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Teil I. Deutschsprachige Literatur von Anfängen bis Ende des 17. Jahrhunderts thema 1. Von Anfängen bis zum Ende des frühen Mittelalters (750 – 1170)

Im 11. Jh. begann der Einfluß der von dem französischen Kloster Cluny (gegr.910) ausgehenden, auf Erneuerung der Kirche abzielenden asketischen Richtung. Auch die einfachen Menschen wurden immer mehr in den Strom der Weltverneinung hineingerissen. Bußaufrufe zu Weltabkehr und Entsagung, mit Drohung des letzten Gerichtes. Vergleichen Sie die folgenden Auszüge aus Noker von Zwiefaltens Memento mori (~ 1070) und Muspilli (= Weltbrand) aus dem frühen 9. Jh.. Muspilli ist wie ein Predigt verfasst, die die Menschen mahnt, Buße zu tun. Die Vorstellung vom Weltuntergang als Weltbrandt ist heidnisch, das Jüngste Gericht hat christlichen Ursprung. Die Idee besteht darin, dass es sinnlos ist, um Dinge zu streiten, die doch vergänglich sind. Nur durch Buße kann man Rettung finden.

Muspilli

(...) kommt sein Tag, da er sterben muß.

Wenn sich dann die Seele auf den Weg macht

und die Leibeshülle zurückläßt,

kommt eine Schar von den Sternen des Himmels,

eine andere aus dem Feuer der Hölle: die werden um die Seele kämpfen.

In Sorge muß die Seele ausharren, bis die Entscheidung fällt,

welcher der Scharen sie (als Kampfpreis) zufällt.

Memento mori

I. Nu denchent, wib unde man, war ir sulint werdan. ir minnont tisa brodemi unde wanint iemer hie sin. sie ne dunchet iu nie so minnesam, eina churza wila sund ir si han: ir ne lebint nie so gerno manegiu zit, ir muozent verwandelon disen lib.

V. Tisiu werlt ist also getan: swer zuo ir beginnet van,

si machot iz imo alse wunderlieb, von ir chomen ne mag er niet.

so begriffet er ero gnuoge, er habeti ir gerno mera,

taz tuot er unz an sin ende, so ne habit er hie noh tenne.

I. Nun bedenkt, Frauen und Männer, wohin ihr gelangen sollt.

Ihr liebt diese vergängliche Welt und glaubt, für immer hier zu sein. Dünkt sie euch noch so lieblich, ihr werdet sie nur für eine kurze Zeit besitzen: Möchtet ihr auch noch so gerne lange Zeit leben, ihr müßt dieses Leben verwandeln.

V. Diese Welt ist so beschaffen: Wer sie zu ergreifen sucht,

dem macht sie es so angenehm, daß er von ihr nicht loskommen kann.

Erlangt er noch so viel Ansehen, er hätte gerne mehr.

Das tut er bis an sein Ende, so hat er hier nichts und dort nichts.

Spervogel (2.Hälfte des 12.Jhdts – Anfang des 13.), der Fahrende, äußert in seinen Werken die Moralauffassungen des Volkes. Kommentieren Sie seine Sprüche:

Swel man ein gvt wib hat

Und zeiner ander gat, der bezeichent das swin.

Wie moeht es iemer erger sin?

Es lat den lutern brvnnen

Vnd leit sich in den truben pful.

Den sitte hat vil manig man gewunnen.

(Der Mann, der eine gute Frau hat und zu einer anderen geht, wird durch das Schwein symbolisiert. Wie könnte es je schlimmer kommen? Er verlässt den klaren Brunnen und legt sich in die schlammige Pfütze. Viele Männer führen sich so auf).

Heldenepos. Das nibelungenlied

Uns ist in alten maeren | Wunders vil geseit

von heleden lobebaeren, | von grozer arebeit,

von fröuden, hochgeziten, | von weinen und von klagen,

von küener recken striten | muget ir nu wunder hoeren sagen

Mit diesen Worten beginnt das Epos von der Liebe, dem Kampf und dem Untergang der Nibelungen: Voll Zuversicht und jugendlichem Übermut reitet Sigfrid, ein Königssohn aus den Niederlanden, nach Worms und wirbt um Kriemhild, die schöne Schwester der Burgundenkönige Günther, Gernot und Gieselher. Günther ist mit der Hochzeit einverstanden, verlangt aber von Sigfrid, er solle ihm helfen, Brünhild, die Königin von Island, für sich zu gewinnen. Denn Brünhild will nur den Recken zum Manne nehmen, der sie im Zweikampf besiegt. Günther stellt sich zum Kampf. Er siegt aber nur, weil ihm Sigfrid — unter einer Tarnkappe verborgen — geholfen hat. Brünhild scheint die Zusammenhänge zu ahnen, wird aber dennoch Günthers Frau.

Eines Tages gerät sie während eines Turniers mit Krеmhild in Streit und wird schwer gekränkt:

Wie sich die Königinnen überwarfen

Zusammen sie da saßen | die Königinnen reich.

Sie sprachen von zwei Recken, | denen keiner gleich.

Da sagte die Frau Kriemhild: | „Ich habe einen Mann,

Dem alle diese Reiche | sein sollten Untertan."

Antwort gab ihr Brünhild: | „Das könnte wohl sein,

Wenn niemand anders lebte, | als er und du allein;

So möchten ihm die Reiche | wohl sein Untertan.

Nun lebt aber Günther; | da geht solches nimmer an."

Antwort gab da Kriemhild: | „So wert ist mein Mann,

Daß ich über Gebühren | ihn nimmer loben kann.

An so mancher Tugend | ist seine Ehre groß.

Glaube mir das, Brünhild! | Er ist wohl Günthers Genoß."

„Das sollst du mir, Kriemhild, | als Unrecht nicht verstehn.

Es ist doch meine Rede | nicht ohne Grund geschehn :

Ich hört es beide sagen, | als ich zuerst sie sah

Und da des Königs Wille | wider meine Kraft geschah.

Und als er meine Minne | so ritterlich gewann,

Sagt es Sigfrid selber, | er sei des Königs Mann.

Drum halt' ich ihn für eigen, | wie ich's ihn hörte gestehn.

Da sprach Frau Kriemhild: | „So wäre übel mir geschehn.

Wie hätten drum geworben | die edlen Brüder mein.

Daß Eigenmannes | Gattin ich sollte sein?

Darum will ich, Brünhild, | gar freundlich dich bitten,

Daß du die Rede lassest | nun mit minniglichen Sitten

„Ich will es nicht lassen", | sprach des Königs Weib.

„Wie soll ich denn verzichten, | auf manches Recken Leib,

Der uns mit seinem König | zu Dienst ist Untertan?

Mich kränkt, daß ich so lange | keinen Zins von ihm gewann.'

„Du mußt darauf verzichten, | daß er in dieser Welt

Dir jemals Dienste leistet. | Edler ist der Held

Als Günther, mein Bruder. | Du sollst es nie erleben,

Daß er von seinen Landen | einen Zins dir müßte geben."

„Du überhebst zu sehr dich", | sprach die Königin,

„Nun möcht ich gerne sehen, | ob man dir fürderhin

Erweist solche Ehre, | wie man mir es tut."

Den Frauen war beiden | allzu zornig ihr Mut.

Da sagte die Frau Kriemhild: | „Das werde nun erkannt;

Da du meinen Gatten | eigen hast genannt,

Soll es heute sehen | jeder Königsmann,

Ob ich vor Günthers Weibe | in die Kirche gehen kann.

Ich lasse dich wohl schauen, | daß ich edelfrei!

Mein Gatte ist weit edler, | als es der deine sei.

Damit will ich auch selber | nicht beschulten sein.

Du sollst es heute sehen, | wie die Eigenholde dein

Zu Hofe gehn vor den Recken | in Burgundenland.

Als edler will ich gelten, | als jemandem bekannt

Eine Königin jemals, | die hier die Krone trug."

Unter beiden Frauen | erhob sich schwerer Haß genug.

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