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Die silbe des deutschen

Die Silbe entsteht auf dem Wege der natürlichen Gliederung des Redestroms, was durch die Physiologie des Atmungsvorgangs bedingt ist. Eine Silbe ist immer der minimale Abschnitt des Redestroms, der im Laufe eines Atemstoßes (einer Expiration) hervorgebracht wird. Sie ist eine Sprecheinheit, die grundsätzlich keine Bedeutungsträgerin ist.

Die Silbenbildung ist ein physiologisch bedingtes Mittel zur optimalen Gruppierung der benachbarten Laute im Redestrom. Die Silbe sei keine wissenschaftliche Fiktion, wie man manchmal behauptet, sondern eine reale Spracheinheit, genauso wie das Morphem. Obgleich die Silbe recht oft mit dem Morphem zusammenfällt, unterscheidet sich die Silbe von dem Morphem nur dadurch, daß die Silbe keine Bedeutungsträgerin ist.

Man unterscheidet folgende Arten von Silben: offene (die auf einen Vokal ausgehen, vgl. sa-gen), bedingt geschlossene Silben (die man öffnen kann, vgl. fragt, aber fra-gen) und geschlossene Silben (die auf einen Konsonanten ausgehen, vgl. ar-beiten). Unter den offenen Silben kann man gedeckte offene und ungedeckte offene Silben unterscheiden: CV - gedeckt, V - ungedeckt.

Silbentheorien:

a) die Schallfülletheorie (Sonoritätstheorie). Die Begründer dieser Theorie sind E.Sievers und O.Espersen. Sie erklärten die Silbengrenzen durch ein Maximum und ein Minimum von Schallfülle (Sonorität). Bekanntlich haben die Laute unterschiedliche Schallfülle: vgl. Geräuschlaute, Sonanten und Vokale. Diese Theorie ist aber nicht haltbar, weil sie nicht immer der Wirklichkeit entspricht: so haben die Vokale im Flüsterton eine geringere Schallfülle als die Sonanten und die Geräuschlaute;

b) die Expirationstheorie (W.A.Bogorodizkij, R.H.Stetson). Nach dieser Theorie soll jede Silbe einem Atemstoß entsprechen. Die Grenze zwischen den einzelnen Silben liege dort, wo die Ausatmung am schwächsten ist. Diese Theorie ist ebenfalls nicht stichhaltig, weil mit einem Atemstoß man sogar mehrere Silben hintereinander sprechen kann. Eine Silbe entspricht einem Atemstoß nur bei einem sehr langsamen Sprechen oder wenn man skandiert;

c) die Muskelspannungstheorie (L.W. Ščerba, M.Grammont). Nach dieser Theorie liegt die Grenze zwischen den einzelnen Silben dort, wo die Muskelspannung am geringsten ist. Diese Theorie aber trägt einen subjektiven Charakter, denn sie läßt sich kaum experimentell nachweisen.

Typen von Silbengrenzen im einfachen deutschen Wort:

1. Die Silbengrenze befindet sich zwischen langem Vokal und folgendem Konsonanten (Fa-den, le-sen, Wei-zen, deu-tsche). Der lange Vokal ist dabei mit dem folgenden Konsonanten lose verbunden. Die Intensität des Vokals schwächt zum Ende hin etwas ab. In diesem Falle entstehen im Deutschen offene Silben, in denen überhaupt nur lange Vokalphoneme auftreten. Wenn derartige Silben bei Veränderung der Wortform auf einen Konsonanten oder eine Konsonantengruppe enden, nennen wir sie relativ offene Silben, da sie geöffnet werden können (sagst sa-gen, lebt — le-ben, Fuß — Fü-ße).

2. Die Silbengrenze befindet sich zwischen zwei verschiedenen Konsonanten (mit Ausnahme einer Konsonantenverbindung von Verschlußlaut und Sonorlaut) in-den, fes-ten, Käm-pfe, pan-tschen, gan-ze. In diesem Falle bilden sich geschlossene Silben, in denen in der Regel kurze Vokale stehen, die mit dem folgenden Konsonanten eng verbunden sind (fester Anschluß).

3. Die Silbengrenze befindet sich zwischen einem langen Vokalphonem und einer Konsonantenverbindung von Verschlußlaut und Sonorlaut (Pu-blikum, Synta-gma, Si-gnal). Auch in deutschen nicht entlehnten Wörtern tritt diese Silbentrennung auf, wenn ein reduziertes [∂] ausfällt (Ne-bel — ne-blig, Wa-gen — Wa-gner).

4 . Die Silbengrenze wird von einem Konsonantenphonem gebildet, das mit dem vorhergehenden kurzen Vokalphonem eng verbunden ist ['vεt∂r] Wetter, ['v x∂˙] Woche, ['va∫∂n] waschen, ['kats∂˙] Katze, ['h pf∂n] Hopfen, ['klat∫∂n] klatschen. Es entstehen dabei geschlossene Silben. Diese Art der Silbenabgrenzung fehlt im Russischen.

5. Die Silbengrenze kann zwischen zwei Vokalphonemen sein (The-ater, Mau-er). Der feste Einsatz dient dann als Grenzsignal nur in betonten Silben.

6. Haben drei Konsonantenphoneme intervokalische Position, so steht die Silbengrenze in der Regel vor dem letzten (Fens-ter, Hälf-te, stampf-te, pantsch-te, pflanz-te, horch-te). Ausnahme bilden Fälle, wo zwischen den zwei letzten Konsonanten ein reduziertes [∂] ausgefallen ist und diese Konsonanten eine Verbindung von einem Verschlußlaut und einem Sonoren darstellen (an-dre, han-dle, nör-gle).