
Aufgaben vor dem Text
Aufgabe 1. Sehen Sie sich das Schaubild an und beschreiben Sie es, indem Sie folgende Fragen beantworten:
Worauf verweist der Titel des vorliegenden Schaubildes?
Worüber liefert das Schaubild die Informationen?
Wie ist das Schaubild dargestellt?
Welcher Quelle ist das Schaubild entnommen?
Aus welchem Zeitraum stammen die Angaben?
Wie werden diese Angaben ausgedrückt?
Welche Sozialgruppen der Bevölkerung finden im Schaubild ihren Niederschlag?
Was geht aus dem Schaubild hervor?
Worüber gibt uns die Legende Auskunft?
Welches Fazit ist aus dem Schaubild zu ziehen?
Aufgabe 2. Lesen Sie den Text und bringen Sie seinen Inhalt in Einklang mit dem oben beschriebenen Schaubild.
Die Not an der Wurzel packen
Der Staat schafft es mit seinen Sozialleistungen, einen Großteil der Betroffenen aus der Einkommensarmut zu holen. Um die Armut noch weiter zu reduzieren, bedarf es aber mehr als nur Staatsgeld.
Nur wenige Menschen sind in Deutschland so arm, dass sie ihre Wohnung nicht heizen können oder gar keine Wohnung haben. Fast alle Bürger schaffen es aus eigener Kraft oder mit etwas Hilfe, die nötigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Deutschland und die anderen Industrieländer beschäftigen sich deshalb weniger mit der absoluten, sondern mehr mit der relativen Armut. Im Mittelpunkt der Diskussion steht dabei das Einkommen. Als Einkommensarm gelten alle, die weniger als 60 Prozent des Medians beziehen. Median heißt, dass die eine Hälfte der Bevölkerung mehr verdient und die andere weniger. Im Falle eines Alleinstehenden verläuft die Armutsgrenze derzeit bei einem Monatsnettoeinkommen von 950 Euro; ein Paar mit zwei Kindern braucht etwa 2.000 Euro.
Diese Definition von Armut hat aber ihre Tücken. Wenn von heute auf morgen alle Deutschen das Doppelte verdienen, verdoppelt sich auch der Armutsschwellenwert – und die Zahl der Armen bleibt so hoch wie zuvor. Da Deutschland bereits ohne Einkommensverdopplung ein wohlhabendes Land ist, liegt die Armutsschwelle auf einem so hohen Niveau, dass sich viele statistisch Einkommensarme hierzulande gar nicht als solche empfinden. Umgekehrt geben in ärmeren Ländern viele Menschen an, arm zu sein, obwohl ihr Einkommen über dem relativen Schwellenwert liegt.
Eine weitere Schwierigkeit der Armutsmessung ist, dass sie nur das laufende Einkommen berücksichtigt. Dass jeder sechste Einkommensarme über Vermögen verfügt, von dem er mindestens 10 Jahre zehren könnte, spiegelt sich in der Armutsquote nicht wider. Aus all diesen Gründe sprechen Statistiker vorsichtig von Armutsgefährdung statt von Armut.
Der Trend zum Alleinleben vergrößert die Armut
Die Armutsgefährdungsquote, also der Bevölkerungsanteil der potenziell Einkommensarmen, beträgt in Deutschland etwa 14 Prozent. Vor allem in der Zeit von 1998 bis 2005 ist die Quote gestiegen. Seit 2005 ist dieser Trend aber gestoppt, und die Quote verharrt auf dem gleichen Niveau. Ein Grund für diese erfreuliche Entwicklung ist der Abbau der Arbeitslosigkeit seit 2005. Wäre dieser nicht passiert, gäbe es heute wahrscheinlich auch mehr Arme. Der Grund liegt in der Zusammensetzung der Haushalte. Mehr Mütter leben allein mit ihren Kindern, und Paare haben zunehmend getrennte Wohnungen. Der Trend zum Alleinleben vergrößert die Armut, selbst wenn das Einkommen gleich bleibt. Aus einem getrennten Mittelschichtspärchen beispielsweise können zwei alleinstehende Arme werden, denn künftig müssen beide Miete zahlen und ein Auto finanzieren.
In keiner Gruppe ist die Armut so weit verbreitet wie unter den Arbeitslosen. Ohne staatliche Unterstützung wäre die Armut unter ihnen freilich noch viel größer – kein Wunder, haben sie doch in der Regel kein eigenes Einkommen. Würde der Staat von heute auf morgen sämtliche Sozialleistungen einstellen, würde sich die Zahl der Armen etwa verdreifachen. Neben den Arbeitslosen würde auch den Rentnern eine wichtige Einkommensquelle wegbrechen.
Andersherum ließe sich die Armut sicherlich noch weiter verringern, wenn der Staat den Bedürftigen einfach mehr Geld überweisen würde. Doch mehr Staatsgeld kann den Elan der Empfänger hemmen. Würden die Politiker etwa die Hartz-IV-Sätze anheben, wären wohl weniger Arbeitslose bereit, eine gering entlohnte Stelle anzunehmen - und ohne Arbeit sinken die Chancen, sich eines Tages aus eigener Kraft über der Armutsschwelle halten zu können.
Auch eine Erhöhung des Kindergelds würde die Armut kaum verringern. Das Geld kommt nämlich auch gut situierten Familien zu Gute, während die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin die Leistung auf ihren Transferbezug angerechnet bekommt. Ohnehin kann Staatsgeld nur die Symptome der Armut kurieren, nicht aber ihre Ursachen beseitigen. Das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit ist immer noch eine prosperierende Wirtschaft, und wer Alleinerziehenden etwas Gutes tun will, sollte nicht das Kindergeld erhöhen, sondern mehr für die Kinderbetreuung tun, damit Eltern Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen können.