
Inhalt:
Ellipse
Komplexer Satz
2.1 Allgemeine Charakteristik
2.2 Das Satzgefüge (die Hypotaxe)
2.3 Die Satzreihe (die Parataxe)
2.4 Der konjunktionslose Satz
Literatur
1. Ellipse
Als Ellipse (griechisch élleipsis „Fehlen“, „Aussparung“, „Auslassung“) bezeichnet man das Auslassen von Satzteilen, aber auch die Sätze mit Auslassungen. (z.B. Subjekt, Prädikat)
Elliptische Auslassungen lassen sich mit Hilfe von sprachlichem oder situativem Kontext rekonstruieren. In der linguistischen Analyse der Ellipse werden ausgelassene Satzteile oft mit eckigen Klammern gekennzeichnet. Im Beispiel „Karl fährt nach Italien, Wilhelm [fährt] an die Nordsee“ lautet der elliptische Satz: Karl fährt nach Italien, Wilhelm an die Nordsee. Das Wort fährt wurde weggelassen, es kann aber kein anderes Wort weggelassen werden.
Eine strenge Definition verlangt für die Ellipse, dass sie wortgetreu aus dem sprachlichen Kontext rekonstruiert werden kann.
Ellipsen sind in gesprochener Sprache häufig zu finden. Sie können sich nach und nach konventionalisieren oder zu fest gefügten Phrasen werden.
Ellipsen als Stilmittel
Ellipsen werden als sprachliches Stilmittel (rhetorische Figur) eingesetzt, indem durch die Auslassung von Wörtern oder Satzteilen grammatikalisch „unvollständige“ Sätze gebildet werden. Durch den Kunstgriff der Satzellipsen wird in der Literatur versucht, eine eindringliche Wirkung zu erzielen und Wichtiges hervorzuheben.
Im Dienste der indirekten Personencharakterisierung des Sprachporträts werden Kurzsätze gebraucht. In D. Nolls Roman „Abenteuer des Werner Holt“ finden wir gute Illustration dafür. Der schneidige, zackige Ton charakterisiert Wolzow, seinen Onkel, den preußischen Offizier, sowie Amts- und Militärpersonen aus diesem Roman. Funktional genormt sind die Kurzsätze in Handelskorrespondenz (reine Wolle, echt Gold, Einfamilienhaus einstöckig), im Stil der Publizistik und Presse (Überschriften, Zeitungsinserate, Wetterberichte), im Stil der Wissenschaft als Ausdruck der nüchternen Sachlichkeit.
Im Stil des Alltagsverkehrs gelten die Kurzsätze als funktional berechtigte Norm wegen der Sprachökonomie (die Emotion kann dabei fehlen: Post! Als Ausruf des Briefträgers).
Elliptische Sätze als Abart der Kurzsätze sind vor allem für den Alltagsstil typisch. Obwohl es Leerstellen in der Information gibt, wird die Kommunikation nicht gestört.
Die Verwendungsmöglichkeiten des plötzlichen Abbruchs in der Sprachwirklichkeit sind mannigfaltig (von mangelnder Sprachbeherrschung und Nachlässigkeit bis zum Ausdruck von Aufregung, Verlegenheit, Drohung, Spott).
Ellipsen können auch bewirken, dass sich der Text schneller liest, um zum Beispiel Hektik zu vermitteln. Aus diesem Grund sind Satzellipsen in der Sprachwissenschaft und Wahrnehmungspsychologie ein paradigmatischer Untersuchungsgegenstand, wie das hinreichende Verständnis und die Interpretierbarkeit von fragmentarischen Informationen möglich ist.