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Шепа_Stilistik.doc
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3.3. Die erlebte Rede

Die erlebte Rede ist eine Reflexionsdarstellung der Figuren, wenn sich die Perspektive des Autors (Erzählers) und die der Figur vereinigen, so dass eine gemischte Autor – Personen – Perspektive entsteht. Für die erlebte Rede gibt es mehrere synonymische Bezeichnungen: verschleierte Rede, uneigentlich – direkte Rede, Imperfekt der Rede etc. Das erklärt sich dadurch, dass sich in der erlebten Rede alle Möglichkeiten der Rededarstellung berühren. Sie stellt die Verbindung zwischen der Autorensprache und der Figurensprache her, weil beide ineinander greifen, so dass es oft nicht mehr erkennbar ist, wessen Stimme man hört. Unklar werden auch die Grenzen zwischen direkter und indirekter Rede.

Die erlebte Rede besitzt die undeutlichsten formellen Merkmale. Die moderne Literatur bevorzugt die erlebte Rede, weil sie die Versenkung in das Innenleben der Figur ermöglicht und den Bewusstseinsstrom widerspiegelt. Meist verflechten sich alle Arten der Rede, doch bei schärferer Analyse bemerkt man die Übergänge von einer Art zur anderen. An den Personalformen kann man die erlebte Rede nicht erkennen, meist werden die Gedanken in der 3. Person, seltener in der 1. Person und in der 2. Person Singular dargelegt. Es erfolgt auch kein äußerer Tempuswechsel: als Durchgangstempus bleibt gewöhnlich das Präteritum. Ausschlaggebend ist jedoch die Veränderung seiner Bedeutung – die Bedeutung der Gegenwart, sogar der Zukunft, z.B.: „Er hatte schon Fieber. Die kranke Hand durfte ihm keinen Streich spielen, bis er bei Leni ankam. Bei Leni wurde verbunden, gewaschen, gegessen, getrunken, geschlafen, geheilt“ (A. Seghers. Das siebte Kreuz).

Der Moduswechsel verrät auch nicht immer die erlebte Rede. Vielmehr erkennt man die erlebte Rede an syntaktischen Zeichen (Ausrufesätze, Fragesätze, Ellipsen, Satzabbrüche) sowie an der Lexik, die individuelle Merkmale annimmt. Typische Figurensprachelemente kennzeichnen die erlebte Rede: Interjektionen, Partikeln, Dialektismen, Jargonismen, Professionalismen, Lieblingswörter etc., z.B.: „Sie hatte alles wohl überlegt. An Härte gegen sich selbst fehlte es ihr nicht. Philipp? Nun, Philipps Rechte bedrückten sie am wenigsten. Hatte er denn Rechte an sie? Rechte, durch welche Vorzüge und Leistungen erworben?“ (Bachmann, Drei Wege zur See).

Fragesätze, Partikel (nun), Ellipsen markieren die erlebte Rede von Elisabeth. Eigentlich ist es ein Selbstgespräch, ein innerer Monolog.

Die erlebte Rede kann auch kollektive Gedanken einkleiden wie z.B. in Kellermanns „Totentanz“ hört sich die Versammlung die Rede des neuen Bürgermeisters an: „Die Bürger saßen mit trunkenen Augen. Ja, das war ein anderer Kopf ... der war bei Gott ein schöpferischer Kopf!“ Typische Ausdruckweise der Kleinbürger, die Elemente der mündlichen Alltagsrede wie „ja“, „bei Gott“ markieren ihre Rede.

Eine Abart der erlebten Rede ist der innere Monolog. Er steht formal der direkten Rede nah. Der innere Monolog ist meist in der Ich-Form durchgeführt, z.B.: „Er legte den Hörer auf. Es war jetzt merkwürdig still. ... Ich gehe ja nicht plötzlich und unerwartet weg. Ich gehe seit Jahren. Es ist ein langes, langes, langes Abschiednehmen gewesen“ (Otto. Zeit der Störche).

Interessant ist der Fall eines fiktiven Dialogs (Traumdialog, Denkdialog).

Robert Iswall stellt sich ein Zusammentreffen seiner Klassenkameraden vor: „Hoch die Tassen! Was bist du? Donnerwetter! Und du? Allerhand! Und du? Sieh an, sieh an!“ (Kant, Die Aula).

Auch ein Selbstgespräch ist möglich: die Figur spaltet sich in ein doppeltes Ich; beide Ichs streiten miteinander, überreden einander.

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