
Lexikologie
(Einführung in die Philologie)
(Wintersemester 2012/2013)
Prof. Dr. Alla J. Paslawska
Semantik
Semantik (griech. semaîno “bezeichnen”, semantikós “bedeutsam”) ist Bedeutungslehre.
Wortsemantik und Satzsemantik
Je nachdem, ob man Bedeutungen von Wörtern oder Sätzen untersucht, unterscheidet man zwischen lexikalischer (Wortsemantik) und syntaktischer (Satzsemantik).
Wortsemantik = Lexikologie
“Lexikologie” als Bezeichnung einer linguistischen Disziplin ist gebildet aus griech. lexikós – “sich auf das Wort beziehend” und logos –“die Lehre”
Lexikologie: Definition
Schippan 1992, S. 1: „die Lexikologie [sieht] ihren wissenschaftlichen Gegenstand im Inventar lexikalischer Zeichen (Morphemen, Wörtern und festen Wortgruppen). Sie untersucht und beschreibt den Wortbestand einer Sprache, seine Schichtung und Struktur, Bildung, Bedeutung und Funktionen seiner Elemente. “
Lexikologie = Wissenschaft vom Lexikon (1,2,3)
Lexikon1 – mentales Lexikon eines (idealen) Sprechers
Lexikon2 – Lexembestand (Wortschatz o. Lexik) einer Sprache
Lexikon3 – Wörterbuch als [versuchte] Kodifizierung/Beschreibung von Lexikon2
Lexikon4 – Wortschatz eines realen Sprechers (z.B. Goethe)
Der Gegenstand der Lexikologie
Der Gegenstand der Lexikologie sind Bedeutungen von Sprachzeichen, soweit sie Bestandteil des Sprachsystems sind.
Das Lexem als Gegenstand der Lexikologie
Das Lexem mit seiner Bedeutung, Geschichte, Bezeichnungsfunktion, morphematischen Struktur, mit seinen Konnotationen und seiner funktionalen, regionalen und sozialen Bestimmung ist somit Gegenstand der Lexikologie (synchron und diachron).
Die Aufgaben der Lexikologie
Bedeutung: Zug (über 30 Bedeutungen)
Geschichte: Bleistift (mit Blei?)
Bezeichnungsfunktion: Nachbarshund: Waldi, Hund, Tier, Köter, Mistvieh
Morphemstruktur: Rindfleischetikettierungserwachungsaufgabenertragungsgesetz
Konnotation: essen - fressen - speisen
Funktional: Zweitfrisur
Regional: Erdäpfel
Sozial: Zeus
Der Wortschatz als Gegenstand der Lexikologie
Weiterhin richtet die Lexikologie den Blick auf das lexikalische Teilsystem, auf den Wortschatz, und fragt nach seiner Schichtung und Struktur.
Teildisziplinen der Lexikologie
Semasiologie
Onomasiologie
Etymologie
Phraseologie
Wortbildungslehre
Onomastik
Semasiologie
Semasiologie (Bedeutungslehre) beschäftigt sich mit der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke, den Bedeutungsbeziehungen zwischen sprachlichen Ausdrücken, sowie Problemen des Bedeutungswandels.
Polysemie
Die Schule steht neben dem Sportplatz.
Die Schule wird von der Gemeinde unterstützt.
Die Schule langweilt ihn.
Die Schule ist aus der Geschichte Europas nicht mehr wegzudenken.
Die Schule macht ihm Sorgen.
Onomasiologie
Onomasiologie (Bezeichnungslehre) untersucht - ausgehend von Sachverhalten und Begriffen der realen Welt – die ihnen entsprechenden sprachlichen Ausdrücke.
Etymologie
Die Etymologie erforscht Herkunft und Entwicklung der Wörter und stellt dabei auch Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Lexemen, Alter, Gesetzmäßigkeiten des Formativ- und Bedeutungswandels fest.
Birke – kommt aus dem ahd. birihha – idg. bhereg (leuchten).
Wortbildungslehre
Die Wortbildungslehre erklärt die Bildung der Wörter aus vorhandenem Material nach Modellen.
M4 : L2 = DP + L1 – Urzeit
M6 : L2 = L1 + DS – Achtung
Phraseologie
Die Phraseologie ist die Lehre von den festen Wortkomplexen bzw. Wortverbindungen einer Sprache, die Funktion und Bedeutung einzelner Wörter (Lexeme) erfüllen.
Phraseologismen
ein rotes Tuch - ein Irritationsmoment
Faule Ausreden - Ausflüchte
der lachende Dritte - der Nutznießer
auf/hochfahren wie von der Tarantel gestochen - aufschrecken, sehr heftig reagieren
null Bock haben - lustlos sein
ein Auge zudrücken - großzügig jm etw verzeihen
baden gehen - scheitern
Lexikographie
Lexikographie ist die Theorie der Erfassung der Lexik in Wörterbüchern.
Elektronische Wörterbücher
Redensarten
Onomastik
Die Onomastik (Namenkunde) untersucht die Eigennamen, ihre Motivation und Bildung, den Übergang des Eigennamens in den Bereich der Gattungsnamen.
Rostock - "roz tok" bezeichnete den Ort, an dem das Wasser auseinander fließt
Chemnitz - leitet sich von "kamen -ica" her, und beschreibt den steinigen Bach (kamen - Stein)
Dresden - entstand aus "dreschd-jane" und beschrieb die Stelle, wo "Leute im Wald" wohnen