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3. KUNST 18.10.2012.doc
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Im theater

In Odessa war ich oft im Theater, aber hier in Dresden gehe ich sehr selten ins Theater. Ich kann noch nicht genug Deutsch, besonders schwer fällt mir die Umgangssprache. Als ich vor einigen Monaten im Theater ein neues Lustspiel sah, klatschten die Zuschauer nach jedem Akt Beifall. Ich aber verstand wenig. Die Schauspieler sprachen zu schnell, und ich kannte damals sehr viele Wörter der Umgangssprache noch nicht. Ich bemerkte aber, dass die Schauspieler sehr gut spielten.

Seitdem ich das letzte Mal im Theater war, sind 5 Monate vergangen. Ich verstehe jetzt ziemlich gut Deutsch, auch wenn die Deutschen sehr schnell sprechen. Nur mit meinem Sprechen hapert es noch.

Gestern beschloss ich, wiederum ins Theater zu gehen. An der Kasse kaufte ich mir eine Karte. Ein großes Menschengedränge bewegte sich nach den mächtigen Eingangstüren. Die Hauptrolle spielte eine berühmte Schauspielerin, für die ich schwärme. Durch die Glastür trat ich in die Vorhalle. Auf einem schalldämpfenden Teppich ging ich mit anderen Theaterbesuchern die Treppe hinauf und gab meine Garderobe ab. Kaum war ich damit fertig, da klingelte es auch schon zum ersten Mal.

Im Foyer überkam mich ein wohliges Gefühl. Das geschieht jedes Mal, wenn ich das Theater betrete. An den Wänden hingen Photos berühmter Schauspieler, ich betrachtete Entwürfe von Dekorationen und Theaterkostüme. Dies alles brachte mich in eine erwartungsvolle Stimmung, als ich mich durch die Eingangstür zu meinem Platz im Parkett begab. Bevor ich den Zuschauerraum betrat, kaufte ich mir bei der Platzanweiserin noch ein Programmheft.

Dann fand ich meinen Platz. Ich musste ein paar Theaterbesucher bitten, sich von den Sitzen zu erheben, damit ich auf meinen Platz gelangen konnte. Einige standen auf, um mich vorbeizulassen, die anderen blieben einfach sitzen und unterbrachen auch ihr Gespräch nicht, während ich vorbeiging. Sie machten keine Notiz von mir. Sobald ich meinen Platz erreichte, klappte ich den Sitz nieder und setzte mich.

Nun hatte ich Zeit, meine Umgebung zu betrachten. Es ist ein großer festlicher Raum. Von links und rechts strömten durch die offenen Türen Menschen herein. Sie waren festlich gekleidet. Die meisten hatten frohe Mienen. Sie lachten und scherzten, nickten einander freundlich zu und plauderten vergnügt, während sie ihre Plätze aufsuchten. Wenn ich allein unter vielen fremden Leuten bin, komme ich mir etwas einsam vor. Und darum schaute ich mich nach allen Seiten um, ob nicht irgendwo doch ein bekanntes Gesicht auftaucht. Ich suchte und suchte, ich musterte durch das Theaterglas die Zuschauerreihen im Parkett und in den Logen, bis ich einen meinen Studienfreund sah. Er hatte seinen Platz auf dem ersten Rang, ziemlich weit von mir, und unterhielt sich lebhaft mit einem Mädchen.

Nun klingelte es zum zweiten Mal. Vor Schauen und Staunen vergaß ich ganz das Programm zu studieren. Aber ich kam schon nicht mehr dazu. Bald darauf klingelte es zum dritten Mal. Schnell füllte sich der Zuschauerraum. Das Licht nahm rasch ab und erlosch nach ein paar Sekunden ganz. Stille herrschte im Zuschauerraum, man vernahm nur das Rascheln der Programmhefte. Ganz leise erklang zarte Musik, die Scheinwerfer strahlten ihr helles Licht auf die Bühne, langsam ging der Vorhang auf.

In der Pause ging ich im Foyer auf und ab und beobachtete das Publikum. Einige Zuschauer unterhielten sich über das Stück, tauschten ihre Eindrücke und Meinungen aus, andere gingen in den Erfrischungsraum. Als es klingelte, ging ich wieder auf meinen Platz. Im dritten Aufzug waren alle Zuschauer vom Spiel der Hauptdarstellerin begeistert. Sie und die anderen Schauspieler mussten am Ende des Aufzuges immer wieder und wieder erscheinen. Die Aufführung war ein großer Erfolg. Nach der Vorstellung ging ich zur Garderobe. Ich gab der Garderobenfrau meine Garderobenmarke, und sie gab mir meine Sachen.