
Lektion 6 Die Individualpsychologie Alfred Adlers
Freud hatte viele Schüler, von denen Adler einer der bekanntesten ist. Adler entwickelte im Lauf der Zeit eine unterschiedliche Auffassung zu der Freuds und trennte sich deshalb von ihm, um so einen eigenen Weg gehen zu können.
Vom Anliegen beseelt, den Menschen zu verstehen, begründete und entwickelte Adler eine der drei klassischen Schulen der Tiefenpsychologie. Der Name "Individualpsychologie" verweist auf die Unteilbarkeit und Einzigartigkeit des Individuums. Zugleich wollte sich Adler mit dieser Namensgebung von Freud abheben, der das Psychische in verschiedene Systeme aufgeteilt hatte. Der Begründer der Individualpsychologie stellte den Menschen als soziale Ganzheit und nach einem Ziel strebende Einheit ins Zentrum.
"Wir sind nicht in der Lage zu denken, zu fühlen, zu wollen, zu handeln, ohne dass uns ein Ziel vorschwebt.", schrieb er 1914. Die Entstehung der menschlichen Zielstrebigkeit in den ersten 5 bis 7 Lebensjahren zu erforschen war Adler ein wichtiges Anliegen.
Im Denken von Adler ist der Begriff Individualität ein zentraler Begriff. Die Individualpsychologie ist die Psychologie des Einzelnen unteilbaren Menschen, des Individuums.
Der Mensch wird als Ganzheit und Einheit gesehen. Jede Äußerung muss auf die Gesamtpersönlichkeit bezogen werden. Das Menschliche Seelenleben ist also durch ein Ziel bestimmt.
Jede Bewegung ist auf ein Ziel gerichtet und kennt man dieses Ziel, so kann man sich such seine Bewegung erklären. Ein Ziel eines jeden Menschen ist, sich von einer Minus-Situation zu einer Plus-Situation zu bewegen. In dem Streben nach diesem Ziel entwickeln sich aber auch die Charakterzüge des Menschen. Adler sagt nämlich, das nur Anlagen aber keine festen Charakterzüge vererbt werden, dabei hat die Umgebung einen Wichtigen, aber nicht entscheidenden Einfluss auf den Menschen. Der Mensch ist also kein Produkt von Vererbung und Umgebung. Er nimmt sich hieraus nur seine Bausteine, um seiner eigenen schöpferischen Kraft seinen Lebensstiel aufzubauen, oder such seine Einheit zu formen. Dieser Lebensstiel ist das Einmalige, Einzigartige eines Menschen das ihn von allen anderen Unterscheidet. Dieser Lebensstiel formt sich in den ersten vier bis fünf Lebensjahren und verändert sich danach nicht mehr wesentlich, außer durch psychologische Einsicht. Auch eine scheinbar gespaltene Persönlichkeit hat einen einheitlichen Lebensstil. Es ist meist nur so dass ein Fehler im Kindheitsalter gespeichert wurde und so die irrtümliche Meinung bestehen blieb. Wichtig ist, das es erst zur Einsicht kommen muss bevor sich der Lebensstil ändern kann.
Gemeinschaftsgefühl und Wille zur Macht
Adler meinte nämlich, dass der Mensch sein Lebensziel nur in einer Gruppe erreichen kann (Familie, Nachbarschaft, Gesellschaft). Er deutet den Menschen als soziales Lebewesen. Das Gemeinschaftsgefühl eines Menschen kann dabei - je nach Kinderheitserfahrungen – unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ein starkes Gemeinschaftsgefühl drückt sich in dem Willen eines Menschen aus, etwas für das allgemeine Wohlergehen zu tun und durch seinen Beitrag den Bestand und die Weiterentwicklung der Gemeinschaft zu gewährleisten.
Neben dem Gemeinschaftsgefühl wird der Mensch aber auch vom Geltungsstreben und dem Willen zur Macht beherrscht. Überall und immer wieder probieren Menschen , Macht auszuüben. Dieses Bedürfnis nach Macht ist in allen Lebensbereichen zu beobachten, in den persönlichen Beziehungen, in der Politik sowie im Berufsleben. Das Gemeinschaftsgefühl und das Geltungsstreben stehen dabei in einem ständigen Spannungsverhältnis. Ob der Lebensplan eines Menschen gekennzeichnet ist durch den Dienst an der Gemeinschaft oder durch das Streben nach Macht, ist von vielen Faktoren abhängig:
Umweltfaktoren wie Eltern, Erziehung, Freundeskreis, Ausbildung usw;
Körperliche Faktoren wie Aussehen, Gesundheit usw;
Gesellschaftliche Faktoren wie Erfolg, soziales Umfeld usw;
Psychische Faktoren wie Intelligenz, Selbstwertgefühl usw.