
§4. Der einfache Satz. Die Kriterien der Klassifikation des einfachen Satzes.
Man klassifiziert einfache Sätze nach folgenden Kriterien.
1. Nach der kommunikativen Aufgabe unterscheidet man:
a) die Aussagesätze. Z.B.: Viele Menschen lernen Fremdsprachen.
b) die Fragesätze. - die Wortfragen oder die Ergänzungsfragen (die Fragesätze mit dem Fragewort); z.B. Was lernen viele Menschen?- die Satzfragen oder die Entscheidungsfragen (die Fragesätze ohne Fragewort); z.B. Lernen viele Menschen eine Fremdsprache? - die Vergewisserungsfragen; z.B. Du lernst eine Fremdsprache, nicht wahr? - die rhetorischen Fragen; z.B. Aber wozu lernen viele fremde Menschen eine Fremdsprache? Sollte das möglich sein? - die Doppelfragen oder alternative Fragen; z.B. Lernen viele Menschen eine Fremdsprache oder ihre Muttersprache? - die Nachfragen; z.B.Was lernen viele Menschen? – Was sie lernen? –Eine Fremdsprache.
c) die Ausrufesätze. z.B. Was für eine Fremdsprache lerne ich!
d) die Aufforderungssätze. z.B. Lernen Sie eine Fremdsprache!
e) die Wunschsätze. z.B. Wenn ich eine Fremdsprache lernen könnte!
2. Nach der Art des Subjekts gibt es:
a) persönliche Sätze. z.B. Alle kämpfen für den Frieden.
b) unpersönliche Sätze. z.B. Es herbstete langsam.
c) unbestimmt – persönliche Sätze. z.B. Man spricht seit langem viel von Umweltkatastrophen.
3. Nach der Zahl der Hauptglieder unterscheidet man:
a) eingliedrige Sätze. z.B. Bald wurde dunkel.
b) zweigliedrige Sätze. z.B. Es wurde bald dunkel.
4. Nach dem Vorhandensein der Nebenglieder gibt es:
a) erweiterte Sätze. z.B. Der Unterricht beginnt um 8.30.
b) unerweiterte Sätze. z.B. Der Unterricht beginnt.
5. Nach der Stellung des finiten Verbs unterscheidet man:
a) Kernsätze. z.B. Man verlässt sich immer auf die Freunde.
b) Stirnsätze. z.B. Verlässt man sich immer auf die Freunde?
c) Spannsätze. z.B. Wenn man sich immer auf die Freunde verlassen könnte!
6. Nach der syntaktischen Vollständigkeit gibt es:
a) volle Sätze. z.B. Er ist nun auf den ersten Blick verliebt.
b) elliptische (unvollständige) Sätze. z.B. Er ist nun verliebt. Auf den ersten Blick. Ist schön.
7. Nach der positiven oder negativen Form unterscheidet man:
a) positive Sätze. z.B. In diesem Sommer fahren wir auf die Krim.
b) negative Sätze. z.B. In diesem Sommer fahren wir auf die Krim nicht.
8. Nach der emotionalen Färbung gibt es:
a) neutrale Sätze. z.B. Im Frühling ist die Natur schön.
b) emotionale Sätze. z.B. Wie schön ist die Natur im Frühling!
9. Nach der Modalität unterscheidet man:
a) reale Sätze. z.B. Alle Menschen wollen Frieden auf unserem Planeten.
b) irreale Sätze.z.B. Wenn alle Menschen Frieden auf unserem Planeten wollten!
§5. Die eingliedrigen Sätze
Die Zweigliedrigkeit ist eines der wichtigsten Merkmale des deutschen Satzes. Je nachdem, ob ein Satz beide Hauptsatzglieder enthält oder nicht, unterscheidet man zweigliedrige und eingliedrige Sätze. Die zweigliedrigen Sätze zerfallen in zwei Teile, sie haben zwei grammatische Zentren: das Subjekt (die Subjektgruppe) und das Prädikat (die Prädikatsgruppe). Die eingliedrigen Sätze haben nur ein grammatisches Zentrum. Der Form nach unterscheidet man:
1) einwortige Sätze, die nur aus einem Wort bestehen. z.B. Aufstehen! Schade!
2) die Sätze, die in sich eine Wortgruppe enthalten.
z.B. Ein bißchen Freizeit! Welch ein schöner Tag!
Die eingliedrigen Sätze sind:
a) verbal – die ein finites Verb haben. Dazu gehören: die Aufforderungssätze mit den Imperativformen. z.B. Schreibt in eure Hefte auf!; die Sätze mit dem unabhängigen Infinitiv. z.B. Nicht bedauern! Schnell antworten!; die unpersönlichen Sätze. z.B. Hier wurde viel diskutiert.
b) nicht verbal. Diese gliedern sich in: Substantivsätze. z.B. Der erste Brief seit zwei Jahren. (Der Nominativsatz). Noch einen Kaffee! (Das Substantiv steht im Akkusativ in einigen Ausrufesätzen); Adjektivsätze. z.B. Wie schön!; die Sätze, die aus einem Modalwort bestehen. z.B. Ja,vielleicht. Nein, unmöglich; die Sätze, die aus einer Interjektion bestehen. z.B. Hurra! Oh la-la!