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Zeno-Karl Pinter. Mittelalterliche Schweter und Säbel in Siebenbürgen und im Banat (9. bis 14. Jahrhunderts).doc
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II. Fragen der Terminologie

 

Es kann festgestellt werden, daß die Terminologie betreffend die historischen (sowohl die antiken als auch die mittelalterlichen) Waffen in zahlreichen, in rumänischer Sprache erschienenen Studien und Abhandlungen oder gar in geschichtlichen und archäologischen Synthesearbeiten in unadäquater Weise angewendet wurde, wobei es zwischen den Begriffen Schwert und Säbel des öfteren zu Verwechslungen gekommen ist.

Dem Begriff Schwert (rum. spadă) liegt das griechische Wort spáthe zugrunde, das aus der lateinischen Sprache übernommen wurde und mit dem man einen langen, flachen, zum Verrühren verschiedener Substanzen geeigneten Gegenstand bezeichnete; unter dieser Bedeutung ist heute noch in der rumänischen Sprache das Wort "spatulă" erhalten geblieben, das ein Laborutensil bezeichnet. In die militärische Terminologie ging dieses Wort zur Zeit des späten Altertums ein, wobei mitspatha eine gerade zweischneidige Waffe bezeichnet wurde, die länger ist als der sg. Gladius. Mit dem Wort spadă (Schwert) wird in der rumänischen Sprache folgendes bezeichnet: eine individuelle, dem Nahkampf zugedachte Hieb- und Stichwaffe, die während des Altertums, des Mittelalters und der Moderne anzutreffen ist, und die eine über 30 cm lange, gerade zweischneidige Klinge aufweist. Aus dieser Waffe entwickelte sich im Spätmittelalter und zu Beginn der Neuzeit der Degen, dasRapier (Raufdegen) sowie das Florett.

Der Ursprung des Begriffes sabia (Säbel) ist nicht gänzlich geklärt worden, es handelt sich dabei jedoch vermutlich um ein aus dem Ungarischen szabni abgeleitetes Wort, das "schneiden" bedeutet. Aus diesem Begriff bürgerte sich in mehreren europäischen Sprachen jene Benennung ein, die eine individuelle, für den Nahkampf bestimmte Waffe bezeichnet, die für das Mittelalter und die Neuzeit kennzeichnend ist. Diese Waffe ist mit einer gekrümmten einschneidigen Klinge versehen und weist im allgemeinen - mit Ausnahme der Säbel aus dem Fernen Orient - einen Griff auf, der in bezug auf die Klinge in entgegengesetzter Richtung gebogen oder gekrümmt ist.

Zwischen den beiden oben genannten Formen gab es noch den sax oder scramasaxeine Waffe mit gerader, aber einschneidiger Klinge, die allerdings kürzer war als jene der für die Zeit der Wanderung der germanischen Völker kennzeichnenden spatha; außerdem sei auch der zur Zeit des Mittelalters und der Moderne in Erscheinung tretende Pallasch (paloş) genannt, eine Waffe mit gerader, (manchmal einschneidige) Schwertklinge und die einen leicht zur Schneide gekrümmten oder gebogenen Säbelgriff aufweist. (Abb. 29-b)

Eine Sondergattung bilden die Waffen mit gekrümmter, an der Innenseite der Krümmung schneidenden Klinge; die antiken Exemplare dieser Art heißen falx und die mittelalterlichen sind unter der Benennung Kampfsichel bekannt.

 

 

III. Die Waffen, wie sie sich in der Geistigkeit und der Mentalität des Mittelalters widerspiegeln

 

Der Mensch war zur Zeit des Mittelalters in größerem Maße an seine Waffen gebunden als dieses heute der Fall ist, sein Verhältnis zu diesen Gegenständen war ein betont persönliches und subjektives. Dieser Stand der Dinge läßt sich jedoch anhand der damals herrschenden geschichtlichen Gegebenheiten sowie durch das aus früheren Zeiten stammende geistige Erbe erklären.

In den Werken der Schriftsteller des Altertums sind Zeugnisse eines Waffenkultus bei den alten Germanen anzutreffen; sie sind desgleichen durch archäologische Funde, wie die Helmplatten von Torslunda belegt und können schließlich auch in der nordischen Mythologie und der Sagensammlung der Edda angetroffen werden.

Tacitus erwähnt in seinem Werk, daß die bedeutendsten Ereignisse im Leben eines Mannes von Feierlichkeiten geprägt waren, bei denen den Waffen eine bestimmte Rolle zukam: bei der Aufnahme des Mannes in die Gemeinschaft - dem man ab dann, dem Zeitpunkt seiner Volljährigkeit, sämtliche Rechte zusprach -, bei der Hochzeit, als Beweis seiner Männlichkeit, und sogar bei seinem Tod, als man ihm seine Waffe ins Grab beigab. Durch Waffengeklirr konnte man bei Volksversammlungen seine Meinung kundtun. Diese Umstände äußerten sich auch in einer vom Kampfgeist geprägten Religion, die den im Kampfe Gefallenen das ewige Leben in der Walhalla versprach, wo die Menschen den Kampf unter Odins Führung ewig weiterführen könnten. Dieses ist auch die Ursache, warum den Waffen geistige Werte verliehen wurden, man sie personifizierte, sie mit Namen wie "Gram", "Balmung", "Calibarn" u.a. versah und ihnen überirdische Kräfte zusprach. Insbesondere die Schwerter, die man als edelste der Waffen betrachtete, wurden unter die Obhut von Tyr, dem Gott des Schwertes, gestellt oder unter jene des höchsten Gottes Odin. Dabei wurden die Schwertklingen mit den Runenzeichen dieser Götter versehen. Ebenfalls im genannten Zeitalter entstand der Gedanke der geheiligten, von der Gottheit beschützten Waffe sowie jener der mit einem Fluch belasteten, Unheil heraufbeschwörenden Waffe. Diese Unterscheidung zwischen edlen, für den Nahkampf bestimmten Waffen und den unedlen, "schurkischen" Waffen, die für den Weitkampf bestimmt waren, tritt bereits während des Altertums in Erscheinung. Die wenigen aus dem Altertum oder dem Mittelalter stammenden Beschreibungen sagenhafter Helden (z.B. David, Wilhelm Tell oder Robin Hood) die für den Weitkampf bestimmte Waffen benutzen, beziehen sich ausnahmslos auf unterdrückte oder benachteiligte Völker oder Gesellschaftsgruppen.

Dank des besonderen materiellen und geistigen Werts, den das Schwert verkörpert, wurde diese Waffengattung bereits seit dem späten Altertum und bis in unsere Tage zum Gegenstand besonders wertvoller und geschätzter Geschenke, die z.B beim Abschluß einer Friedensverhandlung oder im Falle von Militärbündnissen überreicht wurden. In zahlreichen schriftlichen Quellen wird vom Darreichen wertvoller Schwerter als Geschenk an bedeutende Heeresführer berichtet, oder gar davon, daß der Tribut durch solche Stücke entrichtet wurde.

Derartige, den Urkunden entnommene Angaben werden des öfteren von archäologischen Funden unter Beweis gestellt. Die Votivbeigabe von Waffen in Gräbern, wobei diese Stücke in manchen Grabanlagen oder Kultkomplexen rituell gebogen vorgefunden wurden, ist aus dem Altertum und bis in die Blütezeit des Mittelalters belegt und stellt den mit den Waffen in Verbindung stehenden Glauben sowie den geistigen Wert dieser Stücke unter Beweis.

Im christlichen Mittelalter wurden mehrere Bräuche, die mit dem Waffenkultus zusammenhingen, in leicht abgewandelter Form aufrechterhalten, wobei man einige davon in ein "christliches Gewand gehüllt" hatte. Die sporadische Beigabe von Waffen mit offensichtlich ritueller Absicht ist archäologisch bewiesen worden; die runischen Inschriften magischen Charakters wurden in christlicher Zeit durch Inschriften ersetzt, die zwar einen christlichen Gehalt aufwiesen, aber die gleiche Bedeutung wie die Runen innehatten: Sie sollten die Gottheit zum Schutz der Waffe aufrufen. Mehr noch, durch die Kreuzform des mittelalterlichen Schwertes wurde letzteres zu einem Gegenstand, den man beim Schwurablegen heranzog; auch der Schlag mit dem Schwert zum Zeichen der Aufnahme in den Ritterstand, das Küssen der Parierstange, das Berühren der Schultern mit der Klinge - dies alles trug dazu bei, daß diese Waffe zum Symbol der genannten privilegierten Gesellschaftsschicht wurde. Durch das Zusammenführen des Schwertsymbols mit dem des Ritterranges und des Kreuzes, wurde eine weitere privilegierte Gesellschaftsschicht des Mittelalters - jene der Kreuzritter - gekennzeichnet; daraus entwickelte sich der Gedanke eines Heeres Christi und der geistlichen Ritterorden. Im Mittelalter wurde das Schwert, neben der Krone, zu einem bedeutenden Symbol mehrerer europäischer Königshäuser; ein Beweis dafür sind die in den Krönungsschätzen verwahrten Zeremonieschwerter, die einen hohen symbolischen und geistigen Gehalt verkörpern, sowie die Darstellungen derartiger Stücke in der bildenden Kunst. Das Schwertsymbol trat jedoch auf allen Ebenen des mittelalterlichen Alltags in Erscheinung: als Zeichen der politischen oder juristischen Macht, bis hin zu den Schwerttänzen, die ein Teil des Brauchtums der Zünfte und der Bauerngemeinschaften waren.