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§ 5.3. Übersetzungstypen nach Roman Jakobson

Die erste bekannte Übersetzungstypologie wurde von Roman Jakobson verfasst, dem bedeutendsten Linguisten im 20. Jh. Pionier in Semiotik (Moskau geboren, Prag, Wien, USA).

1959 Veröffentlichung von „On Translation“, darunter „Linguistic Aspects of Translation“, worin er eine dreiteilige Übersetzungstypologie (Einteilung aus semiotischer Sicht) vorstellte.

Abb. 7: Übersetzungstypen nach Roman Jakobson

intralinguale Übersetzung / intralingual translation: Paraphrase; Wiedergabe in der gleichen Sprache (z.B. TV-Untertitel für Gehörgeschädigte);

interlinguale Übersetzung / translation proper: zwischensprachlich, allgemeiner Transfer; Definition der Übersetzung wie bei Kade;

intersemiotische Übersetzung: Übersetzung zwischen den Zeichen, Änderung der Zeichen inkl. nonverbaler Zeichen und Mittel (z.B. Softwarelokalisierung; Filmübersetzung inkl. Geräusche, Gesichtsausdrücke; Piktogramme, Bilder, Zeichnungen, Skizzen.

Wichtig für die spezifische Natur der Übersetzung ist die funktionale Ausrichtung des Übersetzens (wozu, für wen, zu welchem Zweck übersetzt man?)

Je in Abhängigkeit von herrschenden Textauffassung haben sich unterschiedliche Übersetzungstypen herausgebildet – jeder Typ gibt eine ausführliche Antwort auf die Frage: “Was ist Übersetzen?”

Im Prozess der Herstellung einer Übersetzung unterscheidet man auf unterschiedlichen Stufen ebenfalls verschiedene Typen von Übersetzungen: Rohübersetzung, Arbeitsübersetzung, kommentierte Übersetzung etc.

§ 5.4. Übersetzungstypen nach Katharina Reiß

ÜBERSETZUNGSTYP

VERFAHRENSWEISE

FUNKTION

1. Interlinearübersetzung

Wort- für Wort-Übersetzung, die Struktur der Ausgangssprache wird sichtbar gemacht, ZT nur zusammen mit AT verständlich ist.

Erschließung einer unbekannten Sprache, Zwischenstadium bei anderen Übersetzungstypen (Bibelübersetzung)

2. Wörtliche Übersetzung

Zielsprachenadäquate wörtliche Übersetzung, Textsorten/Texttypen-adäquanz werden vernachlässigt, ZT ist zwar sprachlich verständlich, nicht aber Sinn und Funktion (nur bei Vergleich mit AT)

Grammatikübung im FS-Unterricht, kontrastive Linguistik

3. Philologische Übersetzung

vollständige Erklärung des Textsinnes ohne Rücksicht auf zielsprachliche Äquivalenz: es geht hier darum, die Semantik, Syntax und Pragmatik des ATs möglichst erschöpfend zu explizieren

Übersetzung im Dienste

Geisteswissen-schaftlicher Auslegung, Explikation von Sprache und Kultur des ATs.

4. Kommunikative

Übersetzung

Funktionskonstante Übersetzung, Berücksichtigung des situationellen & soziokulturellen Kontexts der Zielgemeinschaft

Produktion eines Textes, dem man seinen Übersetzungs-status nicht anmerkt, Erfüllung aller kommunikativen Normen eines Textes

5. Bearbeitende Übersetzung

bewußte Veränderung des ATs aus verschiedensten Gründen (meist aus Gründen der inhaltlichen, intentionalen Adaptation, nicht aber aus über-setzungstechnischen), AT ist lediglich Rohmaterial

Anpassung eines (ATs an die Bedürfnisse eines speziellen Leserkreises (Erwachsenen-literatur # für Kinder, Fachliteratur)

Eine Interlinearübersetzung (von lat. inter linea, zwischen den Linien) ist eine Übersetzung (oft bei Bibelübersetzungen), bei welcher der Ausgangstext Wort-für-Wort bzw. der Reihe nach übersetzt wird. In Druckausgaben stehen unter den Worten des Originaltextes (interlinear) die Entsprechungen der Zielsprache.

Dabei ist keine zusammenhängende Übersetzung des Textes angestrebt, sondern nur Übersetzungen einzelner Wörter, wobei häufig über einem Wort mehrere Synonyma zur Auswahl gegebenen werden.

Interlinearversionen stehen am Anfang des althochdeutschen Schrifttums. In Klosterschulen wurden diese Übersetzungshilfen angefertigt, um den angehenden Geistlichen das Erlernen der lateinischen Sprache zu erleichtern. Besonders bekannt ist die Schule des Klosters Reichenau für ihre zahlreichen Interlinearversionen aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Funktion dieses Übersetzungstyps: Erforschung noch unbekannter Sprachen.

Für eine wörtliche Übersetzung (auch: grammar translation) wählt der Übersetzer die angemessenen Worte und den angemessenen Satzbau in der Zielsprache. Die adäquate Wahl erzielt lexikalische und grammati­sche Äquivalenz auf der Satzebene, aber nicht unbedingt Textäquivalenz, denn der Text besteht nicht aus isolierten Einzelsätzen. (Funktion dieses Übersetzungstyps: Kontrollfunktion im Fremdsprachenunterricht).

Für eine philologische Übersetzung wählt der Übersetzer die ange­messenen Worte, den angemessenen Satzbau, die angemessene Stilebene in der Zielsprache in engster Anlehnung an die Ausgangssprache. Die Adäquatheit der Sprachzeichenwahl ist dabei also ausgangstextorientiert, denn seit Schleiermacher versteht man unter Adäquatheit bei diesem Übersetzungstyp, dass "der Leser zum Autor geführt" wird, oder wie Ortega es ausdrückt, dass man im Zieltext die Sprach- und Denkstrukturen des Ausgangsautors erkennen kann. Ausgangstextadäquatheit erzielt noch keine Textäquivalenz, weil der Zieltext jetzt vom zielsprachlichen Leser nicht auf eine ebenso natürliche Weise rezipiert werden kann wie der Ausgangstext vom Ausgangsleser. (Funktion: Verständnishilfe für jemanden, der die AS nicht ausreichend beherrscht, um alle ihre Fein­heiten zu erkennen).

Der kommunikative Übersetzungstyp erfasst Übersetzungen ohne ge­wollte Verfremdungen in Wortwahl und Satzbau; Übersetzungen, die in der zielsprachlichen Gemeinschaft unmittelbar der (alltäglichen, literari­schen, künstlerisch-ästhetischen) Kommunikation die­nen und dabei mit dem Original in möglichst vielen seiner Dimensionen - der syntaktischen, der semantischen und der pragmatischen - zwar nicht identisch, wohl aber ihm äquivalent sind. Nur in diesem Fall dient die Angemessenheit, die Adäquatheit der Sprachzeichenauswahl für den Aufbau des Zieltextes der Herstellung von Äquivalenz auf der Textebe­ne. Und deshalb betrifft hier die Adäquatheit nicht isoliert die Wortwahl, die grammatische und die stilistische Wahl, sondern die adäquate Wahl berücksichtigt immer auch den sprachlichen Makrokontext, den inneren und äußeren Situationskontext und die soziokulturelle (historische) Ein­bettung des jeweiligen Textes, sowie die Funktion des Gesamttextes im Kommunikationsgeschehen.

Thema 6