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Römer, S. 21-32.

2.2.1 Wörter

2.2.1.1 Das phonetisch-phonologische Wort

Mit entwickelten Sprachen können wir uns sowohl in schriftlicher als auch in münd­licher Form verständigen. Die gesprochenen Wörter können in Laute, Silben und Akzente zerlegt werden. Dabei sind einige Laute (Phoneme) auf Grund ihrer distink­tiven (unterscheidenden) Merkmale für die Bedeutungsdifferenzierung von Relevanz. Sie führen dazu, dass sich verschiedene Wörter in ihrem Klang unterscheiden. Z. B.

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2 Wortschatzkunde

ist dies bei den Wörtern in (9) der Fall. H, G, M sind hier bedeutungsdifferenzierend (im Deutschen gibt es etwa 20 Konsonanten- und 16 Vokalphoneme).

(9) a. Hut

b. Gut

c. Mut

Es ist aber nicht so, dass unterschiedliche Bedeutungen immer mit unterschiedlichen Klangbildern verknüpft sind, wie das auch in (10) der Fall ist.

(10) Bank (SITZGELEGENHEIT vs. GELDINSTITUT)

Die Sprachbenutzenden erkennen die Wörter auf Grund der gespeicherten Lautbil­der. Dies zeigt sich darin, dass Wörter durch prosodische Mittel, beispielsweise mit einer Akzentsetzung, hervorhebbar sind. In der Regel wird das mündliche Wort als eine prosodische Einheit charakterisiert, wie bei Meibauer (2002, S. 17), der folgen­des ausführt: „man benötigt [... ] einen Wortbegriff, der sich auch in Bezug auf die gesprochene Sprache bewährt. Dies könnte man dadurch erreichen, dass man Grenz­signale wie Wortakzent oder Sprechpausen zwischen zwei Wörtern in die Definition einbezieht. Man kann dann vom phonologischen Wort sprechen." Das eigentliche Problem besteht aber darin, dass es diese Grenzsignale objektiv nicht gibt und Pau­sen eher die Ausnahmen sind.

2.2.1.2 Das graphische Wort

Beim Definieren des schriftlichen Wortes spielt die Pause eine wichtige Rolle. Die graphischen Wörter sind daran erkennbar, dass nach jedem Wort im Text eine Lücke folgt, ein Zwischenraum gelassen wird. Wann aber eine Lücke gelassen werden muss, ist häufig unklar. Es sei nur darauf verwiesen, dass eine Hauptquelle für Orthogra­phieverstöße in der deutschen Sprache der Bereich Getrennt- und Zusammenschrei­bung ist. Das hat seine Ursache im Einwirken folgender Prinzipien auf die normge­rechte Schreibung:

  • Die Schreibung soll die Lautung wiedergeben.

  • Inhaltliche Grundeinheiten werden zusammengeschrieben; sie bilden eine Wort­ einheit.

  • Bedeutungsdifferenzen werden durch unterschiedliche Schreibung markiert.

  • Nach der letzten amtlichen Orthographiereform werden verstärkt die syntak­ tischen Eigenschaften (Erweiterbarkeit und Steigerungsfähigkeit) hervorgeho­ ben.

2.2 Grammatische Wortdefinition: strukturelle Wortbetrachtung

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Beispielsweise ist aus semantischer Sicht schwer nachvollziehbar, wieso schlafwan­deln und Tango tanzen sich hinsichtlich der Anzahl an graphischen Wörtern unter­scheiden. Syntaktisch unterscheiden sie sich jedoch: bei Tango tanzen lässt sich pro­blemlos noch ein Wort einschieben (Tango wunderbar tanzen), was den Wortgrup­pencharakter sichtbar macht. Dies ist bei schlafwandeln nicht der Fall, weil es sich nicht um eine Wortgruppe, sondern um eine Wortbildung, um ein denominales Verb handelt, das vom nominalen Kompositum Schlafwandel abgeleitet wurde. Bei kalt­stellen (jmdn.) vs. kalt stellen (etwas) resultiert die unterschiedliche Schreibung nicht aus der Lautung, sondern ist im Bestreben nach einer Bedeutungsdifferenzierung be­gründet.

2.2A.3 Das morphologische Wort

Das morphologische Wort ist dadurch charakterisiert, dass es mindestens aus einem lexikalischen Morphem besteht. Die Morpheme (vgl. Kapitel 3.1.1) sind die Wort­bausteine, d.h. Wörter werden durch die Verbindung von Morphemen gebildet bzw. sie können in Morpheme zerlegt werden. Dies trifft auch auf das Wortungetüm Es-senmarkenentwertungsgerät zu, das sich eine Universitätsverwaltung ausgedacht hat. Dabei wird beim Wort wie auch beim Satz davon ausgegangen, dass der linearen pho-netisch-orthographischen Struktur eine hierarchische Wortstruktur entspricht. Das ist in Abbildung 2.8 dargestellt.

Essenmarkenentwertungsgerät

Essenmarken

entwertungsgerät

entwert ung, s

Essen

marken

entwertungs

gerät

ent wert

Abbildung 2.8: Wortstruktur

Aus morphologischer Sicht gibt es in der deutschen Sprache zwei Gruppen von Wörtern (11):

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2 Wortschatzkunde

(11) a. Die 1. Gruppe unterteilt hinsichtlich des Gesichtspunktes, ob die Wörter nur aus einem Morphem bestehen oder Morphemkombinationen sind, in Wurzelwörter und Wortbildungen.

b. Die 2. Gruppe gliedert sich in flektierende bzw. nicht-flektierende Wörter, also danach ob die Wörter ihre Form im Satz verändern können oder nicht.

Aus der Wortbildungssicht gibt es also Wörter, die nur aus einem Basismorphem (Tisch) bestehen, und solche, die morphologisch komplex sind (Tisch-ler). Nach dem zweiten Gesichtspunkt unterscheiden sich die deutschen Wörter nach ihrer Flexions­fähigkeit in flektierbare und nicht-flektierbare Wörter. Die flektierbaren bilden in der Verwendung Wortformen, die nicht flektierbaren können keine Wortformen bilden. Die flektierenden Wörter schaffen Formenparadigmen, die lexikalisch-paradigmatische Einheiten darstellen. Z.B. können die meisten Adjektive in unflektierter Form als Prädikative (Der Mann ist schön.) auftreten oder in flektierter Form als Attribute (der schöne Mann), außerdem bilden sie Steigerungsformen (schöner, schönst). Die Pa­radigmen bestehen aus der Zitierform und den Lexemvarianten. Zu der Zitierform schön gehören also drei weitere morphologische Wortformen:

  • das Adjektivadverb (Der Mann tanzt schön.)

  • die Flexionsparadigmen (die nominal-schwache und die pronominal-starke Deklination: der schöne Mann bzw. schöner Mann)

  • das Komparationsparadigma (schön, schöner, schönst)

Innerhalb der Flexionsparadigmen sind in der deutschen Sprache nicht alle Wortfor­men mit spezifischen Flexionsmerkmalen versehen. Innerhalb des Komparationspa­radigmas ist die erste Stufe, der Positiv, nicht formal markiert.

Hinsichtlich der spezifischen Flexionseigenschaften können im Deutschen fünf Wortklassen (Morphologische Wortarten) mittels der morphologischen Merkma­le [a dekliniert], [/v konjugiert), [n kompariertj und [a genusfest)6 unterschieden werden:

  • Verben, die konjugiert werden,

  • infinite Verben, die nicht konjugiert werden,

  • Substantive,

  • Adjektive und

  • Pronomen.

6Während Substantive in der Regel ein festes Genus haben, richtet sich bei den Adjektiven und den Pronomen das Genus nach dem Bezugswort, es ist also variabel.

2.2 Grammatische Wortdefinition: strukturelle Wortbetrachtung 25

Erst in dem jeweiligen Kontext, in dem das Wort (das Textwort) verwendet wird, werden die anderen grammatischen Merkmale (wie Kasus-, Tempus- und Kongru­enzmerkmale) ergänzt. Es ist deshalb sehr sinnvoll zwischen dem Lexikonwort (Le­xem) und den syntaktischen Wortformen zu unterscheiden. So nimmt man bei­spielsweise bei der syntaktischen Nominalisierung, die kein Wortbildungsphänomen ist, eine diesbezügliche Unterscheidung vor. Im Beispiel (12) sind Er und Sie syntak­tische Substantive, da sie aber als solche keine festen Lexikoneinheiten sind, werden sie als Pronomen im Lexikon, als Lexikonwörter, abgespeichert.

(12) Diese Maus ist keine Sie, sondern ein Er.

In der folgenden Grafik 2.9 sehen wir die morphologischen deutschen Wortarten mit ihren morphologischen Lexikonmerkmalen.

Wort

+flekt

-flekt

+konj -konj

-(-genusfest -genusfest

+komp -komp

l l

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