- •1. Struktur des Wortbestandes
- •Räumlichen (territorialen, regionalen, geografischen);
- •Funktionalen (sozial-beruflichen);
- •2. Territoriale (geographische) Gliederung des deutschen Wortbestandes
- •2.1. Deutsche Standardsprache und ihre nationale Varianten
- •Österreichisches Deutsch: Austriazismen;
- •Schweizerdeutsch: Helvetismen.
- •3) “Binnendeutsches” Standarddeutsch (Teutonismen bzw. Germanismen)
- •2.2. Deutsche Dialekte (Mundarten) und territoriale Dubletten
- •3. Die soziale Differenzierung des deutschen Wortbestandes
- •3.1. Fachsprachen (Termini)
- •3.2. Berufssprachen (Professionalismen)
- •3.3. Standessprachen (Jargone, Slangs)
- •3.4. Gaunersprache bzw. Rotwelsch (Argot)
- •3.5. Habituelle Lexik (Genderlekt)
- •4. Die historische (zeitliche) Analyse des deutschen Wortschatzes
- •4.1. Archaismen
- •4.2. Neologismen
THEMA 9
WORTSCHATZLEHRE. STRUKTUR DES WORTBESTANDES
Plan:
Struktur des Wortbestandes.
Territoriale (geographische, räumliche, regionale) Gliederung des deutschen Wortbestandes:
2.1. Deutsche Standardsprache und ihre nationale Varianten.
2.2. Deutsche Dialekte (Mundarten) und territoriale Dubletten.
2.3. Deutsche Umgangssprache.
3. Die soziale Differenzierung des deutschen Wortbestandes:
3.1. Fachsprachen (Termini).
3.2. Berufssprachen (Professionalismen).
3.3. Standardsprachen (Jargons, Slangs).
3.4. Gaunersprache bzw. Rotwelsch (Argot).
3.5. Habituelle Lexik (Genderlekt).
4. Die historische (zeitliche) Analyse des deutschen Wortbestandes:
4.1. Archaismen.
4.2. Neologismen.
1. Struktur des Wortbestandes
Der Wortbestand einer entwickelten Sprache ist sehr groß und lässt sich nur grob schätzen. Für das Deutsche schwanken diese Schätzungen um die Zahl 500 000 Wörter (ohne die Fachwörter und morphologische Wortformen); mit den
Fach-, Lehn-, Fremd-, Kunstwörtern, Zusammensetzungen, Ableitungen, geografischen Namen, Vornamen, Familiennamen sind es rund 2 Millionen.
Der gebildete Durchschnittssprecher verwendet von 6000 bis 10000 Wörter.
Für den Schriftsteller Theodor Storm, zum Beispiel, hat man festgestellt, dass er 22 500 Wörter in seinem Gesamtwerk benutzt hat.
Von Thomas Mann weiß man, dass sein Wortschatz „mindestens so groß” war wie der von Shakespeare, der etwa 24 000 Wörter verwendete.
J.W. von Goethe gebrauchte in seinen Werken rund 20 000, Luther ist mit
8 000 Wörtern ausgekommen.
Der aktive Wortschatz umfasst 3000 bis 5000 Wörter. Für einfache Gespräche genügen etwa 1000 bis 1500 Wörter. Sie bilden den Grundwortschatz der deutschen Sprache. Im Alltagsleben kommen viele Leute aber mit nur einigen Hundert aus.
Der Wortschatz ist in ständiger Veränderung. Es gibt Wörter, die nicht mehr benutzt werden, und solche, die neu hinzukommen. Dieser Aspekt soll unter dem zeitlichen Aspekt angesprochen werden. Außerdem gibt es regional gegliederte Wortschätze.
Dass die Menschen in verschiedenen sozialen Beziehungen stehen (Berufstätigkeit, Freizeitbeschäftigung, Familienverband usw.), reflektiert es sich in sozialen Wortschätzen. Der Wortbestand ist somit keineswegs eine amorphe, ungegliederte Anhäufung einer großen Zahl von Wörtern, er lässt sich je nach dem Gesichtspunkt in verschiedene Schichten und Gruppierungen ausgliedern. Diese Gesichtspunkte können:
Räumlichen (territorialen, regionalen, geografischen);
Funktionalen (sozial-beruflichen);
und zeitlichen (historischen) Charakters sein.
2. Territoriale (geographische) Gliederung des deutschen Wortbestandes
2.1. Deutsche Standardsprache und ihre nationale Varianten
Die deutsche Nationalsprache tritt heute in drei Erscheinungsformen auf:
a) als Literatursprache (auch Hochsprache, Stándardsprache genannt),
b) als Ortsdialekte,
c) als Umgangssprache.
Die Hochsprache ist ein überregionales Sprachsystem, dessen sich der ganze deutschsprachige Raum bedient.
Die regionalen Dialekte oder die Mundarten werden auf kleineren, manchmal sogar winzigen Territorien gesprochen.
Die Hochsprache erstreckt sich über die Dialekte. Auch die Mundartsprechenden bedienen sich der Literatursprache, oder zumindest verstehen sie sie.
Die Hochsprache ist die Sprache der schöngeistigen und wissenschaftlichen Literatur, die Sprache der Poesie, des Funks und Fernsehens, der Schule und Universität, der Bühne und des Films.
Die Literatursprache der Gegenwart ist die deutsche Sprache der Gebildeten, ihr Wortschatz umfasst die Lexik, die von den Gebildeten der Gegenwart im mündlichen und schriftlichen Verkehr gebraucht wird. Sie umfasst, außer deutschen Wörtern, auch eine Anzahl von Fremdwörtern, die heute Gemeingut aller Deutschsprechenden geworden sind.
Heute wird der Terminus „Hochsprache“ durch den Terminus „Stándardsprache“ ersetzt. Für die Hochsprache einer Sprachgemeinschaft hat man auch den Terminus „Nationalsprache“ verwendet.
Die gesprochene Standardsprache beruht dabei auf der norddeutschen Artikulation der Schriftsprache.
Die überregionale deutsche Schriftsprache war in ihrer Entstehung von der mündlichen Sprache getrennt. Schreib- und Schriftkompetenz fielen auseinander. Die Standardsprache wurde über Jahrhunderte hinweg wie eine Fremd- bzw. Zweitsprache gelernt. Das hat sich im Laufe der Zeit für die meisten deutschen Sprecher geändert.
Heute ist Deutsch Amtssprache in fünf Staaten: Deutschland, Österreich, Liechtenstein, in der Schweiz und Luxemburg. Deutsch ist außerdem noch regionale Amtssprache in Belgien und Italien (Südtirol) und wird als Minderheitensprache in weiteren 27 Ländern benutzt, z.B.:
Rumänien → 4,4 Mio. Siebenbürger und Banater Schwaben;
Frankreich → Elsass und Ost-Lothringen;
In der Ukraine → Transkarpatien (3 500);
6 Mio. im amerikanischen Pensilvanien: Kanada, Mexiko, Paraguay, Argentinien, Australien usw.
Deutsch wird insgesamt von 145 Millionen mit Nicht-Muttersprachlern gesprochen. Deutsch nimmt als Weltsprache seit Mitte 90er in der Welt die Rangnummer 11 (mit mindestens 92 Mio Muttersprachlern) ein.
Es werden drei Standardvarietäten des Deutschen unterschieden, die als gleichberechtigt anzusehen sind:
