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Teil 2 „Interessante Tatsachen über

Architektur und Kunst“

Text I

Deutschland. Karolingische Architektur

Mit Karl dem Großen, dem ersten deutsch-römischen Kaiser (Kaiserkrönung 800), fand ein Aufschwung in der Kultur und Baukunst des frühen Mittelalters in Deutschland statt. Dieser Aufschwung war begründet durch das Streben Karls, sich als Fortsetzung des römischen Imperiums zu legitimieren. Das Anknüpfen an die römische Antike zur Zeit der Karolinger wird daher in der Geschichte als karolingischer Renaissance (750-920) bezeichnet.

In der Architektur wurden Formen der Spätantike aufgenommen und in die Bauten eingebracht, es entstanden monumentale Bauten antiker Größe, die alles übertrafen, was in den vorangegangenen 300 Jahren gebaut worden war. Die meisten Bauten entstanden in Ostfranken, der Sakralbau überwog eindeutig den Profanbau. Erhalten sind leider nur wenige Bauwerke.

Die karolingische Architektur nahm die basilikale Form spätrömischer Kirchen wieder auf und schuf somit eine Grundlage für deren Entwicklung in der Romanik. Als karolingische Eigenschöpfung ist hierbei das Westwerk in Form eines mehrgeschossigen Vorbaus zu nennen, in dem Kaiser und Hofstaat dem Gottesdienst beiwohnen konnten. Eine weitere entscheidende Neuerung der karolingischen Baukunst war die Doppelchörigkeit, bei welcher zu dem üblichen Chor im Osten ein weiterer Chor im Westen kam.

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Neben den karolingischen Basiliken trat auch der bisher im Westen weniger geläufige Typ des Zentralbaus wieder hervor, einen Höhepunkt bildete die Pfalzkirche in Aachen. Sie ist der erste für Karl programmatische Bau und repräsentiert den Herrschaftsanspruch des neuen Reiches. Die Zentralgestalt des Baus leitet sich von byzantinisch-ravennatischen Vorbildern ab (San Vitale in Ravenna), sogar die verwendeten Kapitelle und Säulen stammen aus Ravenna.

Text II

Ottonische Architektur

Die Epoche der Ottonen (919-1024) beginnt mit Heinrich I. im Jahre 919, indem erstmals ein Geschlecht der Sachsen zur Herrschaft über das ehemals karolingische Ostfrankenreich gelangt. Dies bedeutet einerseits die Fortsetzung der Tradition der Karolinger, andererseits aber auch mit der Kaiserkrönung Ottos I. 962 den Anfang des Heiligen Römischen Reiches, des Imperium Romanum, das später den Zusatztitel deutscher Nation erlangte.

Seit der Jahrtausendwende gehen von den Ottonen bauliche Entwicklungen im Sakralbau aus, die durch Weiterentwicklung der karolingischen Architektur den Formenkanon der Romanik bereitstellen. In den Bauwerken kommt es zu einer gesteigerten Größe. Die einzelnen Bauteile folgen dem additiven Prinzip, bei dem der Baukörper aus aneinander geschobenen und gestaffelten Teilkörpern besteht, die selbstständig durchgebildet sind.

Eine ottonische Entwicklung stellt die ausgeschiedene Vierung“ mit bekrönendem Turm dar, die sich im 11. Jh. durchzusetzen beginnt. Hierbei wird der Raum zwischen Querhaus und Langhaus durch vier Bögen zu den umgebenden Raumteilen ausgeschieden. In der Romanik wird das Vierungsquadrat zur Maßeinheit für den Bau (gebundenes System), dies zeichnet sich schon in der Ottonik durch einen Wechsel der Stützen aus Pfeilern und Säulen ab, durch welchen das Langhaus im Grundriss in gleich große Elemente aufgeteilt wird.

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Äußere Gliederungselemente, die später in der Romanik hinzukommen, fehlen noch weitgehend, im Inneren erscheint der Bogen als tragendes, trennendes und ornamentales Motiv. Für die präzise Überleitung von der Säule zum Bogen treten erstmals die Würfelkapitelle auf, die für die Romanik

vorbildhaft werden.

Als Paradebeispiel der Ottonik kann der Bau von St. Michael in

Hildesheim gesehen werden, einer der wenigen erhaltenen Bauten der Epoche (Weihe 1022).

Es handelt sich bei dem Bau um eine Doppelchoranlage mit zwei Querhäusern, zwei Vierungstürmen, vier Treppentürmen und Hallenkrypta. Hier ist erstmals der sächsische Stützenwechsel gegeben durch die Folge jeweils zweier Säulen nach einem Pfeiler. Dieser Wechsel wird zu einem typischen Merkmal der sächsischen Bauschule.

Text III

Salische Architektur

Von 1024 bis 1125 ist die Zeit der salischen Kaiser. Einerseits herrschen in diesem Jahrhundert große politische Spannungen (Investiturstreit), andererseits kommt es aber auch zu bedeutenden

Leistungen in der Baukunst. Das Stammesgebiet der Salier lag am Mittelrhein, somit gab es eine Schwerpunktverlagerung der Architektur auf dieses Gebiet.

In salischer Zeit entstehen seit dem 11. Jh. die großen Kaiserdome in Speyer, Mainz

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und Worms. Die Kaiserdome werden als die größten Leistungen der deutschen Romanik angesehen und vor allem Speyer gilt als Höhepunkt der kaiserlichen Machtdemonstration der salischen Kaiser. Die von Kaiser Konrad begonnene (um 1030) und anfangs noch flach gedeckte Basilika war zu gewaltiger Höhe gesteigert und wurde unter Heinrich IV. mit Kreuzgratgewölben ausgestattet.

Dem Speyrer Dom ist die Einführung des Gewölbebaus, die Entwicklung komplizierter zweischaliger Wandsysteme (Zwerggalerien) und die konsequente Verwendung von Großquaderwerk am Außenbau zu verdanken. Beachtlich ist auch die Durchgliederung der hoch aufragenden Mittelschiffswände mit einem stark hervortretenden Relief aus vorgelegten Halbsäulen und Blendbögen. Die Mittelschiffswände mit ihrer vertikalen Tendenz und den enorm gestreckten Halbsäulen gelten als Ankündigung eines gotischen Bauverständnisses.

Text IV

Über die Backsteinbauten

Die Backsteinbauten finden seit dem 13. Jh. ihre Verbreitung. In Deutschland sind sie im norddeutschen Küstengebiet, in Lübeck und im Osten Deutschlands (Mark Brandenburg), sowie in Süddeutschland zu finden. Bei den Bauten handelt es sich hauptsächlich um Hallenkirchen ohne Strebewerk, oftmals mit

Einsatzkapellen. Basiliken sind seltener, es kommen auch einschiffige Dorfkirchen vor.

Die frühen Bauten sind monumental-wuchtig und weniger gegliedert. In der Spätgotik werden die gotischen Zierformen in Backstein übertragen (Maßwerk, Fensterrose, Fiale, Krabbe, Baldachin, Kreuzblume, Kapitelle, Wimperge). Ebenso kommt es in spätgotischer Zeit zu einer Verwendung von Formsteinen. Glasierte Backsteine werden verwendet, die oft im Schichtenwechsel zu den Rohsteinen stehen und es entstehen Friese durch