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BA-3-ZIEL DER AUSSAGE.doc
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§ 4. Aufforderungssätze

Die Aufforderungssätze drücken eine Willensäußerung des Sprechenden aus. Der Sprechende stellt dem Hörenden (dem Gesprächspartner) eine noch nichtexistierende Situation dar, die seiner Meinung nach von einem Agens realisiert werden muss. Die Realisierung der Situation kann von dem / den Angeredeten erwartet werden, von einer 3. Person oder einer Gruppe von Personen, die den Sprechenden selbst miteinschließt, das Agens braucht nicht genauer bestimmt zu werden.

Je nach den konkreten Umständen der Äußerung und dem kommunikati­ven Ziel kann die Aufforderung als kategorischer Befehl, Rat, Bitte, Warnung, Mahnung, Vorschlag, Einladung usw. gestaltet werden. Jeder dieser Sätze erhält die Aufforderung in erster Linie durch die imperativische Intonation. Man unterscheidet folgende Arten von Aufforderungssätzen:

  1. Imperativsätze. Zur Wiedergabe der Aufforderung dienen vor allem die Formen des Imperativs, die die Dominante des Feldes der Aufforderung bilden. Die Aufforderung betrifft dabei die 2. Person Singular oder Plural oder die 3. Person Plural: Steh auf! Gib mir das Buch! Lest! Kommen Sie!

  2. An die Sätze mit dem Verb im Imperativ schließen sich solche Sätze an, in denen das finite Verb im Präsens Konjunktiv auftritt. Die Aufforderung bezieht sich dabei nicht auf die 2. Person, sondern auf die dritte, die genannt oder nicht genannt wird: Man schreibe den Text ab! Es seien hier folgende Beispiele erwähnt. Er komme sofort!

  3. Die Aufforderungssätze können auch inklusiv sein: als Agens wird dabei eine Gruppe von Personen, darunter auch der Sprechende, hingestellt. Das sind folgende Satzstrukturen: Tanzen wir! Wollen wir darüber weiter sprechen! Gehen wir weiter! Dazu gehört auch die Konstruktion "lassen + Infinitiv", in der das Agens durch den Akkusativ "uns" bezeichnet ist: Lasst uns weiter gehen! Die Konstruktionen "wollen + Infinitiv" und "lassen + Infinitiv" sind hier grammatische Idiome.

  4. Die Peripherie des Modalfeldes der Aufforderung bilden die Sätze, die keine spezialisierten morphologischen Mittel der Aufforderung haben, und deren Hauptleistung beim Ausdruck der Aufforderung der imperativischen Intonation zukommt.

Häufig sind das zweigliedrige Sätze mit dem finiten Verb im Präsens oder Futurum Aktiv oder Passiv: Du stehst sofort auf! Du wirst sofort aufstehen! (Vgl.: Steh auf!) Der Text wird ohne Wörterbuch übersetzt! (Vgl.: Der Text ist ohne Wörterbuch zu übersetzen!) Dazu gehören auch eingliedrige Sätze, deren Hauptglied ein Infinitiv oder ein Partizip II, ein Substantiv oder ein Adverb ist, z.B. Aufgestanden! Achtung! Stille! Vorwärts! Halt! Still gestanden! Ruhig bleiben!

  1. Zur Peripherie des Modalfeldes der Aufforderung gehören auch die Sätze, die als besonders höfliche Bitte oder Vorschlag in Form eines Frage­satzes mit dem finiten Verb im Präteritum Konjunktiv bzw. im Konditional I gestaltet sind (oft mit den Modalverben können oder dürfen), z.B. Dürfte ich Sie um ein Glas Wasser bitten? (Vgl.: Geben Sie mir bitte ein Glas Was­ser!) Könnten wir uns irgendwo hinsetzen? (Vgl.: Wollen wir uns irgendwo hinsetzen!) Würden Sie mir bitte sagen, wie ich die Universität erreichen kann? Könnten Sie mir bitte sagen, wie ich ... ?

  2. Manche Sätze bilden Grenzfälle, sie vereinigen in sich die Eigenschaf­ten der Aufforderung und der Mitteilung. Das betrifft Sätze mit den Ver­ben modaler Bedeutung, die lexikalisch auf eine Aufforderung hinweisen und vorwiegend in Verbindung mit dem Infinitiv auftreten, und Sätze mit den idiomatischen Fügungen "haben / sein + zu + Infinitiv". Wenn in solchen Sätzen die Willensäußerung des Sprechenden an den Angeredeten gerichtet ist, stehen sie den Aufforderungssätzen näher. Wenn aber eine Aufforderung ausgedrückt ist, die von einer dritten Person ausgeht, sind solche Sätze eigentliche Aussagen, die eine Aufforderung wiedergeben, z.B. Du sollst anfangen! Du hast anzufangen! (Vgl.: Fang an!) Hier sind folgende Ausnahmen zu be­achten. Hier sollen folgende Ausnahmen beachtet werden. (Vgl.: Hier seien folgende Ausnahmen beachtet!) Aber: Der Lehrer fordert den Schüler auf, den Text zu übersetzen. Der Lehrer schlägt dem Schüler vor, den Text zu übersetzen. Der Lehrer lässt den Schüler den Text übersetzen.

7. Den Aufforderungssätzen schließen sich die Wunschsätze an, die auch eine Willensäußerung des Sprechenden wiedergeben. Inhaltlich unterscheiden sie sich von den Aufforderungssätzen durch folgende Momente: 1) ein Wunsch kann nicht nur als real, sondern auch als potential-irreal bezeichnet werden; 2) ein irrealer Wunsch betrifft nicht die Zukunft oder Gegenwart, sondern die Vergangenheit; 3) die Ausführung eines Wunsches hängt nicht immer von der gemeinten Person ab, von der man das erwartet.

Beim Ausdruck eines realen Wunsches können dieselben morphologischen Mittel gebraucht werden wie bei dem Ausdruck der Aufforderung — der Imperativ und das Präsens Konjunktiv: Sei glücklich! Bleibe gesund! Er lebe hoch! Außerdem kann in solchen Sätzen das Modalverb mögen im Präsens / Präteritum Konjunktiv vorkommen, z.B. Möge unsere Freundschaft ewig bleiben! Mögest /Möchtest du glücklich sein! Dazu gehören auch die Pseudonebensätze mit der Konjunktion dass, z.B. Dass du immer glücklich bleibst!

Beim Ausdruck eines potentialen Wunsches, der die Zukunft oder die Gegenwart betrifft, wird das Präteritum Konjunktiv oder der Konditional I verwendet. Der Satz hat die Form eines Pseudonebensatzes mit den Kon­junktionen wenn bzw. dass oder ohne Konjunktion mit dem finiten Verb an erster Stelle: Wenn er mich morgen anriefe /anrufen würde! Würde er mich morgen anrufen! Dass er jetzt da wäre! Dass er mich morgen anrufe!

Beim Ausdruck eines irrealen Wunsches, der die Vergangenheit betrifft, wird das Plusquamperfekt Konjunktiv verwendet: Wenn er das gestern ge­macht hätte! Hätte er das gestern gemacht! Dass er damals hier gewesen wäre!

Wie eine Aufforderung, so kann auch ein Wunsch durch die Verben mit entsprechender modaler Bedeutung umschrieben werden, z.B. Er wollte /mochte hier arbeiten. — Er wünscht hier zu arbeiten. Ich wünsche, dass du dir das genau überlegest /überlegen würdest.

ÜBUNG 9. Finden Sie im Text Sätze, die innere Rede, Gedan­ken und Empfindungen der Helden wiedergeben. Bestimmen Sie den kommunikativen Gehalt dieser Sätze.

Die Panne

Traps: Nanu, was ist denn auf einmal mit dem Wagen los? Steht.

Nichts zu machen. Wenigstens eine Garage in der Nähe. He, Sie da!

Garagist: Was ist denn mit Ihrem Studebaker los?

Traps: Weiß der Teufel. Wollte eben diese kleine Steigung neh­men, rührte er sich nicht mehr von der Stelle.

Garagist: Lassen Sie mich mal sehen. Aha. — Sehen Sie?

Traps: Tatsächlich! Scheint eine größere Reparatur zu geben.

Garagist: Meine ich auch.

Traps: Bis wann bringen Sie den Wagen in Ordnung?

Garagist: Morgen um sieben können Sie ihn holen. Traps: Morgen erst?

Garagist: Es ist schließlich sechse abends.

Traps: Weit bis zum Bahnhof?

Garagist: Eine halbe Stunde. Traps: Kann man im Dorf übernachten?

Garagist: Fragen Sie im "Bären" nach.

Traps: Na gut. Nimmt mich nur wunder, was der Motor wohl hat. Was verstehe ich schon davon. Garagisten ist man ausgeliefert wie einst den Raubrittern. Der "Bären". Der Dicke da ist wohl der Wirt? < • • • >

Traps: Zimmer frei?

Wirt: Tut mir leid. Alles besetzt. Der Kleinviehzüchterverband tagt.

Traps: Noch andere Gasthöfe im Dorf?

Wirt: Auch von den Kleinviehzüchtern besetzt. Doch gehen Sie mal zu Herrn Werge in der weißen Villa, die Dorfstraße geradeaus und dann links, der nimmt Gäste.

Traps: Hätte doch den Zug nehmen sollen. Aber der fährt erst in einer Stunde, und dann müsste ich zweimal umsteigen. Zu faul dazu. Und den Wagen müsste ich morgen trotzdem holen. Das Dorf scheint angenehm zu sein. Die Villa, von Buchen und Tannen umgeben, ein größerer Garten davor, na schön, gegen die Straße hin Obstbäume, Gemüsebeete, überall Blumen. Komisch, dass die hier Gäste nehmen, scheint eine Art Pension zu sein.

Traps: Niemand zusehen. Kieswege. Hallo!

Richter: Was wünschen Sie?

Traps: Herr Werge? Richter: Bin ich.

Traps: Mein Name ist Traps, Alfredo Traps! Richter: Erfreut.

Traps: Es wurde mir gesagt, man könne bei Ihnen übernachten.

Habe eine Panne.

Richter: Kann man.

Traps: Wieviel verlangen Sie denn? Richter: Nichts.

Traps: Nichts? Na, hören Sie mal. Sie scheinen wohl der Weih­nachtsmann höchstpersönlich zu sein?

Richter: Treten Sie näher. Kommen Sie in die Veranda. (Aus: Dürrenmatt Fr. Der Hund. Der Tunnel. Die Panne. Zürich, 1980. S. 104-105).

ÜBUNG 10. Analysieren Sie im Text "Die Panne" aus der Übung 9 Aufforderungssätze. Bestimmen Sie die Abart der Aufforde­rung und die sprachlichen Mittel, die dabei gebraucht sind.

ÜBUNG 11. Finden Sie im Text "Emanzipation" aus der Übung 6. Aufforderungssätze. Bestimmen Sie ihre Abart und durch welche sprachlichen Mittel sie ausgedrückt sind.

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