
- •1. Gegenstand der Phonetik.
- •2. Th. Siebs “Deutsche Bühnenaussprache”
- •3. Die Entwicklung der phonetischen Forschungen.
- •4. Artikulationsbasis im Deutschen
- •5. Beziehungen der Phonetik zu anderen Wissenschaften.
- •6. Die Grundzüge der deutschen Standardaussprache. Zur Entwicklung der deutschen Aussprachenorm.
- •7. Zweige der Phonetik.
- •8. Die Kodifizierung der deutschen Aussprachenorm. Herausbildung der deutschen Sprachnorm.
- •9. 11. Phonologie als Wissenschaft. Die Begründung und die Entwicklung der Phonologie.
- •10. Koartikulation. Grenzstellung des Phonems.
- •12. Der deutsche Wortakzent im Vergleich zum russischen.
- •13. Phonetik und Phonologie.
- •14.Vergleichende Analyse der Sprachsysteme des Deutschen und des Russischen. Zur Frage der zwischensprachlichen phonetischen Interferenz.
- •15.Sprechlaut und Phonem. Laute und Grapheme.
- •16.Klassifizierung und Systematisierung der deutschen Konsonanten.
- •17.Phoneme. Begriff. Phonologische Oppositionen.
- •18.Deutsche Vokalphoneme. Vokalviereck.
- •19.Die Phonemlehre von j.B. De Courtenay.
- •20.Allgemeine Charakteristik der deutschen Vokale.
- •21.Deutsche Aussprachenorm. Orthoepie. Wesentliche Züge der orthoepischen Norm.
- •22. Das Wesen der Prosodik.
- •23.Die deutsche Sprache in Österreich und in der Schweiz.
- •24.Die führenden deutschen Linguisten-Phonologen.
- •25.N.S. Trubetzkoy. „Grundzüge der Phonoloige“.
- •26.Der Silbenbau des Deutschen.
- •27.Phonologische Oppositionen und die Klassifikation der phonologischen Opposition. Die phonologische Korrelation.
- •28.Regeln des deutschen Wortakzents.
- •29. Besonderheiten der Artikulation der deutschen Vokale.
- •30. Die sowjetischen und russischen Phonologen.
- •30. Allgemeine Charakteristik der deutschen Konsonanten.
- •31. Die Besonderheiten der Artikulation der deutschen Konsonanten
- •32.Phonologische Methoden.
- •33.Prinzipien der Bestimmung der deutschen Phoneme.
- •34.Intonationsmitten der Redegestaltung.
- •35.Die Silbe als phonetische und phonologische Spracheinheit. Zur Geschichte der Silbenfrage.
- •36.Assimilation im Deutsch
- •39.Der Wortakzent. Begriff. Funktionen.
- •41.Positionell – kombinatorische Varianten der Vokal- und Konsonantenphoneme.
- •42.Die Intonation. Definition. Die Funktion der Intonation.
- •43.Vergleichende Analyse des deutschen und des russischen Vokalsystems.
- •45.Arten der Interferenz im Lautsystem und in der Intonation.
- •46. Zur Untersuchung der Intonation.
- •48.Aspekte der Betrachtung der Intonation.
- •49.Vergleichende Analyse des deutschen und des russischen Konsonantensystems.
- •50.Die Phonetische Interferenz zwischen der russischen und der deutsche Sprache.
- •51.Stilistische und dialektale Varianten der Vokal- und Konsonantenphoneme.
1. Gegenstand der Phonetik.
Die Phonetik ist ein Teilgebiet der Sprachkunde, das die lautlichen Einheiten der Sprache, Ihre Hervorbringung und Auffssung erforscht. Die Phonetik untersucht Atmung und Stimme, phzsikalisch-akustische Besonderheiten der Laute, Lautbildungen und Laute im Redefluß, die phonetische Gestaltung der Rede selbst sowie das Hören und Verstehen der Rede.
Die Phonetik erforscht akustische, psycholigische und sprechpsychologische Erscheinungen, deren Erkentnisse für Sprechpraxis und Fremdspracheunterricht von entscheidener Bedeutung sind.
Die Erkentnisse der phonetischen Forschungen in bezug auf die funktionele Seite der Sprache werden von Sprachwissenschaft, Philologie und Psychologie genutz.
Im System der Wissenschaften steht die Phonetik zwischen den Natur- und Geseltschaftswissenschaften. Ihrem Inhalt nach ist die Phonetik als Existenzform der Sprache eine gesellschaftswissenschaftliche Disziplin, denn Die Sprache und das Sprechen sind gesellschaftliche Phänomene. Um zu erforschen, wie die Menschen sprechen, welche Mittel der interindividuellen lautspachlichen Kommunikation sie anwenden, bedient sich die Phonetik naturwissenschaftlicher Methoden: Sie untersucht die Psychologie der Lautbildung, der Hörvorgang, die Psyche der Menschen usw. Als gesellschaftswissenschaftliche Disziplin steht die Phonetik vor der Aufgabe, zur Erforschung der gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse beizutragen.
2. Th. Siebs “Deutsche Bühnenaussprache”
Der deutsche Germanist Th. Siebs setzte die Arbeit an der Untersuchung der gesprochenen Sprache fort. Als Grundlage für die Normierung der deutschen Aussprache betrachtete Siebs die Aussprache der Schauspieler, die sich ihrerseits auf das Norddeutsche stützen. Im Jahre 1989 versuchte er mit anderen namhaften Philologen und anerkannten Schauspielern, die deutsche Bühnenaussprache zu regeln und zu kodifizieren. Die Ergebnisse der Analyse wurden in phonetischer Transkription notiert. Es sei hervorgehoben, dass die Bühnenaussprache als eine ideale Norm der deutschen Aussprache angesehen werden sollte. Der Schauspieler war auf eine überdeutliche und laute Sprechweise angeweisen, um von allen Zuschauern in einem großen Raum verstanden zu werden. Er musste deshalb alle Laute und Silben sehr deutlich artikulieren, dabei wurde eine besonders große Bedeutung der Konsonantenaussprache beigemessen. Stimmhafte und stimmlose Konsonanten mussten deutlich voneinander unterscheiden werden, stimmlose Konsonanten waren in allen Positionen stark zu behauchen. Die unbetonnten Silben sollte man viel deutlicher als in der Alltagsrede aussprechen.
Die Ergebnisse der Untersuchungen von Th. Siebs und seinen Mitarbeitern wurden einer sachkundigen Kommission vorgelegt, die die Resultate der Arbeit eingehend analysierte. Als Ergebnis erschien 1898 die erste Auflage der „Deutsche Bühnenaussprache” von Th. Siebs. Das Buch diente als praktische Anleitung für Schauspieler, weil es außer Ausspracheregeln noch ein Verzeichnis der Wörter enthielt, die beim Sprechen Schwierigkeit bereiten. Th. Siebs und andere Fachleute sahen ein, dass die „Deutsche Bühnenaussprache” nicht nur für Schauspieler von Nutzen war. Alle Berufssprecher brauchten eine praktische Anleitung.
Die wichtigsten Regeln, die von Siebs aufgestellt wurden, lauten folgenderweise:
1)Die Aussprache der Fremdwörter soll besonders beachtet werden.
2)Vokale sollen:
In einer offenen Silbe lang gesprochen
In einer gescholssenen Silbe kurz gesprochen
Im Anlaut des Wortes mit festem Tonansatz gesprochen.
3)Konsonanten sollen:
Bei Dopelschreibung als einfache Konsonanten gesprochen werden
[p, t, k,] behaucht werden
[b, d, g] im Silbenanlaut stimmhaft, im Silbenauslaut usw.
Th. Siebs geht in seinem Buch auf Probleme der Intonation ein. Für die Tonführung sind, schreibt er, folgende allgemeine Regeln zu beachten:
Der Ton sinkt am Ende des gewöhnlichen Aussagesatzes.
Der Ton steigt am Ende des gewöhnlichen Fragesatzes, wenn er nicht mit einem Fragewort beginnt.
Das Buch behandelte immer nur die strengste Kunstsicht. Das Buch spielte eine große Rolle hinsichtlich der Regelung und Kodifizierung der deutschen Aussprachenorm. Er erlebte bis 1969 neunzehn Auflagen und erschien später unter den Titeln “Hochsprache” und “Hochlautung”.