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Lektion12. Literatur.doc
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Gruppe 47“

In der Literatur der 50-60er Jahre bildete sich zusehends eine Richtung heraus, in der die Form der Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit selbst zum Thema der Literatur gemacht wurde. In vielen Werken jener Jahre aus der BRD verbindet sich Kritik am „Wirtschaftswunder“ der Nachkriegszeit mit dem Bestreben, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Die Fixierung auf den raschen Aufbau eines neuen materiellen Wohstands wird häufig als Flucht vor der Verantwortung für das Geschehen in der Nazi-Zeit interpretiert. Beispielhaft dafür stehen die Theaterstücke und Prosawerke der Schweizer Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch. Wichtige Werke deutscher Autoren stamen von Wolfgang Koeppen („Das Treibhaus“, 1953), Heinrich Böll („Und sagte kein einziges Wort“, 1953, „Das Brot der frühen Jahre“, 1955, „Billard um halbzehn“, 1959) und Günter Grass („Die Blechtrommel“, 1959, „Katz und Maus“, 1961, „Hundejahre“, 1963).

Eine zentrale Rolle spielte die „Gruppe 47“, eine von Hans Werner Richter 1947 ins Leben gerufene lose Verbindung deutschsprachiger Schriftsteller, deren jährliche Treffen bis 1967 sowohl ein literarisches wie auch ein zunehmend politisches Ereignis waren. Manche ihrer Mitglieder, zu denen sich viele bekannte Autoren zählten, verstanden sich als moralische Instanz. Ihre wohl prominentesten Vertreter, Heinrich Böll und Günter Grass, erhielten 1972 beziehungsweise 1999 den Nobelpreis für Literatur.

Daneben gab es eine Reihe anderer Autoren, die die gesellschaftliche Wirklichkeit weniger interpretieren als sie vielmehr emotionslos darstellen wollten, unter ihnen Jürgen Becker, Rolf Dieter Brinkmann, Alexander Kluge und Dieter Wellerschoff. Quer zu diesen Richtungen stand die Konkrete Poesie (Max Bense, Eugen Gomringer, Helmut Heißenbütttel, Franz Mon), die versuchte, von aller Inhaltlichkeit abzusehen.

In der Mitte der 60-er Jahre begann ein tief greifender Umbruch in der Gesellschaft, nicht nur in der BRD, sondern in allen Ländern des Westens. Mit der Studentenrevolte von 1968 vollzog sich eine deutliche Radikalisierung der Kritik am „Schweigen der Väter“ zu den Verbrechen des Nationalsozialismus. Ästhetisierende Tendenzen der Lieratur wurden als Verschleierung sozialer und wirtschaftlicher Ursachen für die als ungerecht empfundene Wirtschaftsstruktur gebrandmarkt. Viele Autoren suchten das soziale und politische Engagement – bei gleichzeitiger Weigerung, sich politisch vereinnahmen zu lassen. Symptomatisch dafür war das Eintreten zahlreicher Literaten gegen den Vietnamkrieg und für die neue Ost-Politik. Kennzeichnend war aber ebenso die Suche nach einer neuen Rolle und neuen Formen der Literatur. Die These vom „Tod der Literatur“ (Hanz Magnus Enzensberger) oder Peter Weiss` „Ästhetik des Wiederstands“ sind radikaler Ausdruck dieser Neubesinnung.

Waren die 60-er noch voller Anfänge, Anstöße und Aufbrücke, so scheinen die sich anschließenden Jahre zunehmend gekennzeichnet von einer Erschöpfung der künstlerischen Mittel und Möglichkeiten. Die Erfolgsautoren der ersten Nachkriegsdekaden ließen in ihren Romanen und Erzählungen vielfach die Originalität und Zuspitzung ihrer Gedanken vermissen, während die Generation der „Achtundsechziger“ sehr bald verstumte oder sich in anderen künstlerischen Medien ausdrückte.

Änlich wie 1945 markierten die Jahre 1989-1990 – das Ende des real existierenden Sozialismus.

Von Anfang an hatte die Literatur in der DDR eine andere Entwicklung genommen als die westliche, nachdem sie auf die sowjetische Literaturidee des sozialistischen Realismus eingeschworen worden war. Wer sich diese Zwang nicht unterwerfen wollte, verließ das Land: Uwe Johnson, Günter Kunert, Reiner Kunze, Sahar Kirsch, Jurek Becker und auch Wolfgang Hilbig entzogen sich dem Zugriff der staatlichen Literatur-Verwaltung.

Neue Tendenzen. Zu den herausragenden deutschsprachigen Autoren der letzten zwanzig Jahre gehören Botho Strauß, dessen Erzählungen und Romane den Versuch unternehmen, die Gegenwart im Augenblick ihrer Bodenlosigkeit durch Anleihen bei mysterischen Bildern in Sprache und szenliche Abläufe zu fassen, und die Österreicherin Elfriede Jelinek mit ihren vehement geführten Attacken gegen alle autoritären und restaurativen Trends. Inwiefern sich die jüngsten Beispiele einer von großer Teilnahmslosigkeit geprägten Befindlichkeitsliteratur, etwa in den Bänden von Judith Hermann, als stil- und trendbildend entwikeln werden, bleibt abzuwarten.

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