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Remarque, Erich Maria - Im Westen nichts Neues

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08.06.2015
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wissen: »Gaaas – Gaaas -!«

Ich rufe, schiebe mich heran, schlage mit der Kapsel nach ihm, er merkt nichts – noch einmal, noch einmal – er duckt sich nur – es ist ein Rekrut – ich sehe verzweifelt nach Kat, er hat die Maske vor – ich reiße meine auch heraus, der Helm fliegt beiseite, sie streift sich über mein Gesicht, ich erreiche den Mann, am nächsten liegt mir seine Kapsel, ich fasse die Maske, schiebe sie über seinen Kopf, er greift zu – ich lasse los – und liege plötzlich mit einem Ruck im Trichter.

Der dumpfe Knall der Gasgranaten mischt sich in das Krachen der Explosivgeschosse. Eine Glocke dröhnt zwischen die Explosionen, Gongs, Metallklappern künden überallhin – Gas – Gas – Gaas – Hinter mir plumpst es, einmal, zweimal. Ich wische die Augenscheiben meiner Maske vom Atemdunst sauber. Es sind Kat, Kropp und noch jemand. Wir liegen zu viert in schwerer, lauernder Anspannung und atmen so schwach wie möglich.

Die ersten Minuten mit der Maske entscheiden über Leben und Tod: ist sie dicht? Ich kenne die furchtbaren Bilder aus dem Lazarett: Gaskranke, die in tagelangem Würgen die verbrannten Lungen stückweise auskotzen.

Vorsichtig, den Mund auf die Patrone gedrückt, atme ich. Jetzt schleicht der Schwaden über den Boden und sinkt in alle Vertiefungen. Wie ein weiches, breites Quallentier legt er sich in unseren Trichter, räkelt sich hinein. Ich stoße Kat an: es ist besser herauszukriechen und oben zu liegen, als hier, wo das Gas sich am meisten sammelt. Doch wir kommen nicht dazu, ein zweiter Feuerhagel beginnt. Es ist, als ob nicht mehr die Geschosse brüllen; es ist, als ob die Erde selbst tobt.

Mit einem Krach saust etwas Schwarzes zu uns herab. Hart neben uns schlägt es ein, ein hochgeschleuderter Sarg. Ich sehe Kat sich bewegen und krieche hinüber. Der Sarg ist dem vierten in unserem Loch auf den ausgestreckten Arm

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geschlagen. Der Mann versucht, mit der andern Hand die Gasmaske abzureißen. Kropp greift rechtzeitig zu, 67 biegt ihm die Hand hart auf den Rücken und hält sie fest.

Kat und ich gehen daran, den verwundeten Arm frei zu machen. Der Sargdeckel ist lose und geborsten, wir können ihn leicht abreißen, den Toten werfen wir hinaus, er sackt nach unten, dann versuchen wir, den unteren Teil zu lockern.

Zum Glück wird der Mann bewußtlos, und Albert kann uns helfen. Wir brauchen nun nicht mehr so behutsam zu sein und arbeiten, was wir können, bis der Sarg mit einem Seufzer nachgibt unter den daruntergesteckten Spaten. Es ist heller geworden. Kat nimmt ein Stück des Deckels, legt es unter den zerschmetterten Arm, und wir binden alle unsere Verbandspäckchen darum. Mehr können wir im Moment nicht tun.

Mein Kopf brummt und dröhnt in der Gasmaske, er ist nahe am Platzen. Die Lungen sind angestrengt, sie haben nur immer wieder denselben heißen, verbrauchten Atem, die Schläfenadern schwellen, man glaubt zu ersticken – Graues Licht sickert zu uns herein. Wind fegt über den Friedhof. Ich schiebe mich über den Rand des Trichters. In der schmutzigen Dämmerung liegt vor mir ein ausgerissenes Bein, der Stiefel ist vollkommen heil, ich sehe das alles ganz deutlich im Augenblick. Aber jetzt erhebt sich wenige Meter weiter jemand, ich putze die Fenster, sie beschlagen mir vor Aufregung sofort wieder, ich starre hinüber – der Mann dort trägt keine Gasmaske mehr.

Noch Sekunden warte ich – er bricht nicht zusammen, er blickt suchend umher und macht einige Schritte – der Wind hat das Gas zerstreut, die Luft ist frei – da zerre ich röchelnd ebenfalls die Maske weg und falle hin, wie kaltes Wasser strömt die Luft in mich hinein, die Augen wollen brechen, die Welle überschwemmt mich und löscht mich dunkel aus.

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*

Die Einschläge haben aufgehört. Ich drehe mich zum Trichter und winke den andern. Sie klettern herauf und reißen sich die Masken herunter. Wir umfassen den Verwundeten, einer nimmt seinen geschienten Arm. So stolpern wir hastig davon.

Der Friedhof ist ein Trümmerfeld. Särge und Leichen liegen verstreut. Sie sind noch einmal getötet worden; aber jeder von ihnen, der zerfetzt wurde, hat einen von uns gerettet.

Der Zaun ist verwüstet, die Schienen der Feldbahn drüben sind aufgerissen, sie starren hochgebogen in die Luft. Vor uns liegt jemand. Wir halten an, nur Kropp geht mit dem Verwundeten weiter.

Der am Boden ist ein Rekrut. Seine Hüfte ist blutverschmiert; er ist so erschöpft, daß ich nach meiner Feldflasche greife, in der ich Rum mit Tee habe. Kat hält meine Hand zurück und beugt sich über ihn: »Wo hat’s dich erwischt, Kamerad?«

Er bewegt die Augen; er ist zu schwach zum Antworten.

Wir schneiden vorsichtig die Hose auf. Er stöhnt. »Ruhig, ruhig, es wird ja besser –«

Wenn er einen Bauchschuß hat, darf er nichts trinken. Er hat nichts erbrochen, das ist günstig. Wir legen die Hüfte bloß. Sie ist ein einziger Fleischbrei mit Knochensplittern. Das Gelenk ist getroffen. Dieser Junge wird nie mehr gehen können.

Ich wische ihm mit dem befeuchteten Finger über die Schläfe und gebe ihm einen Schluck. In seine Augen kommt Bewegung. Jetzt erst sehen wir, daß auch der rechte Arm blutet.

Kat zerfasert zwei Verbandspäckchen so breit wie möglich, damit sie die Wunde decken. Ich suche nach Stoff, um ihn lose darüberzuwickeln. Wir haben nichts mehr, deshalb schlitze ich dem Verwundeten das Hosenbein weiter auf, um ein Stück seiner Unterhose als Binde zu verwenden. Aber er trägt keine.

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Ich sehe ihn genauer an: es ist der Flachskopf von vorhin.

Kat hat inzwischen aus den Taschen eines Toten noch Päckchen geholt, die wir vorsichtig an die Wunde schieben. Ich sage dem Jungen, der uns unverwandt ansieht: »Wir holen jetzt eine Bahre.«

Da öffnet er den Mund und flüstert: »Hierbleiben –« Kat sagt: »Wir kommen ja gleich wieder. Wir holen für dich eine Bahre.«

Man kann nicht erkennen, ob er verstanden hat; er wimmert wie ein Kind hinter uns her: »Nicht weggehen –« Kat sieht sich um und flüstert: »Sollte man da nicht einfach einen Revolver nehmen, damit es aufhört?« Der Junge wird den Transport kaum überstehen, und höchstens kann es noch einige Tage mit ihm dauern. Alles bisher aber wird nichts sein gegen diese Zeit, bis er stirbt. Jetzt ist er noch betäubt und fühlt nichts. In einer Stunde wird er ein kreischendes Bündel unerträglicher Schmerzen werden. Die Tage, die er noch leben kann, bedeuten für ihn eine einzige rasende Qual. Und wem nützt es, ob er sie noch hat oder nicht – Ich nicke. »Ja, Kat, man sollte einen Revolver nehmen.«

»Gib her«, sagt er und bleibt stehen. Er ist entschlossen, ich sehe es. Wir blicken uns um, aber wir sind nicht mehr allein. Vor uns sammelt sich ein Häuflein, aus den Trichtern und Gräbern kommen Köpfe.

Wir holen eine Bahre.

Kat schüttelt den Kopf. »So junge Kerle« – Er wiederholt es: »So junge, unschuldige Kerle –«

*

Unsere Verluste sind geringer, als anzunehmen war: fünf Tote und acht Verwundete. Es war nur ein kurzer Feuerüberfall. Zwei von unseren Toten liegen in einem der

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aufgerissenen Gräber; wir brauchen sie bloß zuzubuddeln.

Wir gehen zurück. Schweigend trotten wir im Gänsemarsch hintereinander her. Die Verwundeten werden zur Sanitätsstation gebracht. Der Morgen ist trübe, die Krankenwärter laufen mit Nummern und Zetteln, die Verletzten wimmern. Es beginnt zu regnen. Nach einer Stunde haben wir unsere Wagen erreicht und klettern hinauf. Jetzt ist mehr Platz als vorher da. Der Regen wird stärker. Wir breiten Zeltbahnen aus und legen sie auf unsere Köpfe. Das Wasser trommelt darauf nieder. An den Seiten fließen die Regensträhnen ab. Die Wagen platschen durch die Löcher, und wir wiegen uns im Halbschlaf hin und her.

Zwei Mann vorn im Wagen haben lange gegabelte Stücke bei sich. Sie achten auf die Telefondrähte, die quer über die Straße hängen, so tief, daß sie unsere Köpfe wegreißen können. Die beiden Leute fangen sie mit ihren gegabelten Stöcken auf und heben sie über uns hinweg. Wir hören ihren Ruf: »Achtung – Draht«, und im Halbschlaf gehen wir in die Kniebeuge und richten uns wieder auf. Monoton pendeln die Wagen, monoton sind die Rufe, monoton rinnt der Regen. Er rinnt auf unsere Köpfe und auf die Köpfe der Toten vorn, auf den Körper des kleinen Rekruten mit der Wunde, die viel zu groß für seine Hüfte ist, er rinnt auf das Grab Kemmerichs, er rinnt auf unsere Herzen.

Ein Einschlag hallt irgendwo. Wir zucken auf, die Augen sind gespannt, die Hände wieder bereit, um die Körper über die Wände des Wagens in den Straßengraben zu werfen.

Es kommt nichts weiter. – Monoton nur die Rufe: »Achtung

– Draht« – wir gehen in die Knie, wir sind wieder im Halbschlaf.

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5.

Es ist beschwerlich, die einzelne Laus zu töten, wenn man Hunderte hat. Die Tiere sind etwas hart, und das ewige Knipsen mit den Fingernägeln wird langweilig. Tjaden hat deshalb den Deckel einer Schuhputzschachtel mit Draht über einem brennenden Kerzenstumpf befestigt. In diese kleine Pfanne werden die Läuse einfach hineingeworfen – es knackt, und sie sind erledigt.

Wir sitzen rundherum, die Hemden auf den Knien, den Oberkörper nackt in der warmen Luft, die Hände bei der Arbeit. Haie hat eine besonders feine Art von Läusen: sie haben ein rotes Kreuz auf dem Kopf. Deshalb behauptet er, sie aus dem Lazarett in Thourhout mitgebracht zu haben, sie seien von einem Oberstabsarzt persönlich. Er will auch das sich langsam in dem Blechdeckel ansammelnde Fett zum Stiefelschmieren benutzen und brüllte eine halbe Stunde lang vor Lachen über seinen Witz. Doch heute hat er wenig Erfolg; etwas anderes beschäftigt uns zu sehr.

Das Gerücht ist Wahrheit geworden. Himmelstoß ist da. Gestern ist er erschienen, wir haben seine wohlbekannte Stimme schon gehört. Er soll zu Hause ein paar junge Rekruten zu kräftig im Sturzacker gehabt haben. Ohne daß er es wußte, war der Sohn des Regierungspräsidenten dabei. Das brach ihm das Genick.

Hier wird er sich wundern. Tjaden erörtert seit Stunden alle Möglichkeiten, wie er ihm antworten will. Haie sieht nachdenklich seine große Flosse an und kneift mir ein Auge. Die Prügelei war der Höhepunkt seines Daseins; er hat mir erzählt, daß er noch manchmal davon träumt.

*

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Kropp und Müller unterhalten sich. Kropp hat als einziger ein Kochgeschirr voll Linsen erbeutet, wahrscheinlich bei der Pionierküche. Müller schielt gierig hin, beherrscht sich aber und fragt: »Albert, was würdest du tun, wenn jetzt mit einemmal Frieden wäre?«

»Frieden gibt’s nicht!« äußert Albert kurz.

»Na, aber wenn –«, beharrt Müller, »was würdest du machen?«

»Abhauen!« knurrt Kropp. »Das ist klar. Und dann?« »Mich besaufen«, sagt Albert.

»Rede keinen Quatsch, ich meine es ernst –«

»Ich auch«, sagt Albert, »was soll man denn anders machen.« Kat interessiert sich für die Frage. Er fordert von Kropp seinen Tribut an den Linsen, erhält ihn, überlegt dann lange und meint: »Besaufen könnte man sich ja, sonst aber auf die nächste Eisenbahn – und ab nach Muttern. Mensch, Frieden,

Albert –«

Er kramt in seiner Wachstuchbrieftasche nach einer Fotografie und zeigt sie stolz herum. »Meine Alte!« Dann packt er sie weg und flucht: »Verdammter Lausekrieg –«

»Du kannst gut reden«, sage ich. »Du hast deinen Jungen und deine Frau.«

»Stimmt«, nickt er, »ich muß dafür sorgen, daß sie was zu essen haben.«

Wir lachen. »Daran wird’s nicht fehlen, Kat, sonst requierierst du eben.«

Müller ist hungrig und gibt sich noch nicht zufrieden. Er schreckt Haie Westhus aus seinen Verprügelträumen. »Haie, was würdest du denn machen, wenn jetzt Frieden wäre?«

»Er müßte dir den Arsch vollhauen, weil du hier von so etwas überhaupt anfängst«, sage ich, »wie kommt das

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eigentlich?«

»Wie kommt Kuhscheiße aufs Dach?« antwortet Müller lakonisch und wendet sich wieder an Haie Westhus.

Es ist zu schwer auf einmal für Haie. Er wiegt seinen sommersprossigen Schädel: »Du meinst, wenn kein Krieg mehr ist?«

»Richtig. Du merkst auch alles.«

»Dann kämen doch wieder Weiber, nicht?« – Haie leckt sich das Maul. »Das auch.«

»Meine Fresse noch mal«, sagt Haie, und sein Gesicht taut auf, »dann würde ich mir so einen strammen Feger schnappen, so einen richtigen Küchendragoner, weißt du, mit ordentlich was dran zum Festhalten, und sofort nichts wie ‘rin in die Betten! Stell dir mal vor, richtige Federbetten mit Sprungmatratzen, Kinners, acht Tage lang würde ich keine Hose wieder anziehen.«

Alles schweigt. Das Bild ist zu wunderbar. Schauer laufen uns über die Haut. Endlich ermannt sich Müller und fragt: »Und danach?«

Pause. Dann erklärt Haie etwas verzwickt: »Wenn ich Unteroffizier wäre, würde ich erst noch bei den Preußen bleiben und kapitulieren.« »Haie, du hast glatt einen Vogel«, sage ich. Er fragt gemütlich zurück: »Hast du schon mal Torf gestochen? Probier’s mal.«

Damit zieht er seinen Löffel aus dem Stiefelschaft und langt damit in Alberts Eßnapf.

»Schlimmer als Schanzen in der Champagne kann’s auch nicht sein«, erwiderte ich.

Haie kaut und grinst: »Dauert aber länger. Kannst dich auch nicht drücken.«

»Aber, Mensch, zu Hause ist es doch besser, Haie.« »Teils, teils«, sagt er und versinkt mit offenem Munde in Grübelei.

Man kann auf seinen Zügen lesen, was er denkt. Da ist eine

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arme Moorkate, da ist schwere Arbeit in der Hitze der Heide vom frühen Morgen bis zum Abend, da ist spärlicher Lohn, da ist ein schmutziger Knechtsanzug – »Hast beim Kommiß in Frieden keine Sorgen«, teilt er mit, »jeden Tag ist dein Futter da, sonst machst du Krach, hast dein Bett, alle acht Tage reine Wäsche wie ein Kavalier, machst deinen Unteroffiziersdienst, hast dein schönes Zeug; – abends bist du ein freier Mann und gehst in die Kneipe.«

Haie ist außerordentlich stolz auf seine Idee. Er verliebt sich darin. »Und wenn du deine zwölf Jahre um hast, kriegst du deinen Versorgungsschein und wirst Landjäger. Den ganzen Tag kannst du Spazierengehen.« Er schwitzt jetzt vor Zukunft. »Stell dir vor, wie du dann traktiert wirst. Hier einen Kognak, da einen halben Liter. Mit einem Landjäger will doch jeder gutstehen.« »Du wirst ja nie Unteroffizier, Haie«, wirft Kat ein. Haie blickt ihn betroffen an und schweigt. In seinen Gedanken sind jetzt wohl die klaren Abende im Herbst, die Sonntage in der Heide, die Dorfglocken, die Nachmittage und Nächte mit den Mägden, die Buchweizenpfannkuchen mit den großen Speckaugen, die sorglos verschwatzten Stunden im Krug – Mit soviel Phantasie kann er so rasch nicht fertig werden; deshalb knurrt er nur erbost: »Was ihr immer für Blödsinn zusammenfragt.«

Er streift sein Hemd über den Kopf und knöpft den Waffenrock zu.

»Was würdest du machen, Tjaden?« ruft Kropp.

Tjaden kennt nur eins. »Aufpassen, daß mir Himmelstoß nicht durchgeht.«

Er möchte ihn wahrscheinlich am liebsten in einen Käfig sperren und jeden Morgen mit einem Knüppel über ihn herfallen. Zu Kropp schwärmt er: »An deiner Stelle würde ich sehen, daß ich Leutnant würde. Dann kannst du ihn schleifen, daß ihm das Wasser im Hintern kocht.«

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»Und du, Detering?« forscht Müller weiter. Er ist der geborene Schulmeister mit seiner Fragerei.

Detering ist wortkarg. Aber auf dieses Thema gibt er Antwort. Er sieht in die Luft und sagt nur einen Satz: »Ich würde gerade noch zur Ernte zurechtkommen.« Damit steht er auf und geht weg.

Er macht sich Sorgen. Seine Frau muß den Hof bewirtschaften. Dabei haben sie ihm noch zwei Pferde weggeholt. Jeden Tag liest er die Zeitungen, die kommen, ob es in seiner oldenburgischen Ecke auch nicht regnet. Sie bringen das Heu sonst nicht fort.

In diesem Augenblick erscheint Himmelstoß. Er kommt direkt auf unsere Gruppe zu. Tjadens Gesicht wird fleckig. Er legt sich längelang ins Gras und schließt die Augen vor Aufregung.

Himmelstoß ist etwas unschlüssig, sein Gang wird langsamer. Dann marschiert er dennoch zu uns heran. Niemand macht Miene, sich zu erheben. Kropp sieht ihm interessiert entgegen.

Er steht jetzt vor uns und wartet. Da keiner etwas sagt, läßt er ein »Na?« vom Stapel.

Ein paar Sekunden verstreichen; Himmelstoß weiß sichtlich nicht, wie er sich benehmen soll. Am liebsten möchte er uns jetzt im Galopp schleifen. Immerhin scheint er schon gelernt zu haben, daß die Front kein Kasernenhof ist. Er versucht es abermals und wendet sich nicht mehr an alle, sondern an einen, er hofft, so leichter Antwort zu erhalten. Kropp ist ihm am nächsten. Ihn beehrt er deshalb. »Na, auch hier?«

Aber Albert ist sein Freund nicht. Er antwortet knapp: »Bißchen länger als Sie, denke ich.«

Der rötliche Schnurrbart zittert. »Ihr kennt mich wohl nicht mehr, was?«

Tjaden schlägt jetzt die Augen auf. »Doch.«

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