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9 Mittel des histirischen Kolorits: Historismen, Neologismen, Archaismen, Anachronismen

Historismen, Neologismen, Archaismen, Anachronismen, Neologismen – Mittel des historische Kolorits

Primäre stilistische Funktion der Historismen und Archaismen ist die Prägung des Zeitkolorits. Von großem Interesse für die stilkundliche Forschungarbeit ist die charakterologische Untergruppe, die uns Realien der Vergangenheit – Benennungen von Amtern und Würden, von heute vergessen oder anders benannten Gegenstanden, von Modeerscheinungen früherer Zeit – vor Augen führt.

Neologismen: neue Wörter, die im gesellschaftlichen Sprachverkehr auftauchen. Können verschiedene „Schicksale“ haben. Aus stilistischer Sicht werden sie in drei Gruppen gegliedert: a) Wörter, die zu einem bestimmen Zeitpunkt, aus einem bestimmten Anlaß entstehen und allmählich als lexische Normen in den Wortbestand der Literatursprache und literarischen Umgangssprache aufgenommen werden. Wir nennen sie Neologismen bestimmter Zeitabschnitte, z.B. LPG – Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft; Atomantrieb; Appartamenthaus. B) Wörter, die gleichfalls durch historische Umstände bedingt, neu entstehen und im Laufe einer gewissen Zeit in fast allen kommunikativen Bereichen intensiv gebraucht werden. Dann aber gehen sie in den passiven Wortbestand über. Z.B. für das dritte Reich typische Lexik.

C) Wörter, die auf der Stufe individueller Verwendung stehen bleiben – die einmaligen (okkasionellen) Neologismen, z.B. die Montagmorgenstadt: laut, volkreich, lebendig, dazu aber auch Wörter, die als Ausgangspunkt offener Rreihen zur Herausbildung analoger Neologismen führen können – zu potentiellen Neologismen, denen meist keine besonderen stilistischen Funktionen eignen.

W.Fleischer und G. Michel bestimmen Anachronismen folgenderweise: “…Ein Anachronismus kommt zustande, wenn ein Wort oder eine Wendung, die an eine bestimmte historische Epoche gebunden ist, mit Bezug auf eine andere Epoche gebraucht werden, der sie nicht entsprechen…” Diese “zeitwidrig gebrauchte Wörter” werden “wider” oder “gegen” die Zeit verwendet, denn sie sind in dieser Zeit, wie die Sprachforscher es bestimmen, entweder “noch nicht” oder “nicht mehr” im Gebrauch.

10 Mittel des territorialen und lokalen Kolorits: nationale und territoriale Dubletten.

Es handelt sich um literarische Synonyme innerhalb der nationallen Varianten, wie etwa: was in Berlin Stulle heißt (Butterstulle, Schalzstulle), ist in Sachsen als Bemme bekannt – gemeinsprachlich: Brotschnitte. Wenn ein Schüler in Berlin keine Antwort auf die Frage des Lehrers weiß, sagen ihm die Kameraden vor, in Hamburg aber heißt es: die Mitschüler sagen zu (österreichsch: sagen ein).

Es sei darauf verwiesen, dass manche Wörter gleichzeitig als nationale und territoriale Dubletten der deutschen Literatursprache auftreten. So ist Samstag gegenüber Sonnabend einerseits nationales Kennzeichen der österreichischen und Schweizer Sprachvariante, andrerseits gibt es aber „Samstagsinseln“, genauer gesagt, ganze „Samstagsflächen“ im oberdeutschen und westmitteldeutschen Gebiet.

Das Problem der nationalen Ausprägung ist eine Erscheinung, die nicht nur von sprachwissenschaftlichem Interesse, sondern auch von großer politischen Bedeutung ist.

Zunächst ist eine Abgrenzung der Begriffe „Sprachgemeinschaft - nationale Gemeinschaft – Staatsgemeinschaft“ erforderlich. Die deutsche Sprache der Gegenwart bedient gleichzeitig drei nationale Gemeinschaften (Deutsche, Österreicher und deutschsprachige Schweizer) in drei (bis 1991 – vier) Staatsgemeinschaften (Deutschland, Österreich und einem Teil der Schweiz).

Als Ergebnis der nationalen, staatlichen, politisch-ökonomischen und kulturellen Auseinanderentwicklung haben sich auch drei verschiedene nationale Varianten (Ausprägungen) der deutschen Literatursprache und der literarischen Umgangssprache herausgebildet.

Was in Texten aus Deutschland als Türklinke bezeichnet wird, ist in Österreich

eine Schnalle und in der Schweiz eine Türfalle. Drei Wörter für dieselbe

Sache, alle sind Teil der Standardsprache und alle sind gleich richtig.

Die Gemüsewurzel, die im Schweizerdeutschen meist Rüebli, im Schweizerhochdeutschen am ehesten Karotte genannt wird, heißt gemäß Eichhoff in Osterreich entweder Möhre oder Karotte, in Suddeutschland gelbe Rübe, in Mitteldeutschland Möhre, im Mittelwesten manchmal auch Karotte, in Ostdeutschland Mohrrübe und in Norddeutschland Wurzel (Eichhoff 1977-2000, Bd. 2, 89).

Unterschiede zwischen den deutschen Standardvarietäten gibt es aber nicht nur in Bezug auf die Lexik. Wenige Kostproben aus den Medien, beispielsweise den

Nachrichten aus ORF (Österreichischer Rundfunk), ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) und DRS (Schweizer Radio), genügen, um sich von unterschiedlichen Aussprachegewohnheiten zu überzeugen, die Sprechtempo und -melodie und Wortbetonung ebenso betreffen wie systematische Unterschiede in der Aussprache bestimmter Vokale, Konsonanten und Fremdwörter. Spärlicher sind grammatikalische und pragmatische Unterschiede.

Diese nationalen Verschiedenheiten dürfen keinesfalls als mundartliche Differenzierung ein und derselben Nationalsprache oder als „Abweichungen“ gewertet werden; sie besitzen literarische Gültigkeit, da sie tief verankert sind im öffentlichen Verkehr, auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Presse und Publizistik, der schöngeistigen Literatur.

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