
- •I. Einleitung
- •2. Thema - Rhema - Gliederung
- •3. Die Wortfolge
- •4. Der verbale Rahmen. Die Auflockerung der Satzstruktur, Ausklammerung, Absonderung, Isolierung
- •5. Prolepse, Nachtrag, Paranthese
- •6. Die Verbindungsarten in der Parataxe und Hypotaxe
- •7. Die Mittel der Beiordnung: Wiederholung, Aufzählung, der grammatische Paralleliismus
- •8. Gegensatzfiguren. Antithese und Chiasmus oder Kreuzfigur
7. Die Mittel der Beiordnung: Wiederholung, Aufzählung, der grammatische Paralleliismus
Darunter behandelt man Aufzählung, Wiederholung, den grammatischen Parallelismus
und Gegensatzfiguren oder Antithesen. E.Riesel beleuchtet diese Frage im Rahmen der lexisch -grammatischen Stilfiguren.
Wenden wir uns der Wiederholung zu. Das ist ein weiterer Begriff, der in sich einfache Wiederholung, den grammatischen Parallelismus und die Aufzählung einschliesst.
Jede Spracheinheit kann im Text wiederholt werden, z.B. Phoneme, Morpheme, Wörter, Wortgruppen, Sätze. Das löst eine bestimmte Stilwirkung aus. Man unterscheidet phonetische, lexikalische und grammatische Wiederholung.
Die lexikalische Wiederholung besteht im mehrfachen Gebrauch eines und desselben Wortes (das ist wörtliche Wiederholung) und eines Synonyms (synonymische Wiederholung). Beispiele: a) wörtliche Wiederholung
„Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an,
Erlkönig hat mir ein Leid getan." ( J. W.Goethe).
b) synonymische Wiederholung -
„...da erblickte ich plötzlich sie!...ihr Auge sah mich so mild, so todessiegend, so
lebensschenkend ..." (H. Heine).
Nach der Anordnung der wiederholten Elemente gibt es Kontaktstellung und Distanzstellung. Eine Abart der Kontaktstellung ist die Aufzählung.
Die Kettenglieder einer Aufzählung können semantisch nicht gleichwertig sein. Es geht um: a) die steigende Aufzählung oder Klimax. Jedes nächste Glied ist inhaltlich stärker, ein Beispiel:
„Willkommen, Knaben und Jungen der ganzen Welt!
Willkommen, Jugend! Willkommen, Zukunft!" (A. Seghers). b) die absteigende Aufzählung oder Antiklimax - mit umgekehrt semantischer Folge:
„Das grosse Karthago führte 3 Kriege. Es war noch mächtig nach den ersten, noch
bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten"
(B.Brecht).
In einigen Fällen hängt die Bewertung einer Aufzählung als Klimax oder Antiklimax von der Betrachtungsrichtung ab, z.B.: „Im alten Rom gab es Patrizier, Ritter, Plebejer, Sklaven" (Wörterbuch der Stilkunde). Wenn es um die Zahl dieser Schichten der Bevölkerung geht, so ist es Klimax, wenn aber um den sozialen Status, dann ist es Antiklimax.
Es gibt anaphorische und epiphorische Wiederholung, d.h. die Anapher und die
Epipher. Beispiele dazu: „Bald gras ich am Neckar,
Bald gras ich an Rhein, Bald hab ich ein Schätzchen, Bald bin ich allein". (Volksdichtung).
Das ist anaphorische Wiederholung - am Anfang, das nächste Beispiel - die epiphorische Wiederholung - am Ende: „Ich sah ihn an. Er sah mich an" (W. Köppen).
Die nächste Art der Wiederholung ist die Anadiplose, d.h. die Verdoppelung.. Das letzte Wort tritt als erstes im nächsten Satz: „ Denn es regnete. Regnete ununterbrochen." (Bordiert). Leitmotivische Wiederholung - ein Element kehrt im Text unregelmässig wieder. Das Beispiel: „ Franz stand auf. Er steckte den Kopf so weit wie möglich aus dem kleinen Fenster. Es war vollständig still. Zum ersten Mal spürte Franz keinen Frieden in dieser Stille - nicht stille war die Welt, sondern verstummt" (A. Seghers). Also, die Wiederholung erfüllt mehrere kommunikativ- stilistische Leistungen:
a) hebt bestimmte Teile der Kommunikation hervor (im wissenschaftlichen Stil und im Stil der öffentlichen Rede);
b) drückt Emotionalität aus, erhöht die Expressivität, manchmal unterstreicht Eintönigkeit, drückt auch Verlegenheit und Unschlüssigkeit aus,
c) ist Mittel der Parodierung. Man wiederholt typische Merkmale, häuft sie an und es wirkt lächerlich,
d) sie bringt die Hauptidee zum Ausdruck, charakterisiert die Helden in der schönen Literatur,
e) erfüllt architektonisehe Funktion, verleiht eine bestimmte rhythmische Anordnung. Der grammatische Parallelismus ist ein kanonisches Mittel - in den Balladen, in der
Volksdichtung und Kinderpoesie.
„Der König sprachs, der Page lief,
Der Knabe kam, der König rief" (J.W.Goethe). In der Reklame wirkt es eindringlich und einprägsam:
„ Plane mit, arbeite mit, regiere mit! (die Losung der SED).
Dieses Mittel verhilft zum logischen Aufbau des Textes. Man verwendet dieses Mittel auch in den Sentenzen und in den Sprichwörtern: Gesagt, getan. Einer für alle, alle für einen.