkonjugation;
Ausgrenzung der germanischen Dialekte aus dem Indogermanischen durch die erste (oder germanische) Lautverschiebung, die ein gemeinsamer Zug aller germanischen Sprachen ist.
Die erste Lautverschiebung kann sehr vereinfacht schematisch wie unten zusammengefasst werden:
Schema 1.1