
- •Humanismus und Renaissance
- •Martin Luther und seine Lehre
- •Die Gegenreformation
- •Ignatius von Loyola gründet die „Gesellschaft Jesu“
- •Der Beginn der Neuzeit
- •Colbert erfindet den Merkantilismus
- •Die deutschen Fürsten richten sich nach dem Vorbild von Versailles
- •Deutsche Barockmusik
- •Friedrich der Große im Streit mit der Kaiserin Maria Theresia von Österreich
- •Der Siebenjährige Krieg (1756-1763)
- •Die Aufklärung: Aufbruch des modernen Denkens
Die Gegenreformation
Nach Luthers Tod gehörte fast das ganze deutsche Volk seiner Lehre an. Von 10 Deutschen war nur noch einer katholisch, das änderte sich aber bald, als Ignatius von Loyola seinen Orden gründete. Er führte dem Orden viele Mitglieder zu. Manche von ihnen lehrten an Latein – und Hochschulen und gewannen viele adelige Söhne für den katholischen Glauben. Andere waren eifrige Seelsorger und Prediger. Sie verhinderten, dass sich die neue Lehre ausbreitete und führten Tausende zur alten Kirche zurück. Als das Reich um 1600 ungefähr 12 Millionen Einwohner zählte, waren darunter wieder 3 Millionen Katholiken.
Ignatius von Loyola gründet die „Gesellschaft Jesu“
Im Gebirge des nordwestlichen Spanien, im Lande der altiberischen Basken wurde 1491 Ignatius von Loyola als Sohn einer vielköpfigen Familie geboren. Er wurde Offizier im Heer Karls V. Als er nach einer schweren Verwundung genesen war, hängte die Waffen vor einem Marienbild auf, schenkte sein Pferd einem Kloster, seine Gewänder einem Bettler und kleidete sich in dessen Lumpen. Denn pilgerte Ignatius ins Heilige Land, um die Mohammedaner zu bekehren. Doch es fehlten ihm die Kenntnisse, die ein Missionär haben musste. Nach Spanien zurückgekehrt, fing er an zu studieren, zuerst in Spanien, später in Paris. Hier gründete er mit einigen Gleichgesinnten im Jahre 1534 einen neuen Orden. Wie Soldaten wollten die Brüder dieses Ordens für Jesus kämpfen sie nannten sich die „Gesellschaft Jesu“. Ihre Tätigkeit bestimmt das Losungswort „Alles zur größeren Ehre Gottes. Wie die Mönche gelobten sie Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam; wie bei Soldaten war der Gehorsam ihr oberstes Gelübde, sie wollten dem Befehle des Papstes ohne Zögern und Bedenken folgen, wohin er sie auch sandte, um die katholische Kirche auszubreiten und zu festigen.
Der Beginn der Neuzeit
Die Erfolge Luthers wären nicht möglich gewesen, ohne Entwicklungen in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Im 14. und 15. Jh. Wurde die Erde als Kugel erkennt, Christoph Kolumbus entdeckte Amerika, Gutenberg erfand 1445 den Buchdruck und damit die Möglichkeit, die neuen Ideen und Erfindungen im Volk zu verbreiten. Im 15. Jh. Wurde in Deutschland eine Vielzahl von Universitäten errichtet (z.B. Leipzig 1409, Freiburg 1455). In den Städten entstanden Lese- und Schreibstuben.
Im Jahre 1528 starben Grünewald und Dürer, die größten deutschen Maler der Jahrhundertwende. Sie waren Angehörige der alten Kirche geblieben. In Wittenberg lebte der Apotheker und Hofmaler Lucas Granach, ein Freund Luthers. Der Schuhmacher und Meistersinger Hans Sachs in Nürnberg machte in seinen Dramen und Fastnachtspielen die Übel der Zeit lächerlich.
Der dreißigjährige Krieg (1618-1648)
Trotz aller Versuche der katholischen Kirche, den lutheranischen Protestantismus aufzuhalten, wurde dieser bis 1600 zu stärksten religiös-politischen Kraft in Europa. Dieser religiöse Konflikt war mit dem Kampf zwischen Kaiser und Fürsten vermischt.
1618 begannen die militärischen Auseinandersetzungen in Böhmen und verbreiteten sich bald über ganz Mitteleuropa. Frankreich und Schweden griffen auf protestantischer, Spanien und England auf katholischer Seite ein. Es wurde gefoltert, vergewaltigt, belagert und in Brand gesetzt – im Namen Jesu Christi. Nach 30 Jahren war Europa so erschöpft, dass Friedensverhandlungen endlich zum Erfolg führten. Der „Westfalische Frieden“ brachte die Anerkennung der Konfessionen und die faktische Auflösung des deutschen Reiches in etwa 3800 Territorien. Die Abgesandten des Abendlandes versammelten sich in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück, um den Krieg zu beenden. Am 25. Oktober 1648 war der Friedensvertrag nach den fünfjährigen Verhandlungen unterschrieben.
Als schwaches Bund fungierten noch Kaiser und die gemeinsame Sprache. Die deutsche Bevölkerung war über ein Drittel dezimiert, der Hunger regierte und Deutschland hatte seinen Einfluss in Europa völlig verloren. Der Wirtschaftsaufbau dauerte Generationen.
Wie furchtbar der krieg gewütet hat, erfahren wir von Johann Jakob Grimmelshausen im „Simplicissimus“ (um 1622- 76): „Totschlagen und wieder Tode geschlagen werden, Jammer anstellen und wieder jämmerlich leiden, schlagen und wieder geschlagen werden; und in Summa nur verderben und beschädigen ... „
Der Krieg hinterließ Deutschland, von dem es im Gedicht „Tränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius (1616 – 64) heißt:
Die Türme stehn in Glut,
die Kirch’ ist umgekehrt,
Das Rathaus liegt im Graus,
die Starken sind zerhaun,
Die Jungfrau’n sind geschänd’t,
und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest und Tod,
der Herz und Geist durchfähret.
Deutschland nach dem 30-jährigen Kriege
Deutschland war nach dem Dreißigjährigen Krieg niedergeschlagen. Viele Städte waren zerstört, weite Teile des Landes verwüstet, 30% der Stadtbewohner, 40% der Landesbevölkerung waren umgekommen. Das Heilige Römische Reich Deutsche Nation war stärker zersplittert als je zuvor. Seine frühere Stellung als einer der führenden Wirtschafträume hatte Deutschland eingebüßt. Eine schnelle Erholung war nicht möglich. Das verhinderten schlechte Straßen und die Rivalitäten der zahlreichen Kleinstaaten mit ihren vielen Zollgrenzen. Noch anderthalb Jahrhunderte später, zu Lebzeiten Kants und Goethes, hatte sich an dieser politischen Grundkonstellation und am wirtschaftlichen Rückstand kaum etwas geändert.
Nachdem auch die Kirche seit der Reformation viel von ihrer Macht verloren hat blieben die Territorialfürsten die stärkste politische Kraft im Lande. Diese Fürsten machten zum größten Teil eine Politik, die allein von persönlichen und dynastischen Interessen bestimmt wurde.
Außerhalb Deutschlands etablierten sich Frankreich als wichtigste Kontinentalmacht und England als Überseemacht. Viele der größten deutschen Territorialstaaten hatten dynastische Beziehungen und Interessen außerhalb des Reichsgebiets. So war der Kurfürst von Sachsen in der Regel zugleich König von Polen. Hannover und England standen nach 1714 in Personalunion. Durch den Zusammenschluss des ehemaligen Ordenstaates Preußen mit dem Kurfürstentum Brandenburg entstand der neue preußische Staat, der sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts zu einer bedeutenden, eigenständigen Macht entwickelte. Auch die deutschen Kaiser, in der Regel Habsburger, kümmerten sich mehr um ihre Hausmacht in Österreich und deren Erweiterung nach Südeuropa als um das Reichsganze. Nur noch einmal wurde mit Erfolg an die Verantwortung für die Reichseinheit appelliert, als das türkische Heer 1683 zum zweiten Mal vor Wien stand. Die endgültige Überwindung dieser Gefahr leitete eine glanzvolle Epoche für Österreich ein. Insgesamt konnte der deutsche Sprachraum keine zusammenhängende politische Identität entwickeln, während er weiterhin als bevorzugtes Schlachtfeld bei europäischen Konflikten diente.
Der übliche Regierungsstil der Zeit verschärfte die Gegensätze zwischen den Regierenden und Regierten. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Absolutismus die verbreitete Regierungsform in Europa. Im Absolutismus konzentrierte sich alle politische Macht in den Händen des Königs oder des Fürsten. In den einzelnen Kleinstaaten überlagerte eine zentralisierte Verwaltung das komplizierte mittelalterliche Geflecht ständischer Rechte.
Diese Herrscherform versuchte man unter Berufung auf eine göttliche Weltordnung zu legitimieren.
1661 übernimmt Ludwig XIV. die Regierung in Frankreich. Die Macht des Königs war da immer noch sehr stark. Er hatte sich immer mehr gegen den Adel durchgesetzt und dessen Rechte beschnitten.
Ludwig hatte mit 5 Jahren den Thron bestiegen. Damals führte Kardinal Mazarin die Regierungsgeschäfte. Mazarin hielt sich an den Grundsatz seines Vorgängers, des Kardinals Richelieu: „Die Herrschaft soll bei einem, der Gehorsam bei allen sein“. Richelieu und Mazarin taten alles, um aus Frankreich einen starken und geschlossenen Einheitsstaat zu machen. Auch der König war entschlossen, Frankreich zum mächtigen Staat in Europa zu machen. Im Jahre 1661 starb Mazarin. Ludwig war damals 23 Jahre alt. Er versammelte den Staatsrat (die engsten Berater des Königs) und erklärte dem Kanzler: „Ich habe Sie mit meinen Ministern hierher kommen lassen, um Ihnen zu sagen, dass ich nunmehr meine Angelegenheit selbst in die Hand nehmen werde. Sie werden mir mit Ihrem Rat zur Seite stehen, wenn ich Sie darum bitte“. Und als der Vertreter der französischen Geistlichkeit fragte, an wen er sich jetzt, wo der Kardinal tot sei, zu wenden habe, antwortete Ludwig: „An mich, Herr Erzbischof“.
So höflich entließ er den Staatsrat und rief sie fast überhaupt nie. Stattdessen ernannte er Ratgeber, die weitgehend dem Mittelstand entstammten und nicht mehr Macht beanspruchten, als der König ihnen zugestand. Diese Ratgeber wussten, dass der König das, was er zu geben geruhte, auch jeden Moment wieder zurücknehmen konnte.
Die Tätigkeit der Intendanten, Polizeidirektoren und Amtsdiener war im ganzen Staat ähnlich; Frankreich wurde einheitlich regiert. Das Volk spürte, dass der König überall seiner Beobachter hatte und wenn sich ein Adliger gegen die Anordnung des Königs sperrte, dann gab es „kurzen Prozess“, und der Mann wurde auf eine Insel verbannt.
Ludwig, der sich selbst mit Sonne verglich und „Sonnenkönig“ genannt wurde, betrachtete Frankreich als seinen Besitzt. Er dachte: Der Staat, das bin ich. Er regierte das Volk und den Staat als „absoluter Monarch“. Auf ähnliche Weise wollten die Fürsten und Könige auch im übrigen Europa regieren. Sie versuchten, wie Ludwig in Frankreich, ihr Land einheitlich zu verwalten, über Gesetzt und recht allein zu entscheiden, die Macht des Adels einzuschränken, Minister als treue Diener zu benutzen und alle Menschen im Land zu gehorsamen Untertanen zu machen. Nicht alle Könige und Fürsten haben dieses Ziel ganz erreicht doch überall in Europa konnten sie ihre Macht so erweitern, dass sie mehr oder weniger absolut regierten. Darum nennt man diese Zeit zwischen dem Ende des 30-jährigen Krieges und dem Beginn der Französischen Revolution auch die Zeit des Absolutismus.
Dem König Ludwig XIV. gefiel es nicht im Häusermeer von Paris. Weit draußen vor den Toren der Stadt, in Versailles, ließ er ein Schloss bauen, so groß und prächtig, wie er bisher keines gegeben hatte. 42 Jahre lang arbeiteten jeden Tag 6000 Pferde und 20000 Menschen auf diese Großbaustelle. Viele starben bei Unfällen und an Seuchen. Seit 1682 wohnte Ludwig XIV. mit den Angehörigen der königlichen Familie, mit den vornehmsten Adeligen und mit vielen Bediensteten – insgesamt etwa 3000 Personen – in dem riesigen Bau. Das Schloss enthält 1800 Bäume, seine längste Seite misst über einen halben Kilometer und hat 375 Fenster. In dem großen Park hinter dem Schloss stehen 1400 Springbrunnen mit über 150000 Pflanzen.