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10. «Vadiscus oder die römische Dreifaltigkeit» von Ulrich von Hutten

Ulrich von Hutten (1488—1523) war im Gegensatz zu Erasmus von Rotterdam eine «Kämpfernatur», die offen und entschieden in politische und soziale Auseinandersetzungen jener Zeit eingriff. Seine politischen Positionen waren höchst widersprüchlich. Er war ein leidenschaftlicher Anhänger der Adelsdemokratie und politischer Repräsentant des deutschen Rittertums. Als solcher kämpfte er mit Feder und Schwert für die deutsche Reichseinheit und gegen ihre Gegner: den römischen Papst, katholische Geistlichkeit und deutsche Ter­ritorialfürsten. Als Dichter hatte Hutten zu satirischen Genres besondere Neigung. Er war leidenschaftlicher Polemist und verfaßte viele Pamphlete und Streitschriften, in denen er seine politischen und literarischen Feinde bekämpfte. Unter seinen polemischen Werken sind vor allem seine fünf Reden gegen den Mörder seines Vetters Herzog von Würtemberg, «Das erste Fieber, «Das zweite Fieber», wo er geistreich und humorvoll das satte Leben der Geistlichen verspottet, und «Vadiscus oder die römische Dreifaltigkeit» zu erwähnen.

Als Hauptwerk Huttens gilt der bereits erwähnte sati­rische Dialog «Vadiscus oder die römische Dreifaltigkeit» (1521), in dem der Verfasser dem deutschen Leser verrottete Zustände in Rom und moralische Verwilderung der päpstlichen Kurie und der gesamten katholischen Geistlichkeit vor Augen führt. Er zieht unter anderem gegen deren Geldgier, das Streben nach Luxus, den Ämterschacher (махинация) und Urkundenfälschung zu Felde und schreibt mit Bitternis und Kummer von der nationalen Erniedrigung des deutschen Volkes. Hier wird aber nicht nur die römisch-katholische Kirche entlarvt, sondern auch der Weg zur Befreiung Deutschlands von der päpstlichen Despo­tie gewiesen. Die Voraussetzung für nationale Freiheit er­blickt er in der Geschlossenheit der Deutschen.

Die Form dieses Dialogs ist epigrammatisch prägnant und knapp. All die Unzulänglichkeiten und Gebrechen des rö­mischen Lebens sowie die Wunschträume und Ideale des Dichters sind in Dreiheiten gegliedert. Diese Form trug mit dazu bei, das Werk unter den Zeitgenossen äußerst beliebt zu machen.

11. Das Tierepos „Reinke Fuchs“—ein Volksbuch

Die unzähligen Volksbücher des Renaissancezeitalters gehörten zu den vielgelesenen Unterhaltungsbüchern, deren Hauptanliegen war, das Lesebedürfnis breiter Schichten der Bevölkerung zu befriedigen. Die Verfasser der meisten Volks­bücher sind unbekannt. Ihr Stoff- und Themenkreis ist äu­ßerst vielschichtig, häufig stellen sie Bearbeitungen mittelal­terlicher Ritterepen, Heiligenlegenden, Reisebeschreibun­gen, Abenteuergeschichten, Volkssagen und italienischer Novellen dar. Aber es gibt auch Volksbücher, die keine vor­geprägten Vorlagen hatten. Zu den hervorragendsten Geschichten dieser Art zählen vor allein die unten zu behandelnden Volksbücher «Reinke de Vos» («Reynke de voß») (1498), «Till Eulenspiegel» (1515), «Historia von D. Johann Fausten» (1587) und das «Lalebuch» (1597).

Reinke de Vos“, der in hochdeutscher Fassung den Titel «Reineke Fuchs» führt, bildet den Höhepunkt und Abschluß der mittelalterlichen Tierepik (In Latein abgefaßtes «Ecbasis captivi», französischer «Roman de renart» (um 1100), «Re­inhart Fuchs» von Heinrich dem Gleißner, der sogenannte «Isengrimus», niederländischer «Reinaert de Vos», «Reinaerts Historie» des Hinrek van Alkmar). Die letzte diente dem ano­nymen Verfasser des «Reinke de Vos» als Vorlage.

«Reinke de Vos» ist ein kritisch-satirisches Buch, in dem der unbekannte Dichter seiner bösen Zeit einen Spiegel vor­hält. Im Mittelpunkt der Dichtung steht der listige und ver­schlagene Fuchs, der sich wegen seiner unzähligen Misseta­ten und Betrügereien nun vor dem Gericht des königlichen Löwen verantworten soll. Durch eine geniale Lügengeschichte gelingt es ihm aber — bereits zum wievielten Male — seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und als Sieger aus dem Rechtsstreit hervorzugehen. Er wird gar Kanzler des Reichs und geheimer Berater des Königs. Diese großartige, vom Geist der Reformation getragene Satire richtet sich vorrangig gegen den Feudalismus und seine Verfallserscheinungen, gegen die weltliche und geistliche Obrigkeit, gegen käufliche Rechtsprechung, Betrug und Heuchelei sowie gegen Habsucht und Geldgier. Nur in der Welt allgemeiner Ungerechtigkeit und Korruption kann der ritterliche Wegelagerer und Straßenräuber Reineke Fuchs seine Untaten verüben, dies bekennt er offenherzig selbst.

Diese Dichtung ist somit eine hervorragende Satire auf die Sitten und Bräuche der weltlichen und geistlichen Machthaber, die dem armen Volk schonungslos die Haut über die Ohren ziehen, die nur an sich selbst denken und das Ge­meinwohl vernachlässigen. Überall herrschen Korruptheit und Rechtlosigkeit und Geld regiert die Welt.

«Reineke Fuchs» genoss große Beliebtheit damals wie nach­her. Luther nannte ihn eine «lebendige Contrafactur des Hoflebens» und Goethe —«eine unheilige Weltbibel». Diese Dichtung war nicht nur in Deutschland populär, sondern auch im Ausland: sie wurde in viele Fremdsprachen übersetzt. Im achtzehnten Jahrhundert wurde sie vom Theaterreformator Gottsched bearbeitet und diente Goethe als Ausgangspunkt für seine antifeudale satirische Dichtung «Reineke Fucks». Im neunzehnten Jahrhundert war es der fortschrittliche Vor­märzsatiriker Adolf Glaßbrenner, der sich diesem Stoff nochmals zuwandte.

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