
- •1. Frauen in die politik
- •2. Feministische ökonomie
- •2.1 Für ein anderes Arbeiten und Wirtschaften
- •2.2 Wertewandel in der Wirtschaft: Ökofeministische Weltinnenpolitik
- •2.3 Finanz- und Steuerpolitik
- •2.4 Regionale Komplementärwährungen
- •3. Frauen für europa
- •3.1 Grundverständnis der Europäischen Gemeinschaft
- •3.2 Für ein friedliches Europa
- •3.3 Infrastruktur und Geschlechtergerechtigkeit / Kommunale Daseinsvorsorge
- •3.4 Ökologie und Verantwortung für die nächste Generation
- •3.5 Europa ohne Grenzen
- •3.6 Für ein Europa der echten Demokratie
- •3.7 Europäisches Steuerunrecht
- •3.8 Forderungen der Feministischen Partei die frauen an Europa
- •4. Frieden
- •5. Migrantinnen und flüchtlinge
- •5.1 Frauen auf der Flucht
- •6. Antisemitismus
- •7. Rassismus
- •8. Gleichstellung aller lebensweisen
- •8.1 Familie
- •8.2 Wohngemeinschaften
- •8.3 Lesben
- •8.4 Leben mit Kindern
- •9. Wider die gewalt gegen mädchen und frauen
- •9.1 Abschaffung sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Kinder
- •9.2 Prostitution
- •9.3 Pornographie und Pornographisches
- •I. Pornographie
- •II. Pornographisches
- •III. Forderungen der Feministischen Partei die frauen
- •10. Bevölkerungspolitik und der § 218
- •10.2 Reproduktionstechnologien / Bevökerungspolitik
- •1. Ethische Grundsätze
- •2. Reproduktionstechnologien
- •11. Gesundheit
- •I. Patriarchal-ökonomischer Ansatz
- •II. Patriarchal-medizinischer Ansatz
- •III. Folgen
- •IV. Forderungen
- •12. Bildung
- •12.1 Vorschläge zu einer feministischen Schule
- •12.2 Frauen in "Männerberufen" - HandwerkerInnen
- •12.3 Hochschule und Fachhochschule
- •13. Kulturpolitik
- •14. Architektur und stadtplanung
- •15. Gewaltfreier umgang mit tieren
- •1. Haustiere
- •2. Sogenannte Nutztiere
- •16. Energie und verkehr
- •Verkehr
6. Antisemitismus
In der politischen Auseinandersetzung in der bundesdeutschen Gesellschaft wird Antisemitismus als ein Thema zur Kenntnis genommen, das der Vergangenheit angehört. Die tägliche Präsenz von Antisemitismus in der Bundesrepublik wird in der Regel geleugnet oder als Problem deklariert, mit dem Jüdinnen und Juden sich zu befassen hatten. Der Antisemitismus ist aber fester Bestandteil der christlich-abendländischen Kultur, und Menschen, die in dieser Kultur erzogen und geprägt wurden, können sich ,von ihm nur frei machen, wenn sie sich mit ihm ganz bewußt auseinandersetzen.
Aufgrund seiner langen Existenz und seiner vielfältigen Erscheinungsformen kann der Antisemitismus als das Beispiel für soziale Vorurteile, Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten überhaupt gelten. Durch die gegenwärtigen weltweiten Migrationsprozesse, mit der damit verbundenen Neuformierung von Gesellschaften mit großen ethnischen Minderheiten in Europa wiederholen sich strukturell viele Konflikte und Probleme, die wir aus der Geschichte des Zusammenlebens von jüdischen und nichtjüdischen Menschen kennen. Gerade in der Bundesrepublik Deutschland muß aus der Vergangenheit endlich die Konsequenz gezogen werden, die Verantwortung gegenüber Minderheiten welcher Art auch immer zu übernehmen.
Dazu gehört, daß sich Frauen und Männer gleichermaßen ihrer Verantwortung gegenüber dem, was Jüdinnen und Juden in Deutschland zugefügt wurde, bewußt werden. Verantwortung heißt, die Folgen auf sich zu nehmen, die Geschichte nicht zu verschweigen, die Überlebenden individuell zu entschädigen und sich dem Antisemitismus der Gegenwart zu widersetzen.
Wir fordern, daß alle Opfer des Nationalsozialismus endlich eine angemessene individuelle Entschädigung erhalten; sie kann nicht nur in Form irgendeiner finanziellen "Abfindung" erfolgen. Eine Anerkennung der Leiden der Opfer muß auch die Möglichkeit psychotherapeutischer und medizinischer Hilfe ohne demütigende bürokratische Hürden einschließen, und zwar sowohl für die Überlebenden als auch die Angehörigen der nachfolgenden Generationen.
Wir fordern, daß Mittel zur Verfügung gestellt werden, ein würdiges Gedenkstättenkonzept zu entwickeln, das den nachfolgenden Generationen den Schrecken der Vernichtung von Jüdinnen und Juden klarmacht.
Darüber hinaus muß die Erinnerung an den Widerstand von Männern und Frauen wach bleiben. Wir halten es deshalb für einen wichtigen Bestandteil der Arbeit an allen Bildungseinrichtungen, den Widerstand der "kleinen Leute", der häufig von Frauen getragen wurde und der in Form solidarischer Handlungen gegenüber Jüdinnen und Juden, ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen stattfand, deutlich zu machen.
Die Förderung des Themas Antisemitismus/Antijudaismus als Forschungsauftrag und Bildungsbestandteil ist deshalb eine Forderung der Feministischen Partei DIE FRAUEN, nicht nur in den geschichts- und politikwissenschaftlichen Bereichen, sondern genauso in Bereichen wie Psychologie, Pädagogik, Rechtswissenschaften, Philosophie, Religionswissenschaften und Medizin.