Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Geschlechtssprechhandlungen von Tannen.docx
Скачиваний:
0
Добавлен:
01.05.2025
Размер:
78.37 Кб
Скачать
    1. Entstehung der Theorie

„gedacht” ist nicht gesagt…

„gesagt” ist nicht gehört…

„gehört” ist nicht verstanden…

„verstanden” ist nicht gewollt…

„gewollt” ist nicht gekonnt…

„gekonnt und gewollt” ist nicht getan…

„getan” ist nicht beibehalten…

(Konrad Lorenz)

Das Buch „You Just Don't Understand“ ist ein der beeinflussensten und berühmtesten Werke von D. Tannen, das auf linguistischen Untersuchungen basiert, aber dessen Thema von Anfang an nicht „Sprache und Geschlecht“ war. In ihren Studentenjahren hat Tannen mit John Gumperz gearbeitet, der ein Wissenschaftler im Gebiet der Sprechhandlung von verschiedenen ethnischen Gruppen ist. Gumperz hat bewiesen, dass kaum bemerkbare Unterschiede beim Sprechen von zwei verschiedenen ethnischen Gruppen zu einem Phänomen führen können, das er als „crosstalk“ oder „cross-cultural miscommunication“, ständige falsche Interpretationen von Worten anderer ethnischen Vertreter, die darauf nicht kommen, bezeichnet hat (Gumperz, 1989). Tannen hat diese Idee als Basis übernommen und im Falle der Kommunikation zwischen Frauen und Männern angewandt (Cameron, 2009). So ist die Theorie der verschiedenen Kulturen oder verschiedenen Welten (das Mann-Frau-Gespräch als interkulturelle Kommunikation) ihre Nische in der Linguistik besetzt. Im Unterschied zu radikalen feministischen Strömungen behauptet D. Tannen nicht, dass die Sprechhandlung von Männer oder Frauen falsch oder richtig vorzüglich oder nachzüglich ist, sondern unterschiedlich.

Der ähnlichen Ansicht auf die Kommunikation zwischen den Geschlechtern waren auch andere Wissenschaftler, wie J. Gray mit seinem weltberühmten Buch „Men Are from Mars, Women Are from Venus“. „Ohne das Bewusstsein dafür, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und sein sollen, sind Streit und Zwietracht in einer Beziehung vorprogrammiert“ (Gray, 1998: 19). Er behauptet, dass diese Unterschiede doch normal und teilweise gesetzmäßig sind: „Während des Seminars waren sie erstaunt festzustellen, dass ihre Unterschiede nicht nur völlig normal waren, sondern dass man sich geradezu auf sie verlassen konnte. Es beruhigte sie zu hören, dass auch andere Paare dieselben Verhaltensmuster erlebt hatten“ (Gray, 1998: 12).

    1. Psychologisch-sozialer Aspekt

„Zwei Leuten können nicht die Oberhand haben, deshalb sind Verhandlungen über Status vom Wesen her immer kontrovers.“ (Tannen 1991: S.25)

Die ersten Gründe des Unterschieds zwischen Frauen und Männern gehen Tannens Meinung nach in die Kindheit und Familienkreis zurück – so wachsen die Jungen und Mädchen in verschiedenen sprachlichen Welten auf. Nach ihren Beobachtungen, bevorzugen Kinder gleichgeschlechtliche Freundschaften. „Dabei sind Jungengruppen hierarchisch strukturiert und von Konkurrenz geprägt. Mädchen dagegen spielen in kleinen Gruppen oder zu zweit. Sie streben nach Bindung und Beliebtheit“ (Tannen 1991: 41). Diese unterschiedlichen Prinzipien des Unterhaltens verursachen unterschiedliche Kommunikationsstile in der Zukunft. Als anderen Urgrund dazu dient die häusliche Erziehung der beiden Geschlechter: die Mädchens werden anders erzogen und behandelt als Jungen, „angefangen damit, dass das Mädchen als helfende, häusliche Aufgaben und dass der Junge auf eher breiter angelegte wettbewerbsorientierte Aufgaben ausgerichtet wird“ (Goffman 1994:129).

Die Umgebung, in der die Kinder erwachsen, beeinflusst und sogar leitet ihr Vertreten. R. Lakoff nennt als Ursache, wie die Frauen sich beim Reden handeln, linguistische Diskriminierung, so lernen die Mädchen „eine weibliche Sprache“ um zu vermeiden, kritisiert für ihre Unweiblichkeit zu sein. Aber nach her, vermutet R. Lakoff, wird es gegen sie benutzt, dass sie unfähig sind, klar zu denken, überzeugend zu sprechen oder an ernsten Diskussionen teilzunehmen (Lakoff, 1975). Was Jungen angeht, werden sie stark kritisiert, wenn sie irgendwelche „weibliche“ Seiten demonstrieren: „Du bist wie ein Mädchen“ oder „Nur Mädchen machen so“ (Trömel–Plötz 2004).

Von diesen Ursachen entwickeln sich zwei unterschiedliche Weise zu sprechen, die sich wie ein roter Faden durch alle Kommunikationsstrategien von Männer und Frauen zieht:

  • Männer sprechen Status- und Unabhängigkeitssprache.

  • Frauen sprechen Bindungs- und Intimitätssprache.

Nehmen wir eine typische Situation als Beispiel: ein Mann und Frau fahren zu ihren Bekannten mit einem neuen Weg. Bei den Schwierigkeiten wird der Mann versuchen den Weg selbst zu finden, während die Frau dazu herbeiruft, um bei jemandem danach zu fragen. D. Tannen findet einen einfachen Grund: in der Situation, wann der Mann jemanden zur Hilfe ruft, verliert er seinen Status, weil wer die Information besitzt, hat den Vorzug.

Alltägliche Situationen, wenn ein Mann einer Frau die Tür aufhält oder am Parkplatz lässt sie weiterfahren – die Gesten des Gentlemans. Aber sogar in dieser Höflichkeit zeigt sich der Status: der Mann benimmt sich so, nicht weil die Frau dazu Recht hätte, sondern weil er ihr das erlaubt. Im Falle mit Frauen ergibt sich Status in der Beliebigkeit, aber sie gründet auf Bindung (Tannen 1991: 45).

Die Stereotypen, dass Frauen zu viel reden und Männer nicht zuhören könne, haben teilweise ihre Ursachen. Die Männer hören nicht besonders gern lange zu, erklärt D. Tannen, weil sie glauben, dass es sie als unterlegen einrahmen würde. Wenn die Frauen hören im Gegensatz gern zu, heißt es, dass sie erwarten aber, dass wenn sie jetzt zuhören, werden sie später auch angehört. „Sie sind frustriert, wenn immer jetzt und nie später ist“ (Tannen 1991: 154).

Der Stereotyp, dass Frauen mehr als Männer reden, ist unbegründet – das wird im Kapitel „Sprachliche Seite der Kommunikation“ nachgewiesen. Er kann dazu zugeschrieben werden, dass Frauen mehr offen bei der Unterhaltung sind: “Männer fühlen sich eher wohl, wenn sie öffentlich reden, während die Frauen sich eher wohl fühlen, wenn sie privat reden (Tannen 1998: 79). „In Bezug auf den Bereich Themen ergab sich, dass dem weiblichen Sprachverhalten die Merkmale über persönliche und private Themen sprechen und von Erfahrungen auf privaten Ebene berichten sowie sich über alles unterhalten können zugewiesen wurden“ (Gottbrgsen 2000:163).

Die Frauen scheinen über ihre Probleme ewig zu reden, während Männer versuchen sie zu lösen oder das Ganze ins Lächerliche zu zögen (Tannen 1991: 51). Es ist offensichtlich, dass Männer, z.B. weniger beim Telefonieren reden. Wenn die Frauen ihre Freundinnen anrufen, um einfach Nachrichten zu besprechen, machen die Männer das meistens, wann sie eine Frage haben oder „etwas wichtiges“. Solcher Standpunkt dient als Apfel der Zwietracht zwischen Männern und Frauen.

Frauen suchen Zustimmung, wenn sie sich ihre Probleme mitteilen und geben gegenüber zustimmende oder bestärkende Antworten. D. Tannen bringt zum Beispiel eine Situation, wo eine Frau der anderen über ihre Liebesaffäre erzählt, indem sie mit einem verheirateten Mann zusammen ist. Obwohl diese Situation für die andere Freundin unannehmbar ist, drückt sie ihrer Freundin ihr Verständnis aus. Über solche symmetrische Reaktionen wie Zustimmung, Bestärkung und Anteilname stellen die Frauen Solidarität her, findet S. Trömel-Plötz (1996). In den Reaktionen von Männern geht es um konstruierte soziale Identität, in denen von Frauen um Fürsorge und Austausch (Trömel-Plötz, 1996). Im Gespräch mit den Männern suchen Frauen auch nach Zustimmung und Verständnis, während die Männer, aus der Position der Lösung der Probleme, einen Ratschlag geben, wie es im Beispiel von D. Tannen beschrieben wird (Tannen 1991: 49). Sie stellt es fest, dass Verständnis symmetrisch ist, und Ratschläge – asymmetrisch.

Die Tendenz den Anderen zu besprechen findet ihre Gründe in dem, dass man beim Besprächen von einer abwesenden Person eine engere Bindung zu der Person herstellt, die da ist. „Leute die sich in ihrem Urteil über abwesende Dritte einig sind, demonstrieren, dass sie gemeinsame Werte und Vorstellungen haben“ (Tannen 1991: 114). Das Interesse der Männer ist mehr nach außen gerichtet: „Wenn Frauen befürchten, ausgeschlossen zu werden, wenn sie nicht darüber Bescheid wissen, was mit dieser oder jener Person gerade los ist, dann fürchten Männer, dass sie ausgeschlossen werden, weil sie nicht wissen, was mit der Welt los ist“ (Tannen 1991: 117-118). In einem breiteren Sinne zieht Klatsch die Rolle sozialer Kontrolle voll, wenn man die Meinung von anderen erfährt und ihre eigene Vorstellung über besprechende Person bildet.

Zu den öffentlichen Gesprächen, in denen Männer für ihren Status kämpfen können, zählt D. Tannen (1991: 77) solche Strategie des Unterhaltens wie Witzerzählen, weil Status und Bindung in diesen Situationen miteinander verknüpft sind: der Mann steht im Blickpunkt und hat die Möglichkeit, den Zuhörer durch einen Witz damit Vergnügen zu bereiten. „Wer anderen zum Lachen bringt, hat für einen flüchtigen Moment Macht über den Anderen“ (Tannen 1991: 150).

D. Tannen beachtet, dass wenn Frauen und Männer in identischer Weise reden, z.B. wenn alle Gesprächsteilnehmer Experte in einem Bereich sind, werden sie möglicherweise unterschiedlich bewertet. Erstens, verfügen die Frauen in Gesprächen im Vergleich zu Männern über ein eingeschränktes Rederecht, so werden sie häufiger unterbrochen (vgl. Pohl 1996, Lakoff 1973, Klann-Delius 2005). „Sie gehen ernsthaft auf die Argumente ihrer Gegner­/innen ein, also z.B. bei einem Angriff ihre Position aufrichtig verteidigen, anstatt mit einem Gegenangriff zu kontern“ (Trömel-Plötz 1996: 52). Sie geben auch ihre Defizite offen zu, wie es von S. Trömel-Plötz (1996) auf dem Beispiel einer Diskussion festgestellt wurde: „Ich weiß nicht, ob ich das schon genau sagen kann“ oder „Ich verstehe nichts von Wissenschaft, ich bin hier nur für Kunst zuständig“7. Ihrer Meinung mach sprechen Frauen persönlich und konkret – so wird ihre Absicht und Zweck klarer. „Statushohe Frauen bestehen nicht darauf, ständig ihren Status zu demonstrieren, indem sie Machtgesten benutzen, und sie müssen ihren Status nicht ständig bestätigen“ (Trömel-Plötz 1996: 53).

M. Pohl merkt auch, dass Frauen in Gruppengesprächen eher emotional agieren und sich eher freundlich und kooperativ verhalten, während Männer „instrumentell kontrolliert agieren und sich distanziert und unfreundlich verhalten“ (Pohl 1996: 92-93). „Das Gespräch zu leiten, aggressiv zu sprächen, die Gesprächsthemen zu bestimmen und häufig über Politik und Sport zu sprechen wurde […]für männliches Sprachverhalten gewertet“ (Gottburgsen 2000: 163). M. Pohl zeigt auch darauf hin, dass die Frauen mehr Gesprächsarbeit als Männer leisten, mehr Fragen stellen, sich höflicher aus als Männer drücken (z. B. indirekte Aufforderungen) und ihre Aussagen öfter abschwächen. Die Tatsache, dass Frauen in unserer Gesellschaft mehr Arbeit als Männer leisten, S. Trömel-Plötz Ansicht nach, bestätigt die These, dass sie verbindliche Beziehungen herstellen (Trömel-Plötz, 1996). D. Cameron (1992) betont auch ein anderes Merkmal der Frauenrede, dass ihre Rede nicht den Normen der Logik entsprechend gefasst ist, oder auf jeden Fall nach dem Frauenbegriff der Logik.

In der Interaktion übernehmen die Frauen häufiger die Rolle der Zuhörerin, demnach sollen Männer signifikant häufiger als Frauen dominant und autoritär sprechen, sich durchsetzen und die Gesprächsleitung übernehmen“(Gottburgsen 2000:163). Als Bestätigung bringt D. Tannen ihr Gespräch mit einer Verlegerin dazu. Sie haben einen Monolog eines Mannes per Radio zugehört, der ziemlich lange gesprochen hat. Wenn man D. Tannen gefragt hat, ob sie die Rede interessant gefunden hat, war die Antwort „Na ja“ und ein bisschen überlegt „Vielleicht hätte er das kürzer fassen können“. Am nächsten Tag erzählte Verlegerin:

„Ich hab noch mal über Ihre Frage nachgedacht. Nichts hätte mir gleichgültiger sein können, als das was er erzählt hat. Es ist so, dass ich mich schon so daran gewöhnt habe zuzuhören, wenn Männer endlos reden, dass es mich gar nicht mehr stört. Ich habe nicht mal mehr gemerkt, wie sehr ich mich gelangweilt habe, bis Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben“ (Tannen 1998: 131).

D. Tannen setzt die weibliche Rolle der Zuhörerin der Rolle einer Patientin entgegen, was zur Untersuchungen von von Alexandra Dundas Todd, einer Medizinsoziolinguistin, zurückgeht. Senta Trömel–Plötz (2004) stimmt ihrer Meinung zu und sieht im weiblichen Sprechhandeln eine Ähnlichkeit zwischen der Rolle sowohl einer Patientin, als auch eines Kindes und einer Frau. „Sie sind alle so sozialisiert worden, dass sie sich dem Willen von anderen beugen, und für alle besteht die Erwartung, dass sie Gehorsam gegenüber der Autorität zeigen“ (Trömel-Plötz 2004: 176).

Das Problematische im Gespräch zwischen Männern und Frauen sieht D. Tannen (1998: 62) in einer unterschiedlichen Erwartungshaltung. Als Kommunikationsweg zwischen ihnen findet sie es, „dass sie versuchen sollen, die andere Seite in Rahmen ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit zu akzeptieren, statt die Maßstäbe der einen Gruppe auf das Verhalten der anderen zu übertragen“ (Tannen 1991: 129).

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]