
- •Die Wortbildung als der wichtigste Weg und das produktivste Verfahren der Wortschatzerweiterung
- •6. Neologismen und ihre Klassifikationen
- •7. Linguistische Merkmale der Neologismen unserer Zeit
- •8. Lexikologische und lexikografische Aspekte der Neologismenforschung
- •V. Die wortbildung als der wichtigste weg und das produktivste verfahren der wortschatzerweiterung
- •1. Die Wortbildung als linguistische Disziplin. Gegenstandsbereich der Wortbildung. Allgemeine Charakteristik der wichtigsten Begriffe der Wortbildungslehre
- •2. Zusammensetzung (Komposition)
- •3. Ableitung (Derivation)
- •4. Zusammenbildung
- •5. Kurzwortbildung (Abkürzung)
- •5. Kurzwortbildung (Abkürzung)
- •6. Konversion (Wortartwechsel)
- •7. Wortschöpfung durch Lautnachahmung
7. Wortschöpfung durch Lautnachahmung
Die Wortschöpfung in Form einer Laut- oder Schallnachahmung ist eine besondere Wortbildungsart, bei der die Wörter infolge der klanglichen Nachahmung von Naturlauten entstehen: Kuckuck, Uhu, bums!, klatsch!, platschen, plätschern etc. Derartigen Wörtern liegt fonetisch-fonemische (natürliche) Motivation zu Grunde. Zwar ist hier das Formativ natürlich determiniert, doch ist der Sprachkörper kein genaues Abbild des entsprechenden Geräusches oder Klangs. Davon zeugt ein Vergleich schallnachahmender Wörter (Schallwörter) in verschiedenen Sprachen, die ähnlich sind, aber nur selten völlig übereinstimmen. So lautet der Hahnenschrei auf deutsch: kikeriki!, auf russisch: кукареку!, auf englisch: cock-a-dood-le-doo!
Die Lautnachahmung ist jetzt nicht produktiv.
Lautnachahmende (lautmalende) Wörter können verschiedenen Wortarten angehören. Das sind:
- Interjektionen: ach!; au!; bums!; klatsch!;
- Verben: brummen, dröhnen, knacken, knallen, lispeln, murmeln, miauen, pfeifen;
- Substantive: Krach, Krähe, Kiebitz, Kuckuck, Uhu; die Miau – Katze.
Aus sprachtheoretischer Sicht ist die Lautmalerei von aktuellem Interesse in dem Sinne, dass bei mehreren Wörtern der natürliche innere Zusammenhang zwischen Lautung und Bedeutung nachgewiesen werden kann. Hiermit wird die Gültigkeit der Saussure'schen These vom arbiträren (willkürlichen) Charakter des sprachlichen Zeichens notwendigerweise eingeschränkt.
Immer mehr Beispiele (vor allem Wörter) aus verschiedenen Sprachen beweisen die fonetische Motiviertheit sprachlicher Zeichen, eine direkte, natürlich determinierte Beziehung zwischen Lautkomplex und Inhalt, Sinn. Es handelt sich dabei um den so genannten Lautsymbolismus. Der französische symbolistische Dichter Arthur Rimbaud verfasste ein Gedicht über verschiedene Qualitäten der Vokale. Das I weist auf etwas Dünnes, Feines, Spitzes hin (z. B.: Biene, Blitz, Giebel, Igel, Spitze, piepsen, zischen), das O verweist auf etwas Großes, Geräumiges, Rundes, Wertvolles, was (hohl) klingt, sich bewegt: groß, voll, Gott, Volk, Kopf, Donner, Mond, Wort, fort, holen, kommen, rollen.
Der fonetischen Motiviertheit des Wortes liegt eine strukturelle (nicht materielle) Ähnlichkeit von Lautkomplex und Inhalt zu Grunde (V. Levizkij). Die Lautstruktur der Bezeichnung ist in diesem oder jenem Grad der Struktur des bezeichneten Gegenstandes bzw. der Erscheinung isomorph (d.h. gleichgestaltig), z. B. die Definition von „Zickzack(linie)“ enthält solche Komponenten wie „scharf“, „Knick“, „hin-her“, was der fonetischen Struktur des Wortes entspricht.