
§6. Die elliptischen (unvollständigen) Sätze
Die Satzglieder, die in bestimmten Situationen (Kontexten) Vorausgesetztes oder Bekanntes bezeichnen, werden nicht unbedingt genannt. Solche Sätze, die in ihrem Bau Lücken enthalten, nennt man elliptische (unvollständige) Sätze oder die Knappsätze oder die Ellipsen. Elliptische Sätze nennt man solche Sätze, in denen ein Hauptsatzglied oder beide Hauptsatzglieder ausgelassen werden, aus dem Kontex aber mit vollen zweigliedrigen Sätzen leicht wiederherstellbar sind.
Anmerkung: Man muss eingliedrige Sätze von elliptischen , auch wenn sie auch aus einer Wortfügung bestehen, unterscheiden. Bei elliptischen Sätzen ist es klar, zu welchem volleren Satzmuster das vorhandene Glied gehört, z.B. ``Wohin?`` ist ein Teil des Satzmusters lokales Adverb+Prädikat+Subjekt. Bei einem einwortigen Satz gehört das vorhandene Wort (auch eine Wortfügung) zu keinem erweiterten Satzmuster, z.B. Ruhe! Feuer! Zu den elliptischen (unvollständigen) Sätzen gehören: 1) Sätze, die als Bestandteil eines Dialogs (Zwiegesprächs) auftreten. z.B.:``Ich bekomme Urlaub``, sagte sie atemlos.``Schon wieder.`` - ``Wie lange?`` - ``Drei Tage. Die drei letzten Tage``. (E.M.Remarque). 2) Sätze, in denen die Prädikatgruppe nicht in allen ihren Bestandteilen vertreten ist: es fehlt das Prädikat selbst oder ein Teil des Prädikats. Solche Sätze kommen in einer Beschreibung vor oder auch in emotional gefärbter Rede. z.B. Keiner der Jungen trug lange Hosen. Keiner einen steifen Kragen. (W.Bredel). 3) Sätze, die in ihrer Form erstarrt sind. Dem Inhalt nach sind es Sprichwörter. z.B.: Ende gut alles gut. Gesagt getan. 4) Sätze, die als Bestandteil eines zusammengesetzten Satzes auftreten, nämlich die Nebensätze, in denen aber das finite Verb nicht genannt wird. z.B.: Wie tief das Goetische Wort ins Leben des Volkes eingedrungen, bemerkte ich auch hier. (H.Heine).