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Biologische Vielfalt im Zentrum von Verhandlungen

Das Drama um das Korallenriff taugt dazu, bei der COP13, der 13. Vertragsstaatenkonferenz zur CBD (Convention on Biological Diversity) - dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt - als N egativbeispiel zitiert zu werden. Mehr als 190 Staaten diskutieren bis 17. Dezember 2016 im mexikanischen Cancún Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität.

Ausgebleicht, statt leuchtend rot: Korallen im Great Barrier Reef Grundlage ist unter anderem der Strategische Plan für Biodiversität, der

2010 verabschiedet, ein ambitionierter Plan darstellt, den globalen Verlust der Artenvielfalt bis 2020 zu stoppen und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu fördern. "Viele Wissenschaftler sind vor Ort, um de r Frage nachzugehen, wie die Forschung gezielt Ergebnisse liefern kann, die dem amtlichen Naturschutz zugute kommen", sagt Cornelia Löhne, wissenschaftliche Lei terin des Botanischen Gartens in Bonn. Denn immer noch klaffen Zielvorstellungen und Realität weit auseinander.

Vielfältige Ursachen für Artensterben und Verlust v on Lebensräumen

Nicht nur dem Korallenriff setzen neben dem Klimawandel

auch Schifffahrt, Fischerei, Erosion, Stürme, Dünge r und Pestiziden aus intensiver Landwirtschaft zu. Stickstoffeinträge aus der inten siven Landwirtschaft stellen

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auch in Deutschland ein großes Problem dar. "Die in tensive Landwirtschaft trägt

zu 70 Prozent zum Rückgang der Arten bei", sagt Mag nus Wessel, Leiter

Naturschutzpolitik beim BUND (Bund für Umwelt und N aturschutz Deutschland). "Die hohen Nährstoffbelastungen aus der Landwirtsch aft sind die Hauptursache für den schlechten Zustand von Nordund Ostsee, vieler Flüsse, Seen und unseres Grundwassers."

"Nährstoffeinträge im Boden führen zu gravierendem Verlust an

biologischer Vielfalt, gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden", beklagt auch die Deutsche Umwelthilfe. Diese negative Bilanz sei 25 Jahre nach dem Inkrafttreten der europäischen Nitratrichtlinie mehr als enttäuschend. Zu viele Exkremente von Schweinen und Rindern, stickstoffhaltige Gülle, wird als Dünger auf den Feldern ausgebracht. Die Stickstoffverbindung Nitrat versickert und verunreinigt das Trinkwasser.

Weniger wäre mehr: So sieht Unkrautbekämpfung in ei ner Tannenbaum-

Plantage aus.

Ein teurer Kreislauf, weil viele Gräser und Kräuter kein Übermaß

an Stickstoff vertragen. Sie werden von anderen Pflanzenarten verdrängt, die

gerade große Mengen an Stickstoff für ihr Wachstum

benötigen. Hinzu kommt,

dass Deutschland massenhaft Fleisch für den Export

produziert. Die Flächen für

die Futtermittelproduktion reichen hingegen nicht aus, sodass das Futter für die Tiere im Ausland angebaut und importiert wird.

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"Dadurch trägt Deutschland direkt zur Abholzung von Tropenwäldern in Südamerika bei", kritisiert BUND-Waldexpertin Nicol a Uhde. "Aber auch hierzulande führt die intensive Forstwirtschaft zum Verlust von Arten und Lebensräumen." Besonders in punkto Wildnis sei Deut schland Schlusslicht. "Wir sorgen uns um die Abholzung der Regenwälder und hab en selbst nur noch 0,6 Prozent Wildnis." Daher fordert Uhde, dass bis 2020 mindestens zwei Prozent der Landfläche als großflächige Wildnisgebiete sich selbst überlassen werden sollten. Der Staat mit seinen großen Waldflächen se i hier gefragt, mit gutem Beispiel voranzugehen und Skeptiker mit ins Boot zu holen.

Mit Blick auf den G20-Vorsitz Deutschlands fordert BUND-Waldexpertin Uhde, "diesen zu nutzen, den Schutz der biologischen Vielfalt und damit den Erhalt unserer Lebensgrundlagen neben dem Klimaschutz ganz oben auf die Agenda zu stellen."

Für die Erreichung der Biodiversitäts-Ziele des Str ategischen Plans bis 2020 gelte es, die Anstrengungen der Vertragsstaaten deutlich zu erhöhen. Zwar gebe es Fortschritte bei einigen Zielen - beispielsweise der Vergrößerung der Fläche, die weltweit unter Naturschutz steht. "Bei anderen Zielen jedoch, wie dem Stopp des Artensterbens, dem Schutz der Korallenriffe, dem Eintrag von überschüssigen Nährstoffen oder dem Abbau von umweltschädlichen Su bventionen sieht es eher düster aus“, so Uhde.

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Ressourcenverschwendung dauert an

Ein Drittel der 32.000 heimischen Tier-, Pflanzenund Pilzbeständen in Deutschland sind gefährdet. Für 5,6 Prozent der Art en gibt es keine Rettung mehr.

Immerhin: vor neun Jahren hat die Bundesregierung 330 formulierte Handlungsziele festgelegt, die bis 2020 beziehungsweise 2050 umgesetzt werden sollen. Bei der Nationalen Biodiversitätsstrategie sollen alle gesellschaftlichen Gruppen einbezogen werden, um das Bewusstsein für d ie biologische Vielfalt zu schärfen. Eine Idee ist, Bürger, Unternehmen und La ndwirte gleichermaßen zu sensibilisieren, kleinere Flächen mit Wildkräutern vor dem Haus oder an Feldrainen stehen zu lassen, da Insekten und andere Kleinlebewesen die selten gewordenen Pflanzen zum Überleben brauchen.

"Deutschland ist mit der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt international immer noch Vorreiter", lobt Magnus Wessel, "In der Praxis hakt es jedoch: Neben dem ungebremsten Verlust der Arten durch die industrielle Landwirtschaft, ist ein Ende der Flächenversiegelun g nicht absehbar, und die Renaturierung von Gewässern stagniert." Europäische s Naturschutzrecht werde nicht korrekt umsetzt und der 2010 beschlossene Abbau der umweltschädlichen Subventionen sei ein Wunschtraum geblieben, so der BUND-Experte.

Hoffnung auf Stärkung der Umweltressorts

Zur COP13-Konferenz

war

auch Bundesumweltministerin

Barbara

Hendricks (SPD) angereist.Gastgeber Mexiko kündigte

an, die Basis schaffen zu

wollen, dass die Biodiversität

künftig

in alle poli

tischen Entscheidungen

einbezogen werden soll. "Aus deutscher Sicht hätten die Botschaften der CancúnErklärung durchaus stärker und innovativer sein kön nen", ist einer VorabErklärung des Bundesumweltministeriums zu entnehmen . Weiter heißt es: "Es wird erwartet, dass die Erklärung eine Hilfestellun g für Umweltministerien in aller Welt darstellen kann, die ihnen das tägliche schwie rige Geschäft des Mainstreaming erleichtert."

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Das Mainstreaming - die Integration des Schutzes der Biodiversität in andere Bereiche - wird ein Schwerpunkt in Cancún werden. "Ein großes Hemmnis beim

Schutz von Arten und Lebensräumen ist die mangelnde Integration dieses Ziels in andere Politikfelder wie Landund Forstwirtschaft, Bergbau, Fischerei und

Verkehr", erläutert Nicola Uhde. "Hier werden nach wie vor Wirtschaftsweisen und Vorhaben praktiziert und gefördert, die die bio logische Vielfalt und damit die Grundlagen unseres Lebens zerstören. Wir fordern, d ass sich die Bundesregierung für einen wirksamen Beschluss zum Schutz der Biodiv ersität beim Thema

Mainstreaming einsetzt."

 

Dazu gehören, laut Umweltverbänden, eine ökologisch

verträgliche Nutzung

der Waldflächen und der Umbau der Landwirtschaft

zu r ökologischen

Landwirtschaft.

 

Furcht vor der Aussetzung gentechnisch veränderter Arten

Und noch ein Thema bereitet den Naturschützern im V orfeld der

Vertragsstaatenkonferenz Kopfzerbrechen: gentechnisch veränderte Organismen. Die Umweltverbände haben einen offenen Brief an Min isterin Hendricks

geschrieben, deren unkontrollierte Ausbreitung zu

stoppen. Es geht nicht nur

um Baumwolle in Mexiko, Raps in Nordamerika,

Japan, Australien und der

Schweiz. Sorge bereitet den Naturschützern geplante

Freisetzungen gentechnisch

veränderter Bäume, Fische und Insekten. Denn sie be fürchten, "dass sich die im Labor eingebaute DNA erheblich schneller in betroffenen Populationen ausbreiten kann als das natürlicherweise der Fall wäre."

Quelle: http://www.dw.com/de/gegen-den-r%C3%BCckgang-der-biologischen-vielfalt/a- 36570735

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Wälder schützen die Umwelt und die Gesundheit der M enschen

Die Zertifizierung von Holz durch den Forest Stewardship Council sorgt nicht nur für nachhaltig hergestellte Produkte, sie könnte auch Krankheiten vermeiden.

Als sich Musik-Legende Sting für das Indianervolk d er Kayapo und dessen Kampf um den Schutz des brasilianischen Regenwalds einsetzte, bekam er so viel Aufmerksamkeit, dass sich Umweltschützer, Gemeindev ertreter und Gesetzgeber zusammenschlossen, um einen internationalen Standard zu schaffen, der Best Practice-Methoden für Holzeinschlagfirmen fördern w ürde.

Die Bemühungen des britischen Musikers und das Vers agen der RioKonferenz von 1992 führte zu einer Vereinbarung, di e Abholzung zu stoppen und den #link:http://www.fsc-deutschland.de:Forest Stewardship Council (FSC)# zu gründen. Das Ziel: verantwortungsvolles Management der Wälder der Welt zu fördern.

23 Jahre später zertifiziert der FSC mehr als 187 M illionen Hektar Wald in mehr als 80 Ländern, schützt Wasserquellen und Wild tiere, befasst sich mit dem Klimawandel und fördert die Nachhaltigkeit von fors twirschaftlichen Aktivitäten. Aber die Regelungen des FSC könnten auch einen uner warteten Nebeneffekt haben: Die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden.

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Unerwarteter Erfolg

Das bisherige Wachstum der Organisation war weitgehend durch wachsende Nachfrage von Konsumenten nach nachhaltig hergestellten Produkten getrieben. Heute zählen große Unternehmen wie der schwedische Möbelgigant IKEA und die Verpackungsfirma Tetra Pak zu den Firmen, die FSC-zertifiziertes Holz verwenden. Angesichts dieses Trends versuchen Holzfirmen in aller Welt eine FSC-Zertifizierung und dadurch leichteren Zugang zu den westlichen Märkten zu erlangen.

"Ich glaube niemand hätte gedacht, dass wir nach 20 Jahren 12 Prozent des weltweiten Holzhandels haben würden", sagt FSC-Gene raldirektor Kim Carstensen über die Entwicklung des FSC.

Trotzdem, ein Marktanteil von 12 Prozent bedeutet auch, dass 88 Prozent des gerodeten Holzes weltweit immer noch aus Quellen stammt, bei denen strenge Arbeitsund Umweltstandards nicht belegt sind. Hinzukommt, dass es selbst bei zertifizierten Firmen schwer ist, die Einhaltung der Standards immer sicherzustellen. Beide Probleme sind nirgendwo so deutlich zu sehen wie in der Republik Kongo.

Chaos im Kongo

Ein Großteil des Waldes dort darf gerodet werden, s agen Naturschützer. Das zentralafrikanische Land hat Lizenzen an 25 Holzfirmen vergeben, die damit 66 Prozent der Fläche des Landes kontrollieren. Nur zw ei dieser Unternehmen - beides europäische - sind vom FSC zertifiziert.

"Der wilde zentralafrikanische Regenwald ist ein Mythos. Das Land ist komplett verteilt worden", sagt Tim Rayden, der als technischer Berater für die Wildlife Conservation Society (WCS) in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville arbeitet. Die WCS ist ein Mitglied des FSC.

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Der kongolesische Wald ist der zweitgrößte tropisch e Regenwald der Welt und überlastete Förster bemühen sich, die Firmen, d ie in dem riesigen Gebiet operieren, zu überwachen.

Wenn das Mittagessen krank macht

Der Verzehr von “Bushmeat”, wie dem Fleisch von Gor illas oder anderen Wildtieren, kann zur Übertragung von Krankheiten fü hren

Mit einer Fläche von rund 2 Millionen Quadratkilome tern schafft die immense Größe des Waldes neben dem Monitoring ein w eiteres Problem für die Arbeiter: Woher bekommt man sein Mittagessen?

FSC-zertifizierte Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Zugang zu subventionierten Lebensmitteln aus einem Firmenladen, aber Rayden, der die beiden einzigen zertifizierten Firmen in den Wälder n überprüft, sagt, dass die chinesischen und malayischen Firmen, die in den süd lichen und nordwestlichen Regionen der Republik Kongo operieren, ihre Arbeiter oft sich selbst überlassen, trotz Druck von deren Regierungen.

"Die chinesische Regierung selbst versucht die Firmen dazu zu bringen, Mindeststandards einzuhalten", sagt Rayden. "Sie haben einige Richtlinien, aber wir haben vor Ort kaum Auswirkungen dieser Richtlinien bemerkt."

"Vor Ort" sind die Arbeiter mitten im Regenwald und auf sich selbst gestellt, #link:https://www.researchgate.net/publication/24444051_Bushmeat_Supply_and_ Consumption_in_a_Tropical_Logging_Concession_in_Northern_Congo:essen viele von ihnen auch Bushmeat,# also das Fleisch von wilden Tieren, die im Regenwald erlegt werden.

Das bedroht nicht nur die Artenvielfalt in diesem empfindlichen Ökosystem, in dem etwa 10.000 Pflanzen und mehr als 400 Säuget ierarten leben, unter anderem auch Schimpansen. Es erhöht auch die Gefahr , dass sich die Arbeiter durch das Bushmeat ansteckende Krankheiten holen kö nnen.

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Zu denen gehört nicht nur das Ebolavirus, sondern a uch Masern, Windpocken, Tuberkulose, Tollwut, Gelbfieber und andere.

Artenvielfalt verhindert Krankheiten

Wenn Arbeiter keine Schutzkleidung tragen, können s ich von Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria oder Zika schne ll verbreiten, insbesondere in Sekundärwäldern

Mit Schutzkleidung ist es ähnlich. Während die Mita rbeiter von FSCzertifizierten Unternehmen die richtige Ausrüstung haben müssen, sagt Rayden, dass Förster oft wegschauen, wenn Holzfäller andere r Firmen nicht so angezogen sind, wie sie es für ihren Job sein sollten.

Dadurch können sie Mücken ausgesetzt sein, die Kran kheiten übertragen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie in sogenannten Sekundärwäldern arbeiten, in Gebieten, die nach Abholzung oder Feuer wieder zugewachsen sind.

"In Ländern, wo wir Sekundärwälder untersucht haben , fanden wir wirklich sehr hohe Zahlen von Mücken", sagt Marco Marklewitz . Er ist Doktorand am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bo nn und Mitglied einer Gruppe, die die Auswirkungen der Veränderung von Lebensräum en im Wald auf das Auftreten von Viren erforscht.

Die Mückendichte in Sekundärwäldern, die Marklewitz untersuchte, war doppelt so hoch wie in intakten Wäldern - gleichzei tig war die Vielfalt unter den blutsaugenden Insekten niedriger. Forschungen zeigen, dass diese Bedingungen zu einem sogenannten #link:http://www.caryinstitute.org/science-program/research- projects/biodiversity-community-ecology-and-dilution-effect/dilution- effect:Verwässerungseffekt# führen könnten. Dieser geht davon aus, dass eine niedrigere Vielfalt in der Wirtspezies zu höheren A nsteckungsund Krankheitsraten führen könnte.

Wenn man bedenkt, wie viele gefährliche Infektionsk rankheiten es in der Region gibt, ist das besonders beunruhigend. Nicht nur das Dauerproblem Malaria,

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sondern auch das Zika-Virus, das kürzlich durch sei ne plötzliche und schnelle Ausbreitung Schlagzeilen gemacht hat.

Das Virus, das mit zwei neurologischen Störungen, d em Guillain-Barre- Syndrom und dem Geburtsschaden Mikrozephalie, in Verbindung gebracht wird, wurde ursprünglich in Uganda isoliert und hat sich seitdem in 30 Länder ausgebreitet, wobei Brasilien im Zentrum des aktuellen Kranheitsausbruchs steht.

Während das Ziel des Forest Stewardship Councils de r Schutz des Waldes sein mag, könnte es also sein, dass nachhaltiges, verant wortungsvolles Waldmanagement auch viel dazu beitragen könnte, Men schen vor Krankheiten zu schützen.

Quelle: http://www.dw.com/de/w%C3%A4lder-sch%C3%BCtzen-die-umwelt-und-die- gesundheit-der-menschen/a-19117128

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