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In raschem Tempo entstehen Wohnhäuser, Schulen, geneinnützige Objekte, Krankenhäuser, Hotels und Studentenheime. Auch für problematische Bauaufgaben, wie Kläranlagen, Installationen, Sammelund Wasserleitungen wurden gute Lösungen gefunden.

Das Bautempo ist im Vergleich zu anderen Wojewodschaften in Slupsk sehr hoch. Im Gebiet von Slupsk unternahm man von staatlicher Seite aus den Versuch, die Aktivitätsspanne der Baubetriebe zu erhöhen. In der Praxis heißt das, daß die Wohnungsbauunternehmen eine Reihe von Vergünstigungen erhalten, wenn sie ihre konkret festgelegten Arbeitsergebnisse um 10% im Jahr überbieten. Dann erfolgt Steuerermäßigung, werden Kredite mit herabgesetzten Zinsen vergeben und wird die Einkommenssteuer erlassen, wenn der Baubetrieb auch Baumaterialien produziert.

Alle diese Maßnahmen haben ganz offensichtlich die Bauunternehmen motiviert, ihre Arbeitseffektivität zu erhöhen.

Fragen zum Text:

1.Wo befindet sich das Wojewodschaft Slupsk?

2.Wie entwickelt sich das Bauwesen hier?

3.Was entstehen in Slupsk in raschem Tempo?

4.Was erhalten die Wohnungsbauunternehmen in diesem Wojewodschaft?

5.Was motiviert die Bauunternehmen, ihre Arbeitseffektivität zu erhöhen?

LEKTION 7. Rosarote Stadt

Wortschatz zum Text:

gelingen, betreten, die Wildnis, der Felsen, abschirmen, der Hohlweg, das Grabmal, meißeln, die Zeitrechnung, einwandern, die Blüte, die Seele, die Töpferkunst, vorauseilen, prägen, die Münze, das Reich, verlieren, zerfallen, erforschen, die Grabung

Petra war einst das Zentrum des arabischen Händlerstaates der Nabatäer. Im 18. Jahrhundert gelang es einem jungen Schweizer erstmalig, die riesiege Ruinenstadt inmitten der Bergwildnis zu betreten. Rote Sandsteinfelsen schirmen die Metropole wie ein Palisadenzaun ab. Nur ein schmaler Hohlweg führt zu dem Marktplatz. Im großen Rund von 25 km2 haben die Nabatäer hunderte Häuser, Grabmale, Sakralbauten und Gebetsnischen aus dem Fels herausgemeißelt. Seine typische Farbe sorgte für den Beinamen «rosarote Stadt».

Die nordarabischen Nabatäer waren etwa 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung in das Gebiet eingewandert. Ihr sich allmählich entwickelndes Monopol über den Karawanenhandel der Region führte um die Zeitenwende zur höchsten Staatsblüte. Damals, als die Hauptstadt etwa 10 000 Seelen zählte,

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waren Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Weihrauch, Myrrhe, Gewürze und Purpurgewänder Handelsschlager.

Die Nabatäer waren mit einer hochentwickelten Töpferkunst und Wassertechnologie ihren Nachbarn vorausgeeilt. Sie schrieben mit einem eigenen Alphabet und prägten Münzen. Das Reich verlor im Jahre 106 seine politischen und Handelsprivilegien an die vorstoßenden Römer und zerfiel. Archäologische Grabungen erlebt Petra erst seit knapp 60 Jahren. Kein Wunder, daß bei der Größe der Stadt nur ein Prozent ihres Territoriums erforscht ist.

Fragen zum Text:

1.Was war das Zentrum des arabischen Händlerstaates der Nabatäer?

2.Wem gelang es erstmalig, die riesige Ruinenstadt inmitten der Bergwildnis zu betreten?

3.Was schirmen die Metropole ab?

4.Was haben die Nabatäer aus dem Fels herausgemeißelt?

5.Womit waren die Nabatäer ihren Nachbarn vorausgeeilt?

6.Was geschah mit diesem Reich im Jahre 106?

LEKTION 8. Die chinesische Mauer

Wortschatz zum Text:

die Festung, das Reich, die Mauer, überfallen, errichten, sich ziehen, schaffen, das Altertum, der Riese, der Bau, zerstören

Die größte Festungslinie der Welt ist vor langer Zeit von den Chinesen an der Nordgrenze ihres Reichs errichtet worden. 200 Jahre vor unserer Ära ist der Bau begonnen worden, und noch heute steht er da und ist so fest, daß er noch viele Jahrhunderte nicht zerstört werden wird. Diese Mauer wurde errichtet, nachdem China mehrmals von den kriegerischen Mongolen überfallen worden war.

Die Mauer ist bis 12 Meter hoch, 7 bis 10 Meter breit und zieht sich nach Osten und Westen.

Durch welche Riesenarbeit ist diese Mauer errichtet worden! Sie zieht sich von der Küste des Gelben Meeres bis in die Wüste Gobi hin und ist über dreitausend Kilometer lang; so weit ist es z.B., von der Krim bis zum Eismeer.

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Wir wissen ja, daß im Altertum auch andere kolossale Bauwerke geschaffen worden sind; an dem Bau der Cheopspyramide hatten hunderttausend Menschen 30 Jahre lang gearbeitet. Aber für die chinesische Mauer ist hundertzwanzigmal mehr Material gebraucht worden, als für die Cheopspyramide.

Fragen zum Text:

1.Nennen Sie die größte Festungslinie der Welt.

2.Wann wurde diese Mauer errichtet? Warum?

3.Wie hoch und breit ist die chinesische Mauer?

4.Wieviel Kilometer lang ist sie?

5.Wieviel Material ist für die chinesische Mauer gebraucht worden?

LEKTION 9. Kölner Dom

Der Kölner Dom (eigentlich die Hohe Domkirche St. Petrus) ist eine römisch-katholische Kirche in Köln unter dem Patrozinium des Apostels Petrus. Die Kathedrale des Erzbistums Köln war bis Ende 2009 auch Pfarrkirche der Domgemeinde; seit 2010 ist sie von der Pfarrseelsorge exemt. Seit 1996 zählt der Kölner Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Abb. 1. Skyline: Kölner Dom

Abb. 2. Dom, Hauptbahnhof und

 

Hohenzollernbrücke

Der Kölner Dom ist mit 157,38 Metern Höhe nach dem Ulmer Münster das zweithöchste Kirchengebäude Europas sowie das dritthöchste der Welt. Die Kathedrale steht rund 250 Meter vom Rhein entfernt an der ehemaligen nördlichen römischen Stadtgrenze in direkter Nachbarschaft von Hauptbahnhof, Hohenzollernbrücke, Museum Ludwig und Römisch-Germanischem Museum. Sie ist auf dem Domhügel rund 17 m über dem Rhein von einer modernen Betonkonstruktion, der Domplatte, umgeben. Das Grundstück hat die Adresse Domkloster 4, 50667 Köln.

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Abb. 3. Kölner Dom in der Nacht

Der Kölner Dom zählt zu den weltweit größten Kathedralen im gotischen Baustil. Viele Kunsthistoriker sehen in ihm eine einmalige Harmonisierung sämtlicher Bauelemente und des Schmuckwerks im Stil der spätmittelalterlich-gotischen Architektur verwirklicht. Wichtig zum Verständnis ist die Tatsache, dass der Baubeginn des Kölner Doms zwar ins 13. Jahrhundert fällt (Gotik), der Dom aber erst im 19. Jahrhundert nach jahrhundertelangem Baustopp vollendet wurde (Neugotik).

Die charakteristische Doppelturmfront ist somit weitgehend ein Werk des industrialisierten 19. Jahrhunderts, gleichwohl gestaltet nach den 1814 wieder aufgefundenen Plänen, die ein Abbild der vorgesehenen Westfassade zeigen.

Die mittelalterliche Gotik hat nur zwei bedeutende Kirchtürme dieser durchbrochenen Bauart hervorgebracht: Straßburg und Freiburg. Alle anderen ähnlichen Türme wie beispielsweise in Ulm oder Regensburg sind Werke der Neugotik des 19. Jahrhunderts.

Abb. 4. Kölner Dom mit

Hohenzollernbrücke bei Anbruch der

Dunkelheit

Abb. 5. Westfassade, 2013,

Arbeitsgerüst mit Steinschlagschutz am

Nordturm

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Abb. 6. Kölner Dom bei Nacht

Die riesige Fläche der Westfassade mitsamt den beiden Türmen von über 7100 m² ist bis heute nirgendwo übertroffen worden. Von 1880 bis 1884 war der Kölner Dom das höchste Gebäude der Welt. Er ist zudem die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Deutschlands: 2001 wurden fünf Millionen, seit 2004 jährlich sechs Millionen Besucher aus aller Welt gezählt, im Durchschnitt etwa 20.000 pro Tag. Im August 2005 besuchte Papst Benedikt XVI. anlässlich des Weltjugendtages 2005 den Dom. Daran erinnert die vom Kölner Bildhauer Heribert Calleen gestaltete bronzene Gedenktafel im Mittelschiff.

Geschichte

Antike und frühmittelalterliche Architektur

Bei Ausgrabungen unter dem Dom wurden Reste römischer Wohnhäuser des 1. bis 4. Jahrhunderts gefunden. Im späten 4. oder im 5. Jahrhundert entstand unter dem Chor des heutigen Domes ein 30 bis 40 m langer Apsidenbau, vielleicht schon eine erste Kirche. Abgelöst wurde dieses Gebäude noch im 5. oder spätestens im frühen 6. Jahrhundert durch eine ähnlich dimensionierte Architektur, in die in den 530er-Jahren reiche fränkische Fürstengräber eingebracht wurden. Diese Gräber sind ein Indiz für die kirchliche Nutzung von Bau 2. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstand eine neue Kirche, die archäologisch durch ihre schlüssellochförmige Kanzel (Ambo) erkennbar ist und die älteren Anlagen überdeckte. Durch ihre Erweiterung in Richtung Westen entwickelte sich diese Kirche etwa bis zur Größe des nachfolgenden Alten Domes und bestand wohl bis etwa um 800.

Aus dem 6. Jahrhundert befinden sich östlich des heutigen Domchores noch die Überreste eines frühchristlichen Baptisteriums (ein von einer Kirche abgetrennter Taufraum). Erhalten ist das achtseitige Taufbecken (Taufpiscina). Das Baptisterium selbst war rechteckig und in einer zweiten Bauphase kreuzförmig. Die letzte Bauphase war wiederum rechteckig und über zwei

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seitliche Gänge mit der Kirche verbunden. Wahrscheinlich wurde das Baptisterium im 9. Jahrhundert beim Bau des alten Domes abgerissen und durch einen in der Kirche aufgestellten Taufstein ersetzt.

Alter Dom

Abb. 7. Der alte, karolingische Dom, Nachzeichnung aus dem Hilliniuscodex der Kölner Dombibliothek nach Hasak, Dom, 1911

Der Alte Dom oder Hildebold-Dom war der unmittelbare Vorgängerbau des heutigen Domes. Er wurde am 27. September 873 geweiht. Erzbischof Hildebold war zu dieser Zeit bereits seit langem verstorben. Als Bauherr und als Stifter kommt er vielleicht noch für Teile der dem Alten Dom vorausgehenden letzten Umbauphase des Domes aus der Merowingerzeit in Frage, insbesondere für dessen Westteil mit dem sogenannten St.-Galler-Ringatrium. Vielleicht war er aber auch tatsächlich der Begründer des Alten Domes, der nach den archäologischen Quellen ab 800 entstanden sein könnte.

Der Alte Dom verfügte über ein Langhaus, das an beiden Enden durch Querhäuser begrenzt wurde. Er war Vorbild für viele in seiner Zeit in Europa entstandene Kirchen und beherbergte so bereits das im 10. Jahrhundert entstandene Gerokreuz, das zweitälteste erhaltene Monumentalkruzifix des Abendlandes. Im Jahre 1248 sollte der Alte Dom nach und nach abgerissen werden, um mit dem Bau des neuen gotischen Domes beginnen zu können. Jedoch brannte bei dem Versuch, nur den Ostchor mit Brandabbruch abzureißen, beinahe der gesamte Bau ab. Die Westteile wurden provisorisch wiederhergestellt, damit in ihnen Messen gefeiert werden konnten. Noch im selben Jahr wurde mit dem Bau des heutigen Kölner Domes begonnen.

Erste Bauperiode des neuen Doms

Abb. 8. Der unfertige Dom um 1824, nach Max Hasak: Der Dom zu Köln, 1911

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Am 23. Juli 1164 brachte der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln. Sie waren ein Geschenk des Kaisers Friedrich I. an seinen Reichserzkanzler aus dessen Kriegsbeute. Diese Reliquien führten um 1225 zu dem Plan, einen neuen Dom zu bauen – die alte Kathedrale war dem enormen Pilgeransturm nicht mehr gewachsen und zu klein geworden. Der gotische Bau wurde am 15. August 1248 nach einem Plan des Dombaumeisters Gerhard von Rile begonnen. Vorbild – vor allem für den Grundriss – war die Kathedrale von Amiens, allerdings wurde in Köln ein gegenüber Amiens stärker regularisiertes 12-Eck-Schema verwendet und das Langhaus fünfschiffig und nicht dreischiffig ausgeführt. Als Baumaterial verwendete man vor allem Trachyt vom Drachenfels aus dem Siebengebirge.

1265 war der Kapellenkranz bis in die Gewölbe fertiggestellt. 1277 weihte Albertus Magnus den Altar der Domsakristei. Um 1280 entstand der über 4 Meter hohe und 1,66 Meter breite Plan der Westfassade. Dieser sogenannte «Fassadenriss F» wurde wahrscheinlich vom damaligen Dombaumeister Arnold gezeichnet. Nachdem Köln 1288 infolge der Schlacht bei Worringen de facto freie Reichsstadt geworden war, blieb der Dom zwar noch der nominelle Sitz des Erzbischofs, jedoch betrat dieser seine Kathedrale nur relativ selten. Dies tat dem Baufortschritt zunächst keinen Abbruch, da Bauherr nicht der Erzbischof, sondern das Domkapitel war.

Zwischen 1304 und 1311 wurden die 17,15 Meter hohen Fenster des Oberchores eingesetzt: 48 Könige sind abwechselnd mit und ohne Bart dargestellt. Vermutlich zeigen die Bärtigen die 24 Ältesten der Apokalypse, die Bartlosen die Könige von Juda, die alttestamentlichen Vorgänger Christi. Die Höhe der Figuren beträgt ungefähr 2,25 Meter. Im Achsenfenster sind die Heiligen Drei Könige dargestellt, wie sie Maria mit dem Kind huldigen. Die Gesamtfläche der Chorfenster beträgt 1350 m². Es ist einer der größten erhaltenen Glasmalerei-Zyklen des Mittelalters. Mittlerweile sind zwar viele Einzelheiten verloren gegangen, aber der ursprüngliche Farbklang blieb erhalten. Die Weihe des Chors erfolgte am 27. September 1322, zugleich wurden die Reliquien der Heiligen Drei Könige dorthin überführt. Auch die im alten Hildebold-Dom beigesetzten Erzbischöfe Gero, Reinald von Dassel, Philipp von Heinsberg, Engelbert I. und Konrad von Hochstaden wurden in den neuen Chor übertragen.

Um 1331 wurde das Fundament für die südlichen Seitenschiffe des Langhauses ausgehoben. 1333 besuchte Petrarca den Bau und äußerte sich über dessen Schönheit. Die Fundamentierungsarbeiten der Südseite wurden, wie ein Münzfund vom 14. April 1994 vier Meter unter dem Südturm belegt, gegen 1360 abgeschlossen und die aufgehenden Partien der Fassade konnten versetzt werden. Um 1375 entstand der Figurenschmuck des Petersportals. Bis 1389 war der Bau so weit fortgeschritten, dass am 7. Januar 1389 anlässlich der Eröffnung

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der neu gegründeten Universität eine Messe gelesen werden konnte. Ab 1395 war Andreas von Everdingen Dombaumeister († vor 1412). 1410 erreichte der Südturm das zweite Geschoss; bald darauf wurde am benachbarten Hochgericht in einem hölzernen Glockenstuhl die erste Glocke aufgehängt (die Dreikönigenoder Blutglocke von 1418). Als Dombaumeister folgte Nikolaus van Bueren (1380–1445), in dessen Zeit 1437 die Glocken in den Südturm eingehängt werden konnten (Turmhöhe damals 59 Meter). 1448/49 wurden die Großglocken Pretiosa (11.500 kg) und Speciosa (5.200 kg) gegossen und im Südturm in einer Höhe von 57 Metern aufgehängt. Die Arbeiten am Südturm wurden danach weitgehend eingestellt.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ließ die Bauintensität stetig nach. Letzter bekannter Dombaumeister war ab 1469 Johann Kuene van Franckenberg, der 1491 letztmals genannt wurde. Um 1500 fand noch die Grundsteinlegung des Nordturms statt. Seit 1510 wurden die Arbeiten am Dom sukzessive eingestellt. Jüngere Forschungen nehmen bereits für die Zeit nach 1530 einen weitgehenden Baustopp an, auch wenn noch Geld für Ausstattung und Reparaturen floss. Leonard Ennen berichtet, dass im Jahre 1559 die letzte Geldausgabe für die Bautätigkeit floss und 1560 ein vollständiger Baustopp erfolgte, nachdem das Domkapitel 1560 offiziell die Finanzierung weiterer Dombauarbeiten beendete. Als Gründe für die Einstellung nimmt man veränderte ästhetische Vorstellungen, vor allem aber auch durch die Reformation nachlassenden Ablasshandel und geringere Pilgerzahlen an, was zu finanziellen Problemen führte.

Am 5. Januar 1531 wurde Ferdinand I., der Bruder Kaiser Karls V., im Dom zum deutschen König gewählt. 1744 bis 1770 erfolgte zunehmend eine barocke Umgestaltung des benutzten Raumes.

Von 1794 an kamen starke Beschädigungen infolge der französischen Besatzung Kölns hinzu. Im November 1796 verfügten die französischen Besatzer die Einstellung der Gottesdienste im Dom. Der Dom wurde von den napoleonischen Truppen als Pferdestall und Lagerhalle genutzt.

Am 4. Januar 1804 erfolgte die Rückkehr des Dreikönigenschreins, den das Domkapitel 1794 vor dem Einmarsch der Franzosen (Oktober 1794) nach Westfalen hatte bringen lassen. Am 20. November 1814 forderte Joseph Görres im «Rheinischen Merkur» den Weiterbau des Domes.

Über 300 Jahre bestimmte der unfertige Kölner Dom die Silhouette der Stadt. Der Dom verfiel in den Jahrhunderten zu einer Bauruine, sogar ein Abriss der Kathedrale wurde erwogen. Bis 1868 befand sich auf dem bis dahin unvollendeten Südturm des Kölner Doms ein durch Treträder angetriebener Baukran aus dem 14. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt wohl der ironische Kölner Ausspruch, dass, wenn der Dom einmal fertig sei, die Welt untergehe.

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Abb. 9. 1814/1816 wiederentdeckter Fassadenriss des Kölner Doms

Zweite Bauperiode

1814 wurde eine Hälfte des 4,05 m großen überarbeiteten Fassadenplanes von Georg Moller in Darmstadt wiederentdeckt. Der Plan stammte vom Nachfolger Gerhards, dem Dombaumeister Arnold.

Die andere Hälfte des Planes wurde 1816 von Sulpiz Boisserée in Paris gefunden. Um die Wende zum 19. Jahrhundert lenkten außerdem Romantiker in ihrer Begeisterung für das Mittelalter das öffentliche Interesse erneut auf den unvollendeten Dombau, der zudem als Symbol für die deutsche Einheit in der sich verstärkenden Nationalbewegung Bedeutung erhielt. Es gab jedoch auch kritische und skeptische Stimmen, sowohl aus dem katholischen Lager (Befürchtung eines Verlusts der sakralen gegenüber der nationalen Bedeutung des Doms) als auch von Protestanten (Argument der Geldverschwendung, da Katholiken nicht für gesamtdeutsche Sache zu begeistern seien) und von demokratischer Seite (Dombau als Ablenkungsmanöver von der Konstitutionalisierung Deutschlands).

Neben anderen waren Joseph Görres und Sulpiz Boisserée die treibenden Kräfte für die Vollendung; am 4. September 1842 konnte durch den preußischen-protestantischen König Friedrich Wilhelm IV. und den Koadjutor und den späteren Erzbischof Johannes von Geissel der Grundstein für den Weiterbau des Kölner Doms gelegt werden. Der Stein wurde auf den noch unvollendeten Südturm hochgezogen und dort eingemauert. Friedrich Wilhelm IV: «Hier, wo der Grundstein liegt, dort mit jenen Türmen zugleich, sollen sich die schönsten Tore der ganzen Welt erheben.» Auch finanziell beteiligte sich der Staat Preußen. Kurz vor der Grundsteinlegung hatte sich der Zentral-Dombau- Verein zu Köln gegründet, zu dessen wichtigsten Aufgaben das Sammeln von Geld für das Bauvorhaben zählte.

Am 19. Oktober 1820 wurde ein Einbruch in den Kölner Dom bekannt, bei dem wertvolle Teile des Dreikönigsschreins herausgebrochen und entwendet wurden.

1823 wurde die Dombauhütte wieder eingerichtet und erste Restaurierungsarbeiten begonnen. Der erste Dombaumeister dieser Bauphase wurde im Jahr 1833 Ernst Friedrich Zwirner (bis 1861); er entwarf die Pläne zur Vollendung des Domes, darunter auch die für die 1855 vollendete Fassade der Südseite, die

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in Zusammenarbeit mit Karl Friedrich Schinkel, Sulpiz Boisserée und König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen entstanden.

Abb. 10. Kölner Dom, 1855

Die 600. Wiederkehr der Grundsteinlegung wurde mit einem dreitägigen Fest vom 14. bis 16. August 1848 gefeiert. Dabei kam es am 15. August zu einem Unglücksfall, über den die Düsseldorfer Zeitung am 17. August 1848 berichtete: «Ein von dem Thurme des Domes gestürzter Stein traf ein unter der Menge von Zuschauern am Thurme stehendes Frauenzimmer auf den Kopf, so daß dasselbe, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben, todt zur Erde fiel.» 1848 wurden provisorische Holzdecken im Langhaus und Querhaus eingesetzt, 1863 war das Innere des Doms vollendet. Die Trennwand zwischen Chor und Langhaus fiel nach 560 Jahren. Ab 1863 wurde an der Westfassade weitergebaut.

Abb. 11. Der Dom kurz vor

Abb. 12. Dom um 1900

der Fertigstellung 1880

 

1880 wurde der Dom nach über 600 Jahren vollendet, getreu den Plänen der Kölner Dombaumeister des Mittelalters und dem erhaltenen Fassadenplan aus der Zeit um 1280. Allerdings wurden die Fassaden des Querhauses eine

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