
- •1.2 Die Lexikologie als Lehre vom Wortschatz einer Sprache untersucht den
- •Die Existenzformen der Sprache in der mhd. Zeit.
- •№11 Das Werden der deutschen Sprache. Die Herausbildung der deutschen Nationalität des Wortes „Deutsch“
- •Im Deutschen unterscheidet man folgende Wortbildungsarten: Zusammensetzung oder Komposition, Ableitung oder Derivation, Zusammenbildung, Abkürzung.
- •Präfixal-suffixale Ableitung
- •Wortfelder
№1 die Verbindung der Lexikologie mit anderen Linguistischen Disziplinen Die Lexikologie als Wissenschaft ist eine linguistische Disziplin, die den Wortschatz der Sprache in seiner Entwicklung und im modernen Zustand untersucht. Die Lexikologie gehört zu den relativ jungen Bereichen der Theorie der deutschen Sprache. Sie bildete sich als selbständiger Zweig Mitte des 20.Jahrhunderts 5 heraus. Zuerst entwickelte sich die diachronische Sprachbetrachtung, d.h. die historische Betrachtung des Wortbestandes. Besonders groß war das Interesse der Sprachforscher für die Wortbildung. In erster Linie sind die Namen von J.Grimm und H.Paul zu nennen (Grimm I. u.W. Deutsches Wörterbüch.1854.(beendet erst viele Jahre nach dem Tod der Verfasser, 1961); Paul H. Prinzipien der Sprachgeschichte.1.Aufl., Halle(Salle),1880).Der Terminus „Lexikologie“ ist griechischen Ursprungs und ist auf 2 Wörter zurückzufüren: „lexikos“–„zum Wort gehörend“, „lexis“–„Wort“ und „logos“ – „Lehre“, „Kunde“. Also die Lexikologie bedeutet die Lehre vom Wort, die Wortkunde. Die Lexikologie besteht aus 3 Teildisziplinen:
I.Semasiologie – die Lehre von der Wortbedeutung.
II.Phraseologie – die Lehre von festen Wortkomplexen.
III.Wortbildung – die Lehre von den Modellen der Wörter.
Die Lexikologie ist ein Teil des theoretischen Kursus der deutschen Sprache, der aus der theoretischen Grammatik, theoretischen Phonetik, Sprachgeschichte, Stilistik und Lexikologie besteht. Mit diesen Fächern ist Lexikologie eng verbunden, weil sie alle das Wort zum Gegenstand der Untersuchung haben. Die theoretische Phonetik untersucht das Wort vom lautlichen Standpunkt aus. Die theoretische Grammatik erforscht Bildung, Bedeutung und Gebrauchen der Wortform. Die Stilistik befasst sich mit den Ausdrucksmöglichkeiten der Wörter. Die Lexikologie stützt sich ständig auf die Angaben dieser Sprachdisziplinen.
1.2 Die Lexikologie als Lehre vom Wortschatz einer Sprache untersucht den
Wortschatz als System. In diesem Fall handelt es sich um ein lexikalichsemantisches System, das ein Teilsystem oder Subsystem der Sprache bildet.
Als zentrale Bereiche der lexikologischen Forschung sind zu nennen:
― das Wort als eine grundlegende nominative Spracheinheit im lexikalisch- semantischen System, seine strukturellen Wesensmerkmale (seine Struktur) und seine Bedeutung;
― der Wortbestand als System und die Beziehungen zwischen seinen Elementen;
― die Stratifikation bzw. Schichtung des Wortschatzes aus der soziolinguistischen und funktionalen Sicht;
― kommunikativ begründete Veränderungen des Wortschafzes. Die Quellen der Wortschatzerweiterung.
― die Betrachtung der Sprache als eine gesellschaftliche Erscheinung und die geschichtliche Analyse der Existenzformen der Sparche.
№2Stiltypen
Innerhalb der mehreren konkreten Redestile lassen sich Stiltypen unterscheiden. Unter einer Stiltype verstehen wir die unter einem bestimmten Aspekt erfolgende Abstraktion und Zusammenfähung der mehreren Stile gemeinsamen Stilzüge. Jede Typologie ist eine Klassifizierung, sie beruht auf einem Klassifikationsprinzip, d.h. auf einem von Einteilungskriterien. Es gibt viele Stilklassifikationen. E. Riesel führt eine Klassifikation vor, die von der normgerechten Verwendung der fakultativen sprachlichen Mittel auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit ausgeht. Sie kommt dabei zu folgenden Stiltypen:1. Stil des öffentlichen Verkehrs;2. Stil der Wissenschaft;3. Stil der Publizistik und Presse;4. Stil des Alltagsverkehrs;5. Stil der schönen Literatur.
Der Stil des öffentlichen Verkehrs Grundfunktion dieses Stils ist die offizielle schriftliche und mündliche Verständigung einerseits zwischen den Staatsämtern und Behörden untereinander und anderseits zwischen öffentlichen Organisationen und Publikum. Es handelt sich um die sprachliche Fassung sämtlicher Amtsdokumente, Gesetze, um die Gestaltung der Diplomaten-, Gerichts- und Handelskorrespondenz.Der Stil des öffentlichen Verkehrs ist durch folgende Stilzüge gekennzeichnet: Unpersönlichkeit und Sachlichkeit, gedrängte Kürze, streng literarische Form. In diesem Stil wird bestimmte funktional gefärbte Lexik gebraucht. Zum Abschluß eines Dokuments wird die Zahl der Anlagen genannt (z.B., Geburtszeugnis, Reifezeugnis u.a.)Zu den funktionalen Besonderheiten des Stils des öffentlichen Verkehrs gehört auch der intensive Gebrauch von analytischen Verbalverbindungen: Ich werde die Feststellung des Resultates vornehmen lassen (anstatt: Ich werde das Ergebnis feststellen lassen). Der Stil der Wissenschaft Dieser Stil ist durch folgende Stilzüge gekennzeichnet: Sachlichkeit, Logik, Klarheit und Faßbarkeit. Diese Stilzüge treten sowohl in akademischen als auch in populärwissenschaftlichen und in polemischen Schriften auf. Gewiß eignet den populärwissenschaftlichen Arbeiten ein Grad von Emotionalität, der einem akademisch-wissenschaftlichen Werk fremd ist. Gewiß unterscheiden sich auch die einzelnen Zweige der Wissenschaft durch manche Verschiedenheit in der sprachlichen Realisierung der Stilzüge (z.B., linguistische und mathematische Abhandlungen).Für alle Typen wissenschaftlicher Prosa ist die Verwendung außersprachlicher Hilfsmittel typisch: statistische Tabellen, Strichbilder, Diagramme, Skizzen u.s.w.
Der Stil der Publizistik und Presse Die Aufgabe des Stils der Publizistik und Presse besteht darin, die gesellschaftliche Wahrheit aufzudecken. Dieser Stil ist mannigfaltiger als die Stile des öffentlichen Verkehrs und der Wissenschaft. Charakteristisch für seine zahlreichen Abarten ist die innige Verbindung von Verkehrs- und Ausdrucksfunktion der Sprache. Er besitzt sowohl sachliche als auch emotionale Überzeugungskraft. Tatsachen + Realienbeziehungen + Termini + Professionalismen + Parallelismus + Antithese + Frage und Antwort. All das steht im Dienst der Systematik und leichterer Faßbarkeit. Andererseits werden die sprachlichen Mittel der emotionalen Fühlungsnahme mit dem Publikum gebraucht: Phraseologie, Tropen, Vergleiche, Periphrasen, Epitheta, Mittel der Satire, Ausrufe und Frageintonation, Abbrüche und Einschaltungen. Reportage und Feuileton entsprechen den literarisch-künstlerischen Ansprüchen der schönen Literatur. Der Stil des Alltagsverkehrs Die Hauptfunktion dieses Stils ist die ungezwungene Mitteilung aus dem Alltagsleben in mündlicher Form. Schriftlich gebraucht man in der Privatkorrespondenz. Das Baumaterial für den Stil des Alltagsverkehrs bildet die Umgangsprache. DieinnerenMerkmaledesAlltagsstilssindseineStilzüge:
ungezwungene, lockere Gesamthaltung beim Sprechen;
Emotionalität und subjektive Bewertung der Aussage;
Konkretheit, Bildhaftigkeit, Schlichtheit und Dynamik;
Hang zu Humor, Spott und Satire;
HangzurKürze.
Betrachten wir die wichtigsten Spracheinheiten, durch die die Lockerheit realisiert wird. Zunächst über den gehäuften Gebrauch von Flickwörtern. Teils sind es Modalwörter (wohl, gewiß), teils Interjektionen (oh, au, zum Teufel), Partikel (ja, doch), Adverbien (so, natütlich). Die Schlichtheit zeigt sich nicht nur in der Lexik, sondern auch im grammatischen Bau. Der Stil des Alltagsverkehrs bevorzugt die Beiordnung und baut Satzreihen und unkoplizierte Satzgefüge.
№3Zum Begriff des Stilles
Wenn wir nun über Sprache/Rede zu dem uns unmittelbar interessierenden Begriff „Stil“ übergehen, drängt sich unwillkürlich folgende Korrelation auf. Die Sprache ist das allgemeine Potential, das Baumaterial, woraus alle Benutzer ihre konkrette Rede (das Einzelne und Besondere) zusammenfügen. Die Rede enthält das, was dem Gesprächpartner mit Hilfe des allen verständlichen Sprachkodes mitgeteilt wird. Die Art und Weise, wie die Sprache/Rede-Einheit ausgeformt und ausgestatet wird, ist der Stil.Stil ist immer das Wie einer Ausführung, auf welchem Gebiet des Lebens auch immer sei es: die sprachliche Ausdrucksform eines Textes aus beliebiger funktionaler Sphäre oder die Gestaltung des Kunstschafens verschiedener Bereiche (Musilstil, Baustil, Stil der bildenden Künste u.ä.) sei es die Ausarbeitung bestimmter Gegenstände und Kleidungsstücke (Stil der Möbel, Stil der Damenmode u.ä) oder die Ausübung einer Tätigkeit (Sportstil, Arbeitsstil). Wenn wir den Stil als Erscheinungsform der Sprache ansehen, so präzisieren Riesel und Schendels die Formulierung noch konkreter:…Stil ist die …Verwendungsweise des sprachlichen Potenzials;… Stil ist ein Verwendungssystem der Sprache… realisiert für die einzelnen Kommunikationsbereiche.Lebhafte Diskussion löst immer noch und immer wieder die Streitfrage aus: Sprachstil oder Redestil? Von zahlreichen in-und ausländischen Stilforschern wird der Begriff „Stil“ nur der Rede zugeschrieben. So spricht zum Beispiel M.M. Koshina in allen ihren Arbeiten konsequent von Funktionieren der Sprache in funktionalen Redestilen. So meint auch G.Michel: «Stil sollenur auf die Textebene, nicht auf die Langue-Ebene angewandt werden…».Riesel und Schendels behandeln Sprach-und Redestil als zwei Seiten des Funktionalstils. Unter Sprachstil ist also die Gesamtheit des lexischen, grammatischen phonetischen Ausdrucksmittel und Stilistika zu vertsehen, die aus dem Arsenal der Sprache für einen bestimmten funktionalen Bereich zu bestimmten Mitteilungszwecken ausgewahlt, in ein System geordnet und kodifiziert werden. Überzeugend wirkt die Ansicht Jürgen Icharnhorsts, daß sich der Stilbegriff nicht nur auf konkrete Kommunikationsereignisse, daß heißt auf der Verwendung der Sprache bezieht, sondern auch auf die Sprache als System.Es sei betont, daß auch Winogradow die Begriffe Sprachstil und Redestil voneinander abhebt.
№4 Frühneuhochdeutsch ( 1350 - 1650 )
1. Die zeitlichen Grenzen der fnhd. Periode.
2. Sprachliche Einigungstendenzen in der fnhd. Zeit
1. Die fnhd. Sprachperiode ist Übergangszeit vom mittelalterlichen Deutsch zum eigentlichen neuzeutlichen Deutsch. Sie dauerte von etwa 1350 bis 1650. Im Laufe dieser Periode wurden die ersten Voraussetzungen für die Entwicklung der gemeindeutschen nationalen Literatursprache geschaffen.
In der fnhd. Zeit entwickelte sich eine reiche Literatur. Die Herausbildung der regionalen ( landschaftlichen ) Literatursprachen ist das Hauptkennzeichen der fnhd. Sprachperiode.
2. Sprachliche Einigungstendenzen in der fnhd. Zeit.
Bereits in der fnhd Zeit wirkten sprachliche Einigungstendenzen, die über den Rahmen einzelner sprachlicher Landschaften hinausreichten. Eine davon ist die Tendenz zur sog." Verhochdeutschung " aller Gattungen des Schrifttums in Mittel - und Norddeutschland.
Im XIV -XV Jh. äusserte sich die andauernde Tendenz zur " Verhochdeutschung " vornehmlich in der Verschmelzung mitteldeutscher und süddeutscher Elemente in der ostmitteldeutschenost mitteldeutschen Literatursprache, was sie zu einer Ausgleichsprache gestaltete.
Die Einigungstendenzen kommen in der fnhd. Zeit auch darin zum Ausdruck, dass sowohl das Gemeine Deutsch als auch das Ostmitteldeutsche sich über die ursprünglichen Grenzen hinaus verbreiteten. Das Gemeine Deutsch ist die südöstliche landschaftliche Variante der Literatursprache.
№5 Die mitteldeutschen Dialekte.
Im XII und XIII Jh. hat sich der deutsche Sprachraum infolge der Expansion nach Osten und der Eroberung slawischer und baltischer Gebiete stark erweitert.
Die westslawischen Gebiete zwischen Oder, Havel, Spree, Elbe, Saale und dem Erzgebirge wurden erobert und kolonisiert, d.h. in diesen Gebieten wurden Marken und Herzogtümer gegründet, z. B. die Mark Lausitz, die Mark Meissen ( späteres Obersachsen ) - noch im X Jh., im XII Jh. : die Markgrafschaft Brandenburg ( 1150 ), das Herzogtum Mecklenburg ( 1170 ), das Herzogtum Pommern ( 1180 ). Viele slawische Ortsnamen wurden eingedeutscht : z. B. Brandenburg ( Бранныйбор ), Leipzig ( Липецк ), Lübeck ( Любеч ) , Dazig ( Гданьск ), Breslau ( Вроцлав ) , Pommern ( Поморье ) , die Havel ( Гавела ) , Dresden ( дрездане - людиболот) u.a. Aus Sachsen, Hessen, aus den Niederlanden und aus Burgunden strömten deutsche Ansiedler herbei, angelockt vom fruchtbaren Boden und von Privilegien. Das hatte seine Folgen in der Entstehung von Kolonialdialekten in den besetzten und kolonisierten östlichen Gebieten. Hier entwickelten sich neue Dialekte der deutschen Sprache, die sich von den altererbten Dialekten unterscheiden. Die Eigenart der neuen Dialekte ist dadurch bedingt, dass die Ansiedler aus verschiedenen Gegenden des Landes kamen, das führte zur Intergration der Dialekte ( d.h. Mischung und Verschmelzung der Dialekte ). Auf dem neugewonnenen Territorium entwickelten sich neue Dialekte: Ostniederdeutsch und Ostmitteldeutsch.
Man gliedert die mhd. Territorialdialekte ( für das XIII - XIV Jh. folgenderweise : )
I. Niederdeutsche Dialekte:1. Niederfränkisch2. Niedersächsisch3.Ostniederdeutsch ( Meklenburgisch, Brandenburgisch ( Märkisch ), Pommersch, Preussisch )
II. Mitteldeutsche Dialekte :1. Rheinfränkisch2. Mittelfränkisch : Moselfränkisch, Ripuarisch
3. Hessisch4. Ostmitteldeutsch : Meissnisch oder Obersächsisch, Thüringisch, Schlesisch.
III. Oberdeutsche Dialekte :1. Schwäbisch – Alemannisch2. Bairisch –Üsterreichisch3. Südfränkisch4. Ostfränkisch
Für die Entwicklung der mhd. Dialekte sind zwei Tendenzen charakteristisch : 1. die Tendenz zur Integration ( besonders im östlichen Sprachraum ), 2. die Tendenz zur Differenzierung ( besonders im westlichen Sprachraum ). Die Differenzierung führte zur Vertiefung zwischen den Dialekten. Beide Tendenzen sind aufs engste mit den Besonderheiten der gesellschaftlichen Entwicklung des hoch - und spätmittelalterlichen Deutschland verbunden. Obwohl in Deutschland in dieser Zeit eine rasche Entwicklung der Produktivkräfte vor sich ging, zahlreiche Städte entstanden, Handel und Gewerbe aufblühten, blieb es ( Deutschland ) doch wirtschaftlich und politisch zersplittert ( über 300 Herzogtümer, Grafschaften u.a.m. ) und uneinig.