
Krankheiten aller Tierarten / Krankheiten aller Tierarten 5-6
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5 Eiterherde (Abszesse)
Hervorgerufen durch Eitererreger, die oft von kleinsten Wunden aus in oder unter die Haut eindringen.
Erscheinungen: Entzündung der Haut und des Unterhautgewebes; starke, zu nächst sehr schmerzhafte Schwellung.
Behandlung: Wärme, heiße Umschläge mit Seifenwasser (2- bis 3mal täglich je eine Stunde). Einreiben mit Tinkturen oder Zugsalben; Scharfsalbe (Vorsicht wegen Haarausfall!).
Gehen die Eiterherde nicht zurück, so entwickelt sich in der Regel ein Abszeß, der, wenn er nicht selbst aufbricht, vom Tierarzt gespalten werden muß. Wichtig ist, daß der Eiter gut abfließen kann und die Öffnung sich nicht zu früh schließt. Evtl. Spülen oder Ausfüllen der Abszeßhöhle mit desinfizierenden Mitteln (Kamille; Antibiotikasalben).
6 Lahmheiten
Die Lahmheiten der Haustiere sind nach Ursache, Sitz und Wesen sehr verschieden. Man versteht darunter das teilweise oder vollständige Unvermögen eines Tieres, ein oder mehrere Gliedmaßen zu gebrauchen (zu bewegen oder zu belasten).
Häufigste Ursachen:
1. Schmerzhafte Zustände im Bereich der Gliedmaßen oder deren Umgebung durch Entzündung, Quetschung, Verletzung, Bruch, Zerrung, Verrenkung.
2. Mechanische Behinderung der Gliedmaßenbewegung durch Bindegewebe oder knöcherne Gelenkversteifung, Gewebsverkürzung oder -schwund, mangelhafte Entwicklung der Muskelzellen.
3. Lähmung von Nerven mit Funktionsausfall der direkt oder indirekt von ihnen abhängigen Gewebe und Gliedmaßenteile.
Erscheinungen: Es werden zwei Arten von Lahmheit unterschieden:
a) Hangbeinlahmheit und
b) Stützbeinlahmheit.
Bei a ist der Bewegungsapparat beeinträchtigt; es ergeben sich Störungen bei der ausschreitenden Bewegung nach vor- oder rückwärts mit Gangverkürzung durch zu geringes Vor- oder Zurückschwingen der Gliedmaßen.
Bei b wird die Gliedmaße wohl richtig weit vor bzw. zurück bewegt, sobald sie aber belastet wird, lahmt das Tier; es ist hierbei der Stützapparat beeinträchtigt. In manchen Fällen ist es schwer zu unterscheiden, ob a oder b vorliegt (gemischte Lahmheit).
Lahmheiten sind oft nicht ohne weiteres erkennbar. Es ist möglich, daß ein Tier bei ruhiger und langsamer Gangart keine Erscheinungen zeigt, jedoch deutliche bei rascher Bewegung. In schweren Fällen von Stützbeinlahmheit zeigen die Tiere auch im Stehen den Mangel an Belastungsvermögen. Meist ist es nicht ohne weiteres möglich, den Sitz usw. der Lahmheit zu erkennen; in der Regel kann dies nur der Tierarzt, und dieser oft auch nur unter Anwendung spezieller Untersuchungsmethoden. Bei stärkerer oder anhaltender und mit Störung des Allgemeinbefindens verbundener Lahmheit sollte der Tierarzt alsbald zugezogen werden. Nicht selten werden Lahmheiten durch Seuchen (z. B. MKS oder Vesikulärkrankheit beim Schwein) oder sonstige übertragbare Krankheiten ausgelöst, so daß Lahmheiten bei Klauentieren meist einen Senchenverdacht rechtfertigen (deshalb Anzeige erstatten!; s. Seite 101).
Behandlung: Geringe Bewegungseinschränkung, wie sie durch leichtere Prellungen, Verdrehungen, Uberdehnungen oder Ähnliches entsteht, verschwindet oft nach kurzer Zeit von selbst wieder.
Lahmende Tiere sollen sofort ruhig gestellt werden. Abgesehen davon, daß die Verwendung solcher Tiere etwa zur Arbeit eine Tierquälerei darstellt und strafbar ist, verzögert oder verhindert die Bewegung die Heilung. Ist der Sitz der Lahmheitsursache bekannt, sind bei Verrenkungen, Hufschlägen, Prellungen und bei Erkrankungen der Sehnen in der Regel kühlende Umschläge, etwa in Form von Lehm- oder Prießnitz- umschlägen, oder Einreibungen angezeigt.
Bei Pferden ist in bestimmten Fällen (insbesondere Sehnenschäden) eine meist vorübergehende Stellungsänderung der Gliedmaßen durch orthopädischen Hufbeschlag notwendig. Bei manchen Verletzungen besteht die Gefahr des Starrkrampfs; dies gilt vornehmlich bei Lahmheit, die durch Vernagelung, Nageldruck und Ähnliches entsteht. Tierärztliche Behandlung ist unerläßlich.
Anatomische, oft erbmäßig bedingte Unregelmäßigkeiten der Wirbelsäule und ihrer Verbindungen sowie Verengung der die Hintergliedmaßen versorgenden Blutgefäße (z. B. Wurmlarven in der Gekrösewurzel beim Pferd) können ebenfalls eine meist erst nach längerer Bewegung sichtbar werdende Lahmheit bedingen.