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3. Funktionen und das Schicksal der Archaismen

Archaismen treten in unterschiedlichen Texten und Textsorten auf. Wir sprechen dann von „Funktionen", wenn Sprecher sie bewusst als Stilmittel einset­zen, um bestimmte Wirkungen zu erreichen. Anders zu bewerten ist die kommu­nikativ notwendige Verwendung zur Benennung historisch zurückliegender Sach­verhalte, also die Nutzung von Historismen.

Archaismen können aber auch Indizfunktion haben, wenn ältere Menschen sie brauchen.

Eine spezielle Funktion haben Archaismen im Sprachkunstwerk. Autoren nutzen sie, um Zeitkolorit zu schaffen.

Eine etwas andere Funktion haben Archaismen als Mittel des Sprachporträts, sie haben hier Indizfunktion. Durch altertümliche Redeweise wird die Generationsge­bundenheit einer Person charakterisiert.

Im spontanen Sprachgebrauch können Archaismen Lebensumstände und -erfahrungen des Sprechers signalisieren.

Neben diesen als Stilmittel im literarischen Text oder im Alltag verwendeten Wörtern oder Wortformen ist die durchgehende Archaisierung ganzer Textsorten zu sehen. Das betrifft u. a. juristische und Behördentexte.

Über das Schicksal der Archaismen lässt sich folgendes sagen:

a) Manche Archaismen (besonders Historismen) bleiben seit Jahr­hunderten in der Sprache bestehen, obwohl die durch dieselben bezeich­neten Gegenstände längst verschwunden sind. Literatur, Geschichte und Kunst tragen sehr viel zur Erhaltung der sprachlichen Tradition bei. Der Gebrauch von Archaismen hilft oft dem Verfasser das Bild der Vergangenheit zu schildern, z. B. der Gebrauch von solchen Wör­tern wie Armbrust, Harnisch, Lanze, Marketenderhandel, Schank-knecht u. v. a.

b) Manche Wörter verschwinden völlig aus der Sprache und bleiben nur als Archaismen in etymologischen Wörterbüchern verzeichnet, z. B. anke, druht, druhtin u. a.

Andere wiederum verschwinden als selbständige Wörter aus dem Wortschatz, bleiben jedoch als Komponenten anderer Wörter oder Wortverbindungen bestehen, z. B. heran 'tragen' in gebären; frö 'Herr' ist im Wort Frau (ahd. frouwä) und in fronen, Frondienst erhalten. Vormund bewahrt das alte Wort mund mit der Bedeutung 'Gewalt', das auch in mundtot, Mündel und mündig erhalten ist. In den Zusammensetzungen Kebsweib und Lindwurm bedeutete das erste Glied früher dasselbe, was jetzt das ganze Gebilde bedeutet.

Die Wörter, die aus dem selbständigen Gebrauch verschwunden sind, bleiben manchmal nur in verschiedenen erstarrten Wortverbin­dungen erhalten, z. B. mit Mann und Mage (Möge 'Verwandter'), mit Kind und Kegel (Kegel 'uneheliches Kind'). Auch Bedeutungsar­chaismen bleiben manchmal als Komponenten stehender Wortverbin­dungen und einzelner Wörter in der Sprache erhalten. Im Wortpaar unter Dach und Fach bewahrt Fach die veraltete Bedeutung 'Fach­werk'. In der Wortverbindung in Hülle und Fülle behält Fülle die alte Bedeutung 'Nahrung' und Hülle — 'Kleidung' bei. Im Adverb beileibe enthält das Element leib den veralteten Sinn 'Leben', stammt eigentlich von bei Leibe nicht, d. h. 'bei Strafe des Lebens'. (Vgl. russ.

живот in der archaischen Bedeutung 'жизнü', z. В. не щаäß живота своего.}

c) Einige Archaismen werden zu bestimmten stilistischen Zwecken verwendet, und dadurch bleiben sie in der Sprache erhalten; man nennt sie Poetismen, z. B. Lohe wird im gehobenen Stil anstatt Flamme verwendet, Lenz anstatt Frühling, Gewand anstatt Kleid, Antlitz anstatt Gesicht.

d) Schließlich können manche Archaismen im Prozess der Sprachent­wicklung im Zusammenhang mit der Geschichte des Volkes wieder im Sprachgebrauch auftauchen, d. h. wiederbelebt werden. Nicht wenig haben dazu einzelne Schriftsteller beigetragen, besonders die Romantiker des 18. Jahrhunderts und die modernen Schriftsteller. So wurden wiederbelebt Gau, Hort, Halle, Feme u. m. a.

Mit dem Wort Halle gibt es auch Zusammensetzungen: Treppen­halle, Feldherrnhalle.

In manchen Fällen wird die Wiederbelebung eines Wortes vom Bedeutungswandel begleitet. Auf diese Weise bekommt das Wort tarnen aus dem ahd. tarni 'heimlich' (vgl. Tarnkappe) die moderne Bedeutung 'maskieren', davon die Ableitung Tarnung. In dieser neuen Bedeutung ist das Wort tarnen jetzt gebräuchlich.

Das Wort Turnier in der Bedeutung 'ein ritterlicher Zweikampf' ist selbstverständlich ein Archaismus und wird vor allem bei der historischen Beschreibung des Mittelalters verwendet. Jetzt ist das Wort wiederbelebt, jedoch in der erweiterten Bedeutung 'Wettkampf', 'Wettbewerb', im allgemeinen: Schachturnier, Sportturnier, Wort­turnier.

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