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613897_0139E_moskalskaja_o_i_deutsche_sprachges...doc
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§ 70. Die Erweiterung des deutschen Sprachraiims durch die feudale Oslexpansion. Die mittelhochdeutschen lirrilorialdialeklc

Die gewaltsame Eroberung der eil»- und nslseeslawisehen Gebtete.

Im 12. und 13. Jh. hat sich der deutsche Sprachraum infolge der Expan­sion nach Osten und der Eroberung slawischer und haitischer Gebiete stark erweitert

Die Aggression deutscher Feudalherren gegen die westslau ischen Stam­me, die zwischen Oder. Havel. Spree. Elbe. Saale und dem Erzgebirge leb­ten, begann noch im 10 Jh.. '■lieЯ aber auf hartnackigen Widerstand der Slawen und erlitt einen Ruckschlag, so dass die Deutschen nur einen Teil des eroberten Territoriums, die Lausitz (das Gebiet der Sorben beiderseits der oberen Spree), halten konnten. Hier wurden die Mark Lausitz und die Mark MeiЯen gegrьndet (spateres Obersachsen).

Im 12 Jh wurde die Aggression gegen die westslawischen Volker erneu­ert. Trotz dem hartnackigen Widerstand der Slawen wurden um die Mitte des 12 Jh die slawischen Territorien zwischen Oder und Elbe so«, ie an der Ost­see durch Gewalt, Mord und List erobert. Hier wurden die Markgrafschaften Brandenburg (1150). das Herzogtum Mecklenburg (1170) und das Herzogtum Pommern (1180) gegrьndet Infolge der deutschen Eroberung wurden viele slawische Ortsnamen eingedeutscht, so d Brandenburg («- HpaioiuH 6op). Leipzig («— JlnneuK). Lьbeck («— JIioцch). Danzig («— laaiibCK). Breslau (*— lipon i im i. Pommern (<— lloMopbc), Imusьz («— JlyatHUbi). die Spree («— UlupoBa). die Havel (*- I aBc.ia) u. a. m.

Die slawische Bevцlkerung wurde massenweise vernichtet; die Ьberle­benden wurden unterjocht und bedrangt Den Slawen war verboten, sich in Stadien niederzulassen. Handel und Gewerbe zu treiben und in Zьnfte auf­genommen zu werden. Sie wurden mit Gewalt christianisiert und einge­deutscht Die slawische Kultur wurde ausgerottet. Auf slawischem Boden entstanden reiche deutsche Kloster, GroЯgrundbesitze geistlicher und welt­licher Feudalherren. Aus Sachsen. Hessen, aus den Niederlanden und aus Burgunden strцmten deutsche Ansiedler herbei, angelockt vom fruchtbaren Boden und Privilegien. So folgte auf die Ritterknlonisalion die Bauernkolo­nisation, was die Eindeutschung dieser Territorien vollendete.

Die Ausbeuteherrschafl des Deutschen Ordens in den baltischen Landern. Im ausgehenden 12. Jh. begann die Aggression der deutschen Feu­dalherren gegen die baltischen Vцlker. Obwohl sich das Christentum unter diesen Vцlkern schon viel frьher unter dem Einfluss des benachbarten und befreundeten RuЯland (Nowgorod. Pskow. Smolensk) verbreitet hatte, un­terstьtzte der Papst unter Vorwund christlicher Missionierung die deutsche Aggression gegen die Ballen. Die geistlichen Ritterorden (Deutscher Or­den, Orden der Schwertbruder) drangen in Livland und Estland ein, ver­wьsteten sie. betrieben die grausamste Eroberungs- und Germanisierungs-polmk und begrьndeten hier die Ordenssiaaten. die sie an das Heilige Romi-

■.che Reich angliederten Du die groЯe Entfernung von den deutschen Stamm­gebieten die Bauemkolonisation erschwerte, wurde die heimische Bevцlke­rung verschont und zu Leibeigenen gemacht (das Leiheigentum wurde hier schon seit dem 14 Jh eine allgemeine Erscheinung). Die Deutschen seihst bildeten hier nur eine dьnne Oberschicht der Bevцlkerung - die Gutsbesit­zer und das stadtische Bьrgertum

1230 drangen die Ritter des Deutschen Ordens in das Slammland des baltischen Volkes der PreuЯen (litauischer Stamm der Pntzzen) cm. Sie ver­nichteten grausam die heimische Bevцlkerung und christianisierten und un­terjochten die Uberlebenden. Die Eroberer eigneten sich den Namen des besiegten und vernichteten Volkes an und grьndeten aul seinem Territorium den Staat des deutschen Ordens (spater Herzogtum PreuЯen) Weitere Ag­gressionen der Deulschnttei nach dem slawischen Nordosten, die sie 1241 im Bunde mit Danemark und Schweden gegen Pskow und Nowgorod unter nahmen, wurden von dem russischen Heer unter Fuhrung Alexander Ncw-skis vereitelt Hier wurden sie auch von Alexander Newski entscheidend geschlagen Der Orden erlebte im 14. Jh seine grцЯte Machtausdehnung. 1380 riss er den polnischen Hafen Gdanjsk (d. Danzig) an sich, unterlag ahet 1410 dem Heer der Polen. Litauer und Tschechen, die ihm. unterstutzt von den Russen, in der Schlacht bei Grunwald eine vernichtende Niederlage beibrachten. Der Orden kam unter polnische Lehnhoheit

Das Vordringen der deutschen Sprache nach Bцhmen und Mдhren. Die deutsche Sprache fand auch in Bцhmen und Mahren Verbreitung, da sie seit Ausgang des 10. Jh. dem Rцmischen Reich angehцrten. Besonders gunstige Voraussetzungen fьr das Vordringen der deutschen Sprache auf tschechischem Boden entstanden im 14 Jh.. als der tschechische Kцnig Karl Luxemburg 1346 zum deutschen Kaiser gewдhlt wurde (die tschechische Dynastie der Luxem­burger enlspross der Ehe eines Luxemburgs mit der Erbin der Pfcmyslidcn). Prag wurde nun fьr fast andenhalb Jahrhunderte (1308- 1437) der Sitz deut­scher Kaiser Die Bauern koloni sali on aus Deutschland beschrankte sich hier auf die Randgebiete Dagegen ging die Eindeutschung des geistlichen und weltli­chen FeudaladeK schnell vor sich Deutsche Kaufleute lieЯen sich in den tsche-v hisehen Stдdten nieder Besonders intensiv wurde die Eindeutschung der stдd­tischen Bevцlkerung und des Feudaladels unter den Luxemburgern Inden Stдd­ten, besonders in Prag, konkurrierte die deutsche Sprache erfolgreich mit dem Tschechischen Die Reaktion auf die Germanisierungspoliiik waren die Hussi­tenkriege (14 iy- 1434), ein nationaler tschechischer Religionskneg der Bauern gegen den deutschen Adel und die Ohermacht des deutschen Kaisers Trotz der Niederlage der Hussitcnhewcgung erfolgte 1452 der Austritt Bцhmens aus dem Rцmischen Reich. Unter Gefahr des Turkeneinfalls wurde Bцhmen 152b dem цsterreichi.sehen Staat der Habsburger angegliedert, wusste aber seine Kultur und Sprache zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Das Vordringen der deutschen Sprache nach Polen und Ungarn. Auch im Kцnigreich Polen verbreitete sich die deutsche Sprache, vor allem in den Stдdten. Die polnischen Fьrsten und Kцnige sahen es gern, wenn sich deut­sche Kaufleute und Handwerker in groЯer Zahl in den polnischen Stдdten niederlieЯen Sie gewahrten ihnen Privilegien und das Rechl auf Selbstver­waltung Der polnische Adel war keineswegs geneigt, die polnische Zunft­produktion vor auslдndischer Konkurrenz zu schьtzen Er dachte nur daran, seine Bedьrfnisse an auslдndischen Erzeugnissen, besonders an Luxusarti­keln, mit mцglichst geringem Kostenaufwand zu befriedigen In den Rand­gebieten (Pommern und Schlesien) erfolgte eine intensive Rillet- und dann auch Bauernkolonisation. die zur Germamsiening und zur Abtrennung die­ser Gebiete von Polen fьhrte.

Die deutschen Kolonisten drangen auch bis nach Ungarn vor. wo zahlrei che deutsche Siedlungen entstunden

Die Entstehung von koluniuldialekten. In den besetzten und kolmn sierten цstlichen Gebieten entwickelten sich neue Dialekte der deutschen Sprache. Diese neuen Dialekte unterscheiden sich von den altcrerbten deut sehen Diaickten nicht nur durch ihren Urspmng, sondern auch durch ihre Beschaffenheit und werden daher als Kolonial- oder Sicdlungsdialekte be­zeichnet. Ihre Eigenart ist dadurch bedingt, dass die eroberten цstlichen Gebiete aus verschiedenen Gegenden des deutschsprachigen Stammtandes besiedelt wurden, was zur Integration der Dialekte (d. h Mischung und Ver­schmelzung der Dialekte) fьhrte. Der Norden und Nordosten des besetzten Territoriums wurden vorwiegend aus dem Nordwesten, aus dem niederdeut­schen Sprachraum besiedelt Hier entwickelten sich entsprechend neue nie­derdeutsche Dialekte, und zwar ostniederdeutsche Dialekte: Mecklcnbur gisch. Brandenburgisch, Pommersch Dem Niedersachsischen am nдchsten steht das Mecklenburgische Dagegen weisen die anderen ostniederdeutschen Dialekte einen gemischten Charakter auf. So beteiligten sich an der Besied­lung der Markgrafschaft Brandenburg nicht nur Sachsen, sondern auch Niederlдnder id h Iraker der ruederfrankisehen Mundart) und Franken aus dem mitteldeutschen Westen Daher verbinden sich im Brandenhurgischen Charakterzuge verschiedener Dialekte, darunter auch hochdeutscher (mit­teldeutscher). Auch das Pommersche und PreuЯische weisen trotz, nieder­deutscher Grundlage einige hochdeutsche Charakterzьge auf.

Das Pommersche, das PreuЯische und das Sc friesische (s weiter unten), die sich im behandelten Zeitalter цstlich der Linie Oder-NeiЯe 3uf polni­schem und baltischem Territorium enlwickell hatten, haben in der neuen Zeit ihre Selbstдndigkeit verloren, nachdem diese Territorien entsprechend den Beschlьssen der Potsdamer Konferenz an ihre eigentlichen Besitzer zurьck­gegeben wurden.

Im Osten des neugewonnenen slawischen Territoriums (die Marken MeiЯen. Lausitz und Schlesien) entwickelten sich die ost mitteldeutschen Dialekte, de­nen sich auch das benachbarte Thьringen anschloss. Die Kernlandschatt des Ost mitteldeutschen war die Mark MeiЯen (spдteres Obersachsen i. Es waie ein Irrtum, die ostmitteldeutschen Dialekte lediglich als Fortsetzung des West­mitteldeutschen zu betrachten. Die Besiedlung des ostmiticldeuischen Sprach­raums erfolgte, wie die Forschungen von Theodor Frings und seiner Mitarbei­ter gezeigt haben, aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Uber Magdeburg strцmten die Ansiedler aus dem niederdeutschen Nordwesten, ьber Erfurt aus

dem mitteldeutschen Westen, ьber Wurzburg und Bamberg aus Mainfranken, d. h. aus dem Sudwesten. Obwohl die Grundlage des Ostmitteldeutschen die mitteldeutschen Dialekte bildeten, vereinigt es in sich auch mehrere nieder­deutsche und oberdeutsche Charakterzuge. So vereinigten sich im meiЯnischen Dialekt die wichtigsten lautlichen Neuerungen, die sich um diese Zeit in ver­schiedenen deutschen Dialekten entwickelten: a) die aus dem mitteldeutschen Sprachraum stammende Monophthongierung aller Diphthonge (guot > gut, mьede > mьde: diese Erscheinung fehlt in den oberdeutschen Mundarten, vgl. obd. gu*i 'gut', mi.xi mьde'). b) die Diphthongierung alter langer Vokale, die dem Bairisch-Цsterreichischen entstammte {zit > Zeit, liьs > Haus; das Nie­derdeutsche bewahrte die alten langen Vokale, vgl. tid 'Zeit*, hьs 'Haus).

Gliederung der mittelhochdeutschen Tcrritorialdialckte. Fьr das 13.-14. Jh. und die folgenden Jahrhunderte ergibt sich nachstehende Glie­derung der deutschen Dialekte:

I. Niederdeutsche Dialekte

  1. Niederfrankisch

  2. Niedersachsisch

  3. Ostniederdeutsch: Mecklenburgisch Brandenburgisch (Markisch) Pommersch

PreuЯisch

II. Mitteldeutsche Dialekte

  1. Rheinfrankisch

  1. Mitlelfrankisch: Moselfrankisch Ri puanseh

  1. Hessisch

  1. Ostmitteldeutsch: MeiЯnisch oder Obersдchsisch Thьringisch

Sch lesisch

III. Oberdeutsche Dialekte

  1. Schwдbisch-Alemannisch

  2. Bairisch-Osterreichisch

  3. Sudfrankisch 4 Ostfrankisch