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пособие_УШКОВА_2003_Путешествия. Ландшафты....doc
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Gespräch mit einer gebürtigen leipzigerin

Frau Diepelt, sind Sie eine waschechte Leipzigerin, oder gehören Sie zu den sogenannten Wahlleipzigern, die irgendwann einmal in dieser Stadt hängengeblieben sind?

Ich bin keine Wahlleipzigerin, sondern in Leipzig geboren und fühle mich als eine waschechte Leipzigerin. Ich habe hier die Schule besucht und später das Abitur abgelegt. Auch meine erste Arbeitsstelle – eine Schule – war in Connewitz. Das ist ein ganz alter Stadtteil von Leipzig. Später bin ich dann mit meiner Familie in ein Neubaugebiet gezogen. Das ist jetzt der Stadtteil Grünau, und hier wohne ich, und arbeite ich immer noch.

Wenn Sie hier aufgewachsen sind, dann kennen Sie ja auch die Probleme der Stadt sehr gut. Ich denke da nur an die Umwelt, den allgemenen Verfall der Häuser, die Wohnungsnot und und und...

Ja, da haben Sie natürlich recht! In Leipzig gibt es sehr große Probleme, mit der Umwelt vor allem. Das liegt daran, dass in der Umgebung Leipzigs die Braunkohle abgebaut wird, was sich auf die Stadt natürlich sehr negativ ausgewirkt hat. Die Luftqualität Leipzigs ist sehr schlecht. Man könnte schlicht und einfach sagen, dass wir im Dreck ersticken. Das hat Auswirkungen auf die Menschen in der Stadt und natürlich auch auf die Gebäude, auf unsere schönen historischen Gebäude. Wenn Sie in der Innenstadt einmal spazierengehen, werden Sie sehen, dass sehr sehr viele Fassaden angegriffen sind und ganz dringend einer Rekonstruktion bedürfen. Zu den Problemen der Stadt wünsche ich mir, dass sie bald gelöst werden, und ich denke, dass auch erste Schritte dazu unternommen wurden.

Sie haben bereits erwähnt, dass Sie im Neubauviertel Grünau wohnen. Wie lebt es sich denn dort? Böse Zungen behaupten ja, es ist eine reine Schlafstadt!

Eine reine Schlafstadt – na, da haben Sie bestimmt nicht übertrieben!... Denn die wenigsten der rund 80 000 Einwohner dieses Stadtteils arbeiten auch hier. Viele müssen weit zur Stadt fahren, um dann 30dort zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Mit den kulturellen Einrichtungen sieht es hier auch ganz übel aus. Es gibt kein Kino, kein Theater. Es fehlen Kaufhäuser, es fehlen kleine Läden, und auch ein Krankenhaus ist nicht am Ort. Die Kinder haben keine Sportmöglichkeiten, und alle sind damit sehr unzufrieden.

Wenn Sie so viele Probleme aufgezählt haben, dann hat man natürlich auch Wünsche für diese Stadt. Was würden Sie sich zukünftig für die Stadt Leipzig und ganz besonders natürlich für diesen Stadtteil wünschen?

Für diesen Stadtteil würde ich mir wünschen, dass man endlich nicht mehr die Baulöcher und Restplätze, die hier noch überall vorhanden sind, sieht, sondern dass die endlich begrünt werden und dass einige von diesen Einrichtungen, die ich genannt habe, in der nächsten Zeit entstehen. Ganz besonders würde ich mir auch wünschen, dass ganz Grünau eine verkehrsfreie Zone wird, dass also die Autos außerhalb dieses Stadtgebietes bleiben könnten. Und für ganz Leipzig wünsche ich mir, dass es wieder eine Stadt wird, so wie sie einmal war: liebenswert und sächsisch.

(Aus: Städteporträt Leipzig.

Textheft / von Werner Marx, Sigrid Otto.

Bonn: Inter Nationes, 1998)