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Alle_sieben_Wellen.doc
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18.11.2019
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30 Minuten später

RE:

Da hast du Recht, Leo. Entschuldige, aber »Boston« ist bei mir nun einmal hoffnungslos negativ besetzt, da war nicht mehr drinnen. Glaube mir bitte: Ich finde deine Bereitschaft, einer Frau »alles« zu geben, beachtlich, mutig, faszinierend. (»Edel« und »weltmännisch« habe ich wieder gelöscht.) Ich wünsche dir das Beste dabei, das größtmögliche Glück. Abgesehen von Gebrauchsanweisung und Lageplan: Jeder definiert Glück eben auf seine Weise, ich mehr über mich, du anscheinend mehr über »Pam«. Ich hoffe, du kommst dabei auf deine Rechnung.

Ach ja, meine Psychotherapeutin hat gemeint, ich könnte dir eventuell noch die Information mit auf die Reise geben, dass ich mich freue, wenn du wieder zurückkommst, ich meine, nach den zwei Wochen. Sie hat gemeint, ich könne ruhig zugeben, dass ich in gewisser Weise auf deine Rückkehr warte, weil ich es irgendwie so, so, so — irgendwie schön finde, dass du da bist, wenn du wieder da bist, sehr schön. Verstehst du? Und probiere es mit Reiswaffeln, nicht mit Bananen. Bananen helfen überhaupt nicht. Bananen sind die größte Lüge in der Geschichte der Durchfallerkrankung. Mach's gut, mein Lieber!

Fünf Minuten später

AW:

Und viertens?

Zwei Minuten später

RE:

Ach ja, viertens!

4) Wenn du wieder zurückkommst, treffen wir uns dann einmal zu viert? Fiona möchte dich kennenlernen. Jonas hat ihr erzählt, du seiest so der Typ Kevin Spacey, nur ohne Haare. Fiona liebt Kevin Spacey, selbst ohne Haare, obwohl die meiner Meinung nach noch zu den interessanteren Gesichtsmerkmalen von ihm zählen. Aber ich glaube, Jonas verwechselt Spacey ohnehin mit diesem Spießerfamilien-Schauspieler, den mit dem lang gezogenen Gesicht, wie heißt der? Egal. Leo, treffen wir uns bald wieder? Sag ja!

Eine Minute später

Betreff: SAG JA!

Siehe Betreff und tu es!

50 Sekunden später

AW:

Ja! Ja! Ja! Verzeihung, ich war gerade auf der Toilette. Und der nächste Satz darf nicht zu lang werden, sonst werde ich ihn in der Mitte abbrechen müssen. Bis bald, meine Liebe!

KAPITEL FÜNFZEHN

Acht Tage später

Betreff: Daheim bist »du«

Liebe Emmi, Boston hat mich seit einer Woche fest im Griff. Wenn die Stadt einen einmal gepackt hat, dann lässt sie nicht mehr locker. Pamela kennt hier in unserer Wohnumgebung jede fünfte Familie, und jede zweite davon lädt uns zum Essen ein. Das heißt: Wir essen ungefähr achtmal täglich bei irgendwelchen Bekannten. Und da sind die Verwandtenbesuche noch gar nicht eingerechnet. Das mag für dich jetzt fürchterlich spießig klingen. Aber es geht mir gut dabei, die Freundlichkeit dieser Menschen steckt mich an, ich sehe von früh bis spät offene, lachende, strahlende Gesichter. Das strahlt auf mich zurück. Du weißt, ich hab ja einen etwas eigentümlichen Zugang zum Glück. Es erschließt sich bei mir zumeist von außen und kommt selten aus meinem Inneren. Selten, aber doch. Emmi, es ist schön, an dich zu denken! Ich muss diesem Satz noch mehr Gewicht geben: EMMI, ES IST SCHÖN, AN DICH ZU DENKEN! Ich hatte wahnsinnige Angst vor einer Renaissance meiner schmerzlichen alten Bostoner Zuflucht- und Schlupfwinkel-Gefühle. Ich danke dir so sehr, dass du die Hintertür, durch die ich unser »Uns« damals verlassen habe, nicht zugeriegelt hast. Nun kann ich selbst aus so großer Entfernung ohne Herzensstiche »zu Hause« sein: Daheim ist, wo du bist, Emmi. Ich freue mich, dir räumlich bald wieder näher zu sein. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen. Nimm ruhig ein paar deiner pubertierenden Überraschungskinder mit. Und irgendwann einmal verrate ich dir etwas über: dich und »es« und mich. So, und jetzt sind wir bei Pamelas Uni-Freundin Maggy Wellington zum »Dinner« eingeladen. Bis bald, dein Schreibfreund Leo.

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