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Thema 3. Renaissance, Humanismus, Reformation (1470 – 1600)

Das 16. Jh. ist für Entwicklung der deutschen Lyrik nicht ergiebig geworden. Bloß die Kirchenlieder Martin Luthers halten poetische Höhe und seine religiöse Lieddichtung wird zum großen Anreger für die folgenden Jahrhunderte. Religiöse Lieder hat es schon im Mittelalter gegeben. Was neu ist, sind solche Werke, in denen Lutheraner, Reformierte und Katholiken ihre jeweiligen spezifischen Glaubensinhalte zum Ausdruck bringen. Die Autoren der sog. Bekenntnislieder sind Theologen oder gebildete Laien. Von Luther sind insgesamt 36 Kirchenlieder erhalten. Darin ändert sich die Funktion des Kirchenliedes: während in der katholischen Kirche die lateinischen Texte der geistlichen Lieder vom Chor gesungen werden, singt die lutheranische Gemeinde deutsch mit. So entstehehen die Texte für kollektive Stimme. Sie dürften für Luther wohl ein Bestandteil seiner Übertragung von Psalmen und Hymnen sowie der Bibelübersetzung gewesen sein. Das berühmte „Ein feste Burg ist unser Gott“ bezieht sich auf Psalm 46,2-6 (Deus noster refugium et virtus).

Ein feste Burg ist unser Gott (gekürzt)

Ein feste Burg ist unser Gott,

Ein gute Wehr und Waffen.

Er hilft uns frei aus aller Not,

die uns jetzt hat betroffen.

Der alt böse Feind,

mit Ernst er ̉’s jetzt meint;

groß Macht und viel List

sein grausam Rüstung ist.

Auf Erd ist nicht seinsgleichen.

Mit unsrer macht ist nichts getan,

wir sind alsbald verloren.

Es streit´für uns der rechte Mann,

den Gott hat selbst erkoren.

Fragst du, wer der ist?

Er heißt Jesus Christ,

der Herr Sebaoth,

und ist kein andrer Gott.

Das Feld muss er behalten.

Didaktische Schriften mit satirischem und religös-politischem Akzent erhalten Anfang des 16. Jh. eine betont volkstümliche Note. Sebastian Brant (1457-1521) vertritt in der Literatur die wichtigsten zeitformenden geistigen Ideen. Sonderforme der Satire bildet die Narren-Literatur. Das Narrenschiff von Sebastian Brant (1494) war am meisten verbreitetes moralisch-satirisches Lehrgedicht der Zeit. Sein Werk hat deutliche pädagogische Tendenzen. Analysieren Sie folgenden Abschnitt aus der Vorrede:

Den Narrenspiegel ich dies nenne,

In dem ein jeder Narr sich kenne;

Wer jeder sei, wird dem vertraut,

Der in den Narrenspiegel schaut.

5 Wer sich recht spiegelt, der lernt wohl,

Daß er nicht weise sich achten soll,

Nicht von sich halten, was nicht ist,

Denn niemand lebt, dem nichts gebrist,

Noch der behaupten darf fürwahr,

10 Daß er sei weise und kein Narr,

Denn wer sich selbst als Narr eracht’t,

Der ist zum Weisen bald gemacht,

Wer aber stets will weise sein,

Ist fatuus, der Gevatter mein,

15 Der sich zu mir recht übel stellt,

Wenn er dies Büchlein nicht behält.

Hier wird an Narren nicht gespart,

Ein jeder findet seine Art,

Und auch, wozu er sei geboren,

20 Warum so viele sind der Toren;

Welch hohes Ansehn Weisheit fand,

Wie sorgenvoll der Narren Stand.

Hier findet man der Welten Lauf,

Drum ist dies Büchlein gut zum Kauf.

25 Zu Scherz und Ernst und allem Spiel

Trifft man hier Narren, wie man will,

Ein Weiser sieht, was ihm behagt,

Ein Narr gern von den Brüdern sagt.

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