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Lektion 8. Essen und Trinken.rtf
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8.25. Lesen Sie den Text c.

Wortschatz zum Text c

Text C

Die deutsche Küche

Eine der ersten Erfahrungen, die man in einem anderen Land macht, ist das Essen.

Verglichen mit Zeiten, als es auch in Europa Hunger gab, herrscht jetzt ein gewisser standardisierter Luxus denkt man an die Armut früherer Jahrhunderte, als das „tägliche Brot" eine so wichtige Rolle spielte wie in vielen Ländern der Dritten Welt heute.

Die deutsche Küche hat keinen besonders guten Ruf, jedenfalls wenn man dabei an das Alltagsessen denkt, das in vielen Gaststätten und Kantinen gereicht wird: fett, schwer, kohlehydratreich und sonst nichts. Heinrich Heine soll einmal gesagt haben: „Von der deutschen Küche kein Wort.“

Zwar gab es in Deutschland schon im späten Mittelalter ein reiches Bürgertum, das auch in der Eß- und Trinkkultur viel Luxus entfaltete. Das traf natürlich auch auf den Adel zu. Daneben gab es aber, besonders in klimatisch und landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten, Not oder allergrößte Bescheidenheit im Essen. Es ist bekannt, dass Einfachheit selbst die königliche Tafel in Preußen charakterisierte. Auch die Religion spielte dabei eine Rolle. Der Protestantismus tendierte zur Askese, während die katholischen Länder mehr Luxus entwickelten.

Man darf die Folgen der beiden letzten Weltkriege für die deutsche Küche nicht vergessen. Vom Ersten bis lange über den Zweiten Weltkrieg hinaus ging es jahrzehntelang bei der Mehrheit der Bevölkerung sehr knapp zu, und es war kein Platz für raffinierte Kochgewohnheiten. In der Nachkriegszeit und unmittelbar nach der Währungsreform beeinflusste die Lebensmittelknappheit das gesamte Denken; es regierte die Suppenlogik mit Knödelgründen. Im modernen Deutschland dominiert der hyperphage Reaktionstypus: Wird ihm unwohl, nimmt er Nahrung auf.

Man hat gesagt, unter den Völkern Europas würden die Franzosen beim Essen am meisten auf Qualität achten, die Deutschen am meisten auf Quantität und die Engländer am meisten auf die Tischmanieren.

Es stimmt zwar nicht, dass die Deutschen ständig etwas in sich hineinstopfen, aber wenn sie einmal angefangen haben, etwas zu essen, dann hören sie so schnell nicht wieder auf. Die Dinge immer ein wenig zu übertreiben, ist eine häufig anzutreffende deutsche Angewohnheit, nicht nur, wenn es ums Essen geht.

Inzwischen sind sich aber viele Deutsche über die gesundheitlichen und ästhetischen Folgen ihrer Ernährung im Klaren. Viele verhalten sich vorsichtiger und möchten genau wissen, was sie eigentlich essen. Auf ökologisch sauberes und fettarmes Essen bedacht, lehnen sie oft alles Konservierte höflich ab, finden die Fischdelikatessen übersalzen, die Salatsausen und den Kuchen zu fett und Hering zu Wodka einfach unmöglich, aber z. B. Russische Suppen und Salate mit kaukasischen Kräutern kommen fast immer gut an.

Wenn man den einschlägigen Berichten, Diätvorschlägen, Ernährungstips und Kochrezepten vor allem in den illustrierten Glauben schenken darf, so geht es heutzutage beim Essen nur noch um die Gesundheit („Essen Sie sich gesund!") und keineswegs um Genuss oder gar die Befriedigung eines Hungergefühls. Aßen die Deutschen früher dreimal soviel Kartoffeln wie beispielsweise die Briten, so essen sie heute nur noch zweimal soviel gesundes Obst und ballaststoffreiches Gemüse. Lebensmittel mit dem Namenzusatz „Bio-„ oder „light" sind die Renner in den Supermärkten und verkaufen sich wie von selbst an diejenigen Deutschen, die sich vielleicht dann doch noch Häppchen mehr gönnen wollen („Du darfst!"), aber das, bitte schön, mit gutem Gewissen. Dazu gibt es dann sogar Mineralwassermarken mit dem Zusatz „light" - na, wohl bekomm es.

Im Gegensatz zu früher haben sich die Ess- und Restaurantverhältnisse in Deutschland allerdings trotz mancher zäher Gewohnheiten wesentlich verbessert. Nach der bitteren Armut in der Nachkriegszeit kam es in den fünfziger Jahren zur ersten deutschen Fresswelle, als es wieder genug Geld und wieder genug dafür zu kaufen gab. Die Doppelt- und Dreifachkinne, die sich viele Deutsche dieser Generation in jener Zeit angefressen haben, haben wohl unvermeidlich das Klischee des feisten Deutschen im Ausland geprägt.

Mit dem enorm gewachsenen Wohlstand der siebziger und achtziger Jahre kam dann - für eine andere Generation - das Bedürfnis nach verfeinerten Genüssen. Außerdem war diese erste reine Wohlstandsgeneration mittlerweile viel kosmopolitischer aufgewachsen, hatte die Küche Frankreichs und Italiens kennen und schätzen gelernt. Das hat sich dann in einer zweiten deutsche Fresswelle niedergeschlagen mit einer Vielzahl von bessern, mediterran ausgerichteten Restaurants (die außerdem weniger „rustikal" eingerichtet sind und sich teilweise auch um bessern Service bemühen). Aber auch das Angebot für die häusliche Küche ist qualitätvoller und abwechslungsreicher geworden, Konserven und Tiefkühlkost wurden von ehrgeizigen Hobbyköchen und -köchinnen geächtet. Dieser Umweg führte geradezu zu einer Wiederentdeckung der feinen deutsche Küche, die es ja auch einmal gab ein Trend, der für die neunziger Jahre prägend geworden ist.

In den letzten zwanzig Jahren ist neben einer Verfeinerung traditioneller deutscher Spezialitäten auch eine Internationalisierung der Küche festzustellen. Zwar kann man bei den Deutschen immer noch etwas typisch Deutsches essen, aber bei ihnen nimmt das Interesse für die Küche der europäischen Nachbarländer sowie für exotische Gerichte aus aller Welt deutlich zu. Dabei ist das Lebensmittelangebot praktisch unbeschränkt. So kann man zu Besuch bei den Deutschen mal italienisch, mal indonesisch, mal französisch essen.

Die Gastronomie - Bedienungen, Inhaber, Pächter- ist sehr stark in den Händen von Nichtdeutschen. Es kommt oft vor, dass ein Gasthaus mit dem Namen «Deutsches Haus» von einem Italiener, Kroaten oder Griechen bewirtschaftet wird. Ohne die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wäre die Gastronomie in Deutschland nicht mehr denkbar. Ausländische Gerichte und zwar: Pommesfrites, Würstchen, Schutzel, Pizza, türkische Kebab-Spieß, griechischer Gyros und anderes Fastfood hingegen sind auch hier sehr beliebt das Privileg derjenigen, die über viel Kleingeld verfügen; und viel Kleingeld ist keine Garantie für Genuss. Den leidenschaftlichen Esser gelüstet es, gelegentlich zum großen Fressen auszuholen.

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