
- •Ausschnitt aus dem „Simplicissimus“
- •2. 1. Die erste oder germanische Lautverschiebung
- •2. 2. Die Festlegung des indogermanischen Wortakzents
- •2. 3. Die Entwicklungsabschnitte der deutschen Sprache
- •3. 1. Die Merkmale des Althochdeutschen
- •3. 2. Die zweite Lautverschiebung
- •3. 3. Vokale des Althochdeutschen
- •3. 4. Der lexikalische Aspekt des Althochdeutschen
- •3. 5. Der grammatische Aspekt des Althochdeutschen
3. 3. Vokale des Althochdeutschen
Zu den Faktoren, die sprachliche Besonderheiten dieser Periode bestimmen, gehören die Prozesse der Entwicklung des deutschen Vokalismus.
1. Vor allem geht es um die Assimilation: den Einfluss der Laute auf die anderen Laute. Wir merken hier, z.B.:
die Hebung e in i
- vor [i] oder [j] der nächsten Silbe:
ahd neman (брати) du nimis, er nimit ...
- vor [u] in der nächsten Silbe:
ahd neman ic nimu
ahd helfan ic hilfu ...
- vor den nasalen Lauten + Konsonant:
ventus (lat) ahd wint (Wind)
2. Der Umlaut erscheint in der ahd. Zeit unter dem Einfluss [i] oder [j] in der nächsten Silbe:
gast – Pl.: gesti (Gast – Gäste)
faran – du feris (fahren – du fährst)
er ferit (er fährt)
kraft – kreftig (Kraft; kräftig)
Die Vokalwechslung stellt die kombinatorische phonetische Änderung dar.
3. Diphthongierung
Es geht um e und o aus dem Allgermanischen:
e ea ia
got. her ahd hear hiar (hier – тут)
allg. ratan ahd ret, reat (Imperf.) riat (raten)
4. Monophthongierung
Sie beginnt im VIII. Jahrhundert. Germanisches ai wird zu e vor den Konsonanten h, w, r und im Auslaut. Z.B.:
got. maiza ahd mero (mehr)
got. sai ahd se (See, Meer)
Germanisches au wird zu o vor h und im Auslaut:
got. auso ahd ohra (Ohr)
In anderen Fällen wird au zu ou:
got. augo ahd ougo (das Auge)
got. hlaupan ahd loufan (laufen)
5. Der Ablaut
Das ist der regelmäßige Wechsel bestimmter Vokale in den Wörtern, die sich im etymologischen Zusammenhang befinden. Dieser Terminus wurde von Jakob Grimm eingeführt.
Der Ablaut tritt als Mittel der Formenbildung auf:
ahd neman, Imperf.: nam heute: nahmen, nahm
6. Das Verschwinden der kurzen Vokale bei den schwachen Verben im Imperfekt, wenn diese Verben einen langen Stammvokal haben:
Infinitiv ahd horen, Imperfekt: horta (statt horita)
3. 4. Der lexikalische Aspekt des Althochdeutschen
Der lexikalische Aspekt der Sprache dieser Periode zeigt sich durch die Entlehnung der Wörter aus dem Lateinischen, vorwiegend aus der kirchlichen Literatur. Das erklärt sich dadurch, dass die Kirche einen sehr großen Einfluss auf das öffentliche Leben hatte.
Wörter aus der Zeit des Althochdeutschen (500—1050)
In althochdeutscher (frühdeutscher) Zeit führten gesellschaftliche Wandlungen zu großen Veränderungen im Wortschatz. Den größten Einfluß hatte dabei zweifellos die Hand in Hand mit der Entwicklung des Feudalismus vor sich gehende Christianisierung. Sie breitete sich auf mehreren Wegen und in mehreren Wellen über das Gebiet aus, das in diesem Zeitraum den Namen Deutschland erhielt.
So drangen aus dem Süden Wörter wie:
Pfingsten aus griech. Pentekosté / hēmerá / (der 50. Tag nach Ostern), Teufel aus griech. diabolos, Engel aus griech. angelos (Bote) ein. Aus dem Nordwesten kam das Wort Glocke (zu altirisch clocc).
Eine Vielzahl von Wörtern drang mit der Einführung des Gottesdienstes, dem Aufbau der Kirchenorganisation und der Klöster sowie der Gestaltung des feudalen Herrschaftssystems in deutsche Sprache ein: Chor zu lat. chorus, Messe zu lat. missa, Orgel zu lat. organum, Kapelle zu lat. capella, Brief zu lat. brevis.
Bildung und Unterricht waren in der damaligen Zeit ausschließlich eine Angelegenheit der Klöster. Die Klöster befassten sich aber auch mit dem Gartenbau, mit Kochkunst, Bauwesen und mit ersten Ansätzen der Krankenpflege: Birne zu lat. pirum. Auch: Rose, Veilchen, Petersilie, Zwiebel.
In der Sprache der Verwaltung wurde zunächst nur das Lateinische verwendet. Deshalb stammt die Mehrzahl der damals entstandenen Wörter aus dem Lateinischen: Bezirk zu lat. circus, Vogt zu lat. vocatus (Rechtsvertreter, Richter).
Auch in der Kleidung und in der Verarbeitung von textilen Grundstoffen kamen zahlreiche Neuerungen auf: Kutte, Kappe, Mantel, Pelz; Teppich zu lat. tapetum, Matte, Seide.
Trotz der Christianisierung lebte eine ganze Menge an heidnischen Überresten fort – allerdings in christlicher Umdeutung: Gott, Himmel, Hölle (urspr. Aufenthaltsort der Toten); Ostern als urspr. heidnisches Frühlingsfest; Weinachten als ursprüngliche Bezeichnung für die heiligen zwölf Nächte der Wintersonnenwende.