
- •Lektion 7 Das mittelhochdeutsche Substantiv. Man unterscheidet bei der Deklination des mhd. Substantivs folgende grammatischen Kategorien:
- •Pronomen
- •Das Personalpronomen der 3. Person
- •Das Reflexivpronomen
- •Artikel und Demonstrativpronomen.
- •Syntax.
- •Französische Einflüsse während der höfischen Zeit (1150 - 1250).
Lektion 7 Das mittelhochdeutsche Substantiv. Man unterscheidet bei der Deklination des mhd. Substantivs folgende grammatischen Kategorien:
Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ;
Numerus: Singular, Plural;
Genus: Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Nach der Deklinationsart ist zwischen starken Substantiven (Gen. Sg. -(e)s, -e oder endungslos, z.B. Gen. Sg. Mask. des gastes, Gen. Sg. Fem. der kraft) und schwachen Substantiven (Gen. Sg. -(e)n, z.B. Gen. Sg. Mask. des boten) zu unterscheiden. Aus den Merkmalen der mhd. Formen ist noch teilweise eine ältere Einteilung der Substantive in bestimmte Deklinationsklassen ablesbar. Die Substantive, die im Mhd. stark flektieren, hatten ursprünglich - noch im Germ. - zwischen Wurzel und Flexionsmorphem ein vokalisches Element, das sog. Thema oder stammbildende Element, zur Verbindung von Wurzel und Endung. Man nennt daher die st. Deklination auch vokalische Deklination. Bei den sw. Substantiven diente ursprünglich ein konsonantisches Element zur Verbindung von Wurzel und Endung, deshalb sprechen wir hier im Mhd. noch von der konsonantischen Deklination. Der Zusammenfall der ahd. Endsilbenvokale a, e, i, o, u zu e bewirkte, daß das Substantiv im Mhd. einen geringeren Bestand an unterscheidenden Flexionsendungen aufweist. Dieser Umstand fördert die Entwicklung des Mhd. zum analytischen Sprachbau hin.
Deklinationsparadigmen im Mittelhochdeutschen
Klasse |
Maskulinum |
Neutrum |
Femininum | |||
Singular |
Plural |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural | |
1 |
der bote des boten dem boten den boten |
die boten der boten den boten die boten |
daz herze des herzen dem herzen daz herze |
diu herzen der herzen den herzen diu herzen |
diu zunge der zungen der zungen die zunge |
die zungen der zungen den zungen die zungen |
2 |
|
diu gebe der gebe der gebe die gebe |
die gebe der geben den geben die gebe | |||
3 |
der tac des tages dem tage den tac |
die tage der tage den tagen die tage |
daz wort des wortes dem worte daz wort |
diu wort der worte den worten diu wort |
diu zît der zîte der zîte die zît |
die zîte der zîte den zîten die zîte |
4 |
der gast des gastes dem gaste den gast |
die geste der geste den gesten die geste |
daz blat des blates dem blate daz blat |
diu bleter der bleter den bletern diu bleter |
diu kraft der kraft/krefte der kraft/krefte die kraft |
die krefte der krefte den kreften die krefte |
Die weitere Entwicklung des Artikels. Der Anwendungsbereich des bestimmten Artikels erweiterte sich erheblich bereits im ausgehenden althochdeutschen Zeitalter. Seit Beginn der mittelhochdeutschen Zeit wird auch der unbestimmte Artikel regelmäßig gebraucht, vgl. im „Nibelungenlied“:
Ez wuohs in Burgonden ein viel edel magedîn . . . si wart ein schoene wîp „Es wuchs in Burgunden eine edle Jungfrau auf . . . sie wurde zu einer schönen Frau“.
Auf diese Weise entsteht seit Beginn der mhd. Zeit die Opposition zwischen dem Substantiv mit dem bestimmten Artikel und dem Substantiv mit dem unbestimmten Artikel, die die grammatische Kategorie der Bestimmtheit und Unbestimmtheit zu einer vollentwickelten Kategorie der Substantive prägt.
Das mhd. Adjektiv. Beim mhd. Adjektiv sind folgende Deklinationsformen zu unterscheiden:
1. starke Deklination: nominale Formen (z.B. Nom. Sg. Mask. blint), pronominale Formen (z.B. Nom. Sg. Mask. blinder);
2. schwache Deklination (z.B. Nom. Sg. Mask. blinde, Gen. Sg. Mask. blinden).
Die nominalen Formen der st. Flexion stimmen ursprünglich und teilweise noch im Mhd. mit der st. Flexion der Substantive überein.
Pronominale und nominale Formen können von ein und demselben Adjektivstamm gebildet werden. Die Pronominalflexion der Adjektive ist eine germ. Neuerung. Daß die nominalen Formen mit der Substantivflexion übereinstimmten, hat das Germ. dagegen mit anderen ide. Sprachen gemein.
Diese Übereinstimmung liegt vor im Nom. Sg. Mask./Fem./Neutr., im Akk. Sg. Neutr., im Gen. Sg. Mask./Neutr. und im Akk. Sg. Fem. Jedoch entsprechen die Endungen des Gen. Sg. Mask./Neutr. und des Akk. Sg. Fem. auch der pronominalen Flexion.
Mittelhochdeutsche Adjektivendungen
|
Maskulinum |
Neutrum |
Femininum | |||
nominal |
pronominal |
nominal |
pronominal |
nominal |
pronominal | |
Nom. Sg. Gen. Dat. Akk. |
-e -en -en -en |
-er -es -em -en |
-e -en -en -e |
-ez -es -em -ez |
-e -en -en -en |
-iu -er -er -e |
Nom. Pl. Gen. Dat. Akk. |
-en -en -en -en |
-e -er -en -e |
-en -en -en -en |
-iu -er -en -iu |
-en -en -en -en |
-e -er -en -e |
Komparation. Im Mhd. wird der Komparativ durch die Endung -er, der Superlativ durch die Endung -est gebildet:
kreftic - kreftiger - kreftigest
Da im Ahd. der Komparativ mit –iro/-ôro und der Superlativ mit –isto/-ôsto gebildet werden konnte, jedoch nur die Formen mit i-Umlaut des Wurzelvokals hervorriefen, haben nicht alle Komparative und Superlative im Mhd. Umlaut. So stehen z.B. nebeneinander: alt - alter/elter, junc - junger(e)/jünger(e) - jung(e)ste/jüng(e)ste, lanc - langer/lenger.
Suppletiv-Steigerung. Einige Adjektive bilden in fast allen indogermanischen Sprachen die Steigerungsstufen von anderen Stämmen, es sind die besonders häufig verwedetengut, schlecht, groß, klein:
guot |
bezzer(e) |
bezzest, beste |
übel |
wirser(e) |
wirsest, wir(se)ste |
michel |
mêre, mêrer(e), mêrre |
meiste |
lützel |
minner(e), minre |
min(ne)ste, minnest |