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1.3. Zu den Versuchen der literarhistorischen Einordnung der Dichtung von g. Trakl (h.-g. Kemper)

Einer der Untersucher des Schaffens von G. Trakl in Deutschland ist Hans-Georg Kemper. In seinem Nachwort zu dem von ihm 1998 herausgegebenen Band der Dichtung von Georg Trakl [2, S. 269 - 320] gibt H.-G. Kemper eine kritische Analyse der bisherigen Trakls-Forschungen und der Versuche seiner literarhistorischen Einordnung. Er schreibt, dass sie „keine wichtige Epoche bzw. Stilrichtung um die Jahrhundertwende“ vom Impressionismus, Neuromantik, Symbolismus und Jugendstil bis hin zum Expressionismus auslassen. Schließlich kommt man zu einem salomonischen Befinden, dass Trakls Dichtung „Elemente all dieser Richtungen enthält, doch muss man seine Bedeutung für Expressionismus hervorheben“ [2, S.271]“. H.-G. Kemper ist aber der Meinung, dass Trakl sich von anderen expressionistischen Autoren beträchtlich unterscheidet und in seinen nachfolgenden Ausführungen konzentriert sich der Forscher sehr gründlich auf das Problem der literarhistorischen Einordnung Trakls aufgrund der Entwicklungsstadien seiner Poesie.

Am Beispiel der Gedichte aus der Sammlung von 1909, wie „Drei Träume“, „Musik im Mirabell“ und „Verfall“ und der Gedichte aus der späteren Perioden seines Schaffens, wie „Im roten Laubwerk voll Guitarren“, „Der Gewitterabend“ (Sammlung „Gedichte“, 1913), „Verklärung“, „Föhn“ (Sammlung „Sebastian im Traum“, erst nach dem Tode des Dichters 1915 veröffentlicht) bis zum Gedicht „Grodek“, das Trakl in den letzten Tagen vor dem Tode geschrieben hat, zeigt und analysiert H.-G. Kemper den Weg G. Trakls von seiner frühen Lyrik, die unter dem Einfluss von Symbolismus und Jugendstil stand [2, S. 278], über den für die expressionistische Lyrik charakteristischen „Reihungsstil“, in dem „…das Hässliche und Böse, das Bedrohliche und Zerstörerische, das Morbide und Dekadente der modernen Realität in z. T. krassen Bildern zum anschaulichen „unschönen“ Sujet seiner Poesie wurden“ [2, S.293], den er später überwunden hat, bis zu den Gedichten in sogenannten „freien Rhythmen“ und seinen „späten Hymnen“ mit der „vorherrschenden appellativen und expressiven Sprache, in denen Trakl expressionistische Charakteristika am deutlichsten“ gezeigt habe [2, S. 320].

Was die Rolle von Farbbezeichnungen in Trakls Dichtung angeht, verfolgt H-G. Kemper darin eine Tendenz zur Abstraktion der Farbe, was „ … ein allgemeines Kennzeichen expressionistischer Lyrik ist, und in der Lösung der Farbe vom Gegenständlichen liegt gewiss die wichtigste Analogie zur expressionistischen Malerei. Die Farbmetaphorik nimmt in den „Gedichten“ von 1913 stark zu, und in kühnen Metaphern wie „blaues Wild“ oder „blaue Kindheit“ „beansprucht der Farbwert größere Aufmerksamkeit, als das zugehörige Substantiv, dessen Bedeutung sich dadurch zu entleeren scheint [2, S. 269 – 320]“.

1.4. Der Einfluss der universellen Symbolik von o. Weininger auf die Farbsymbolik g. Trakls

1994 wurden im Haymon-Verlag Stuttgart die Materialien des Trakl-Symposiums, das im Dezember 1987 an der Sorbonne stattgefunden hat, herausgegeben. An dem Symposium haben viele bekannte europäische Wissenschaftler teilgenommen. Gerald Stieg ist mit dem Vortrag „„Ein Geschlecht“? – Trakl und Weininger“ aufgetreten. Otto Weininger war Philosoph, Zeitgenosse Trakls, der sich mit der Untersuchung der universellen Symbolik befasste. Aus der Forschung Gerald Stiegs stellt sich heraus, dass das Werk von Weininger auf Trakls Dichtung einen großen Einfluss hatte. Das bezieht sich im großen Maße auf die Farbsymbolik. Als Beispiel wird folgendes Zitat von Weininger angeführt: „Rot ist die Farbe des niederen Lebens und seiner Lust (grün bei der Pflanze, die Farbe der statischen Lust, entspricht dem Rot, der dynamischen Lust des Tieres, …): Blau ist die Farbe der Freude und Seligkeit des höchsten Lebens. Das Rot der Hölle ist das Gegenteil vom Blau des Himmels [14, S. 127]“.

Der Autor meint, dass auf den ersten Blick diese universelle Symbolik des Rot und Blau der Farbenwelt Trakls genau zu entsprechen scheint. Dennoch falle es sofort auf, dass die Farbenwelt des Dichters reicher und nuancierter als die Eindeutigkeitsbeteuerungen des Philosophen sei. Es ist doch nicht ausgeschlossen, dass die Farben Blau, Rot und Grün auch in einem nicht-symbolischen Sinn erscheinen können. Andererseits stehe Trakl in einer historischen Situation der Poesie, in der der „absolute“ Gebrauch der Farbe in abstrakten Kompositionen Einzug hält. Obwohl Trakl an der Mächtigkeit des archaischen oder archetypischen Symbols festhält, gibt er ihm … eine moderne, d.h. ambivalente Wendung, die mit Weiningers im Grunde „aufgeklärtem Geisteshorizont“ nur mehr wenig zu tun hat. Was die Farbe Weiß angeht, so findet man bei Weininger einen erstaunlichen Satz: „Tief ist auch die Furcht vor dem Weißen (Leichentuch); ebenfalls dieser falsche Schein der Vollkommenheit“. Das Adjektiv „weiß“ hat in der „Traklswelt“ eine Aura, die sehr viel mit Weiningers überraschender Aussage zu tun hat, durch die eigentlich die überwiegende europäische Symboltradition der weißen Farbe in Frage gestellt wird. Mit 176 Verwendungen stehe „weiß“ an 5. Stelle in Trakls Adjektiv-Katalog nach „dunkel, schwarz, blau und leise“. Obwohl die Bedeutung von Weiß nicht eindeutig mit Weiningers Farbmetaphysik übereinstimmt, erscheint die weiße Farbe bei Trakl oft wirklich „unheimlich“. Der Autor führt solche Beispiele an: „weiße Sterne“, „weißes Wasser in Graburnen“, „weißes Antlitz der Mutter“, oder ganz zu schweigen von den „weißen Lidern des Toten“ bzw. „wieder begegnet ein Totes/Im weißen Linnen“ [14, S.130].

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