- •Entwicklung des deutschen Konsonantensystems Die 1. Lautverschiebung
- •Das Vernersche Gesetz (1875)
- •Rhotazismus
- •Der grammatische Wechsel
- •Die Gemination
- •Vor j: got. Bidjan as. Biddian, ae. Biddan
- •Vor l: рус. Яблоко as. Appul
- •Vor r: got. Akrs ahd. Akkar
- •Die II. Lautverschiebung (5./6.Jh.-15. Jh.)
- •I. P t k Affrikaten 2. Im In- und Auslaut
- •3. Bei der Gemination
- •Sonstige Veränderungen im deutschen Konsonantensystem
- •I. Im Althochdeutschen (770-1050)
- •3. Anfang des VIII. Jh.
- •II. Im Mittelhochdeutschen (1050-1350)
- •Inf. Neigen, gelouben – Prät. Neicte, geloupte
- •5. Die Verbindung qu.: Ahd. Que wird im Mhd. Zu ko, ahd. Qui – zum mhd. Ku
- •6. Der Laut t wird nach den Nasalen zu d:
- •III. Im Frühneuhochdeutschen (1350-1650)
- •Varwe Farbe
- •5. S mhd. Glas, hus (I.-e.) /
- •Vgl. An/gabe, ein/gießen
Entwicklung des deutschen Konsonantensystems Die 1. Lautverschiebung
Die 1. germanische oder gemeingermanische Lautverschiebung, anders Grimmsches Gesetz genannt, widerspiegelt lautliche Korrespondenzen zwischen indoeuropäischen und germanischen Geräuschlauten. Diese Korrespondenzen waren im Jahre 1818 von Rasmus Kristian Rask entdeckt und im Jahre 1822 von Jakob Grimm systematisiert.
Zeit und Ursachen der 1. Lautverschiebung sind unklar. Dieser Wandel im Konsonantensystem hatte sich um Urgermanischen vermutlich im Zeitraum von 2000-1000 v.u.Z. vollzogen. (In einigen anderen Quellen nennt man den folgenden Zeitraum des Verlaufs der 1.Lautverschiebung: Beginn - um 1200, Abschluss - um 500-300 v.u.Z. (Metzler Lexikon)).
Das Vernersche Gesetz (1875)
Das Vernersche Gesetz wurde vom dänischen Sprachwissenschaftler Karl Verner im Jahre 1875 entdeckt. Dieses Gesetz gilt als eine Art Einschränkung für Grimmsches Gesetz. Es besagt folgendes: Die germanischen stimmlosen Reibelaute f, þ, h wurden, ebenso wie der stimmlose Reibelaut s, unter bestimmten Bedingungen zu den stimmhaften Reibelauten b, d, g, bzw. z und fielen so mit den aus indoeuropäischen bh, dh, gh entstandenen b, d, g zusammen.
I
. p
t k kw + s
f þ h hw
stl. Verschlusslaute
II. b d g gw p t k kw
III. bh dh gh ghw b d g gw + z>r
sth. Verschlusslaute
Das Grimmsche Gesetz: __ __`K_ ___ p t k kw > f þ h hw
Das Vernersche Gesetz: _`_ __K_ ___ p t k kw + s > b d g gw + z>r
___ __K_ _`_
рус. свёкор (`k _) – Gg – got. swaihra, ahd. swehur
рус. свекровь (_ k `) – Vg – ahd. swigar
Rhotazismus
In allen schriftlich überlieferten altgermanischen Sprachen außer dem Gotischen wurde germ. z > r. Dieser Prozess heißt Rhotazismus. Daher wechseln je nach den ursprünglichen Akzentbedingungen die Laute s und r, wie z.B. in den Grundformen des Verbs:
ahd. forliosan – forlos – forlorum – forloran (Rhotazismus)
ahd. was – warum
germ. iz (lat. is) = got. is, ahd. ir
got. dius – as. dior – ahd. tior “Tier”
Der grammatische Wechsel
Da der Akzent im IE. und im frühesten Urgermanisch frei beweglich war, lag er bald auf dem Wurzelmorphem, bald auf dem Flexionsmorphem bzw. dem affixalen Morphem. Deshalb wirkte das Vernersche Gesetz nur auf einen Teil der Wortformen, Wörter einer Familie. Auf diese Weise entstand in eng zusammengehörigen Formen ein Wechsel zwischen stimmlosen und stimmhaften Konsonanten. Diese Erscheinung wird grammatischer Wechsel genannt.
Der grammanische Wechsel tritt besonders konsequent in den Grundformen einiger starker Verben auf. Man vermutet, dass im Inf. und Prät. Sg. dieser Verben die Betonung früher auf den Stammvokal fiel und deshalb dem Stammvokal ein stimmloser Reibelaut folgte. Prät.Pl. und Part.II hatten die Betonung auf dem Suffix, und hier erscheint ein stimmhafter Verschlusslaut.
ahd. ziohan – zoh – zugum – gizogan
ahd. lidan – leid – litum -gilitan
Vgl. auch Beispiele aus dem heutigen Deutsch:
f / b darben – bedürfen
germ. þ / d > ahd. (2. LV) d / t schneiden – schnitt
h / g ziehen – zog
s / z>r war – gewesen
